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Aus der Spur

Aus der Spur

Titel: Aus der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Smith
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würde er jeden Moment platzen. Shamus lächelte und schüttelte den Kopf. Auf dem Weg zu Jakes Büro musste er an Hank vorbei.
    » Du hast völlig recht « , sagte Shamus. » Die beiden sind total durchgeknallt. Zum Glück habe ich die Provision nicht ausgegeben, bevor ich das Geld in der Tasche hatte. « Er schlug einen Tonfall an, der sagen sollte: » Man kann nicht alles haben. «
    » Hab’ ich dir doch gleich gesagt « , meinte Hank mitfühlend. » Verschwend deine Zeit nicht mit solchen Spinnern. Die sind einfach unglaublich. Ich meine, ich begreife nicht, in was für einer Welt die leben, Mann. Die sind nie zufrieden, egal, wie weit du mit dem Preis runtergehst. Also versuch ich’s erst gar nicht. «
    Shamus betrat Jakes Büro. Er wollte die Sache hinter sich bringen.
    » Shamus, was war denn da los? Was ist passiert?«
    Er erzählte Jake von den neuen Forderungen und dass Stiles über die Sache mit der Nachbarin des Inhabers Bescheid gewusst hatte.
    » Diese Stadt ist einfach nicht groß genug. Als Nächstes will jeder Hinz und Kunz den gleichen Nachlass haben. «
    Shamus nahm gerade genug von dem auf, was Jake sagte, um an den passenden Stellen zu antworten. Doch der Großteil seiner Aufmerksamkeit wurde von dem brennenden Verlangen in Anspruch genommen, seine Rechnung mit Myrtle und Larry zu begleichen. Bald, sagte er sich. Andererseits: Was war mit Heather? Die Presse hatte viel zu schnell Wind davon bekommen. Vielleicht sollte er sich erst einmal zurückhalten. Die Leute hier würden sich vielleicht an Myrtle erinnern… Unvermittelt musste er an das Eishaus denken und konnte Grans Franzbranntwein riechen.
    » …glaubst du, es hat Sinn, da noch mal nachzuhaken? Ich meine, wie seid ihr denn verblieben? « , riss ihn Jakes Stimme aus seinen Gedanken. Sie klang wie die von Gran.
    » Wir sind so verblieben, dass wir nicht ins Geschäft kommen. « Der Druck in seinem Kopf wurde stärker. Nicht jetzt, Gran, dachte er. » Aber wir haben wahrscheinlich dann wieder eine Chance, wenn sie bei Marlo ausgelacht werden. « Shamus hatte das Gefühl, sein Geist würde über seinem Körper schweben. Es war, als würde er sich selbst dabei zusehen, wie er eine sinnvolle Unterhaltung mit Jake zu führen versuchte.
    » Du nimmst die Sache aber locker « , sagte Jake. » Ich würde mich über so was furchtbar aufregen. «
    Shamus hörte Grans Kuhglocke läuten. Hinter seinen Schläfen pulsierte es im Takt zu den Glockenschlägen.
    » Ein Wutanfall bringt uns auch nicht weiter. Mit diesen Leuten kann man nicht vernünftig reden. Ich hoffe, dass sie es sich anders überlegen. Aber im Moment habe ich keine andere Wahl, als die Sache unter ›dumm gelaufen‹ zu verbuchen und weiterzumachen. Stimmt’s? « Shamus musste hier raus.
    » Schade, dass wir keine Orden für einen kühlen Kopf verleih… Oh, mein Gott! «
    Shamus spürte, wie ihm etwas Nasses über die Oberlippe lief. Augenblicklich vereinte sich sein Geist wieder mit seinem Körper. Er hielt sich die Hand unter die Nase, und sie füllte sich mit Blut. Rote Tropfen bespritzten die Unterlagen auf Jakes Schreibtisch.
    Fieberhaft wühlte Jake in einer seiner Schreibtischschubladen. Shamus legte den Kopf in den Nacken und schluckte Blut. Ihm kam die Galle hoch. Jake drückte ihm einen Stapel Taschentücher in die Hand, und Shamus presste sich eins gegen die Nase. Ihm war schwindlig.
    » Schaffst du es bis zur Toilette? Soll ich einen Notarzt rufen? « Jake hörte sich wieder an wie Jake. Shamus winkte ab und nahm sich ein frisches Taschentuch. Die durchweichten Tempos warf er in den Mülleimer. Dann marschierte er durch den Ausstellungsraum Richtung Toilette.
    Die anderen Verkäufer starrten ihm mit offenem Mund hinterher.
    Shamus’ Nase hatte aufgehört zu bluten, aber er sah aus, als hätte jemand auf ihn geschossen. Während er sich die verkrusteten Blutschmierer abwischte, klärte sich sein Kopf allmählich. Er hatte Grans Botschaft verstanden.
    Im Kopf ging Shamus die Verhandlungen noch einmal durch. Er knüllte ein paar Papierhandtücher zusammen und hielt sie sich vor den Mund, um seinen Frustrationsschrei zu dämpfen. Als er den Blick hob und in den Spiegel sah, war sein Gesicht wutverzerrt.
    Und wie er das Ganze unter ›dumm gelaufen‹ verbuchen würde! Schließlich hatte er eine neue Kategorie eröffnet: ›dumm gelaufen– für dich ‹!
    Der letzte Rest seiner Vorsicht war zusammen mit den blutdurchtränkten Taschentüchern im Müll gelandet.

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