Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

schon wieder an ihnen vorbei.
    Stephanos blickte über die Schulter auf die computeroptimierte HUD , die um ihn herum projiziert wurde. »Was zum …?«
    Die Archangels vier und acht führten fluchend Rollmanöver aus, um einen Zusammenstoß mit den Drasin-Jägern zu vermeiden. Das Geschrei der Piloten erfüllte den Äther.
    »Wohin zum Teufel wollen sie?«
    Stephanos machte große Augen. Dann machte es in seinem Kopf »Klick«, und er riss seinen Jäger brutal herum. Der Archangel vollführte eine 180-Grad-Drehung, wobei sein Flügelmann durch die abrupte Vektoränderung gezwungen wurde, diese Wende in einem größeren Radius nachzuvollziehen. Dann zündete Stephanos seine Reaktoren und gab Vollschub.
    Der Jäger kreischte und schüttelte sich bei der plötzlichen Vektoränderung; und selbst mit auf Gefechtswert eingestelltem CM-Feld spürte er, wie er durch den Druck der Beschleunigung tief in den Sitz gepresst wurde.
    »Steph! Verdammt, Steph!«, rief Lieutenant Franklin »Burner« Amherst über das taktische Netz und riss seinen Jäger in einer unglaublich engen Kurve herum. Dann zündete er seinen Zwillingsreaktor und gab ebenfalls Vollschub.
    Stephanos ignorierte die Beschwerden seines Flügelmanns und vertraute darauf, dass der jüngere Pilot ihn schon wieder einholen würde. Er wollte keine Zeit bei der Verfolgung der Drasins verlieren.
    »An alle Angels«, rief er schroff über das taktische Netzwerk, »auf Kamikazeangriffe auf das Prim-Kriegsschiff achten.«
    Mehr musste er nicht sagen.
    Die Archangels stießen wüste Flüche aus und vollführten Wendemanöver mit einem so engen Radius und einer so hohen Beschleunigung wie nie zuvor. Nach kurzer Zeit flog die gesamte, aus zwölf Jägern bestehende Staffel wieder mit Vollschub in Formation.
    Das riesige Priminae-Kriegsschiff vor ihnen war nicht mehr als ein kleiner Punkt auf den Bugscanner-Sensoren, doch seine Entfernung betrug »nur« ein paar Lichtsekunden, und sie – und die Drasins – flogen mit einer sehr hohen Geschwindigkeit.
    »Weit auffächern, Angels!«, rief Stephanos und nahm die linke Hand vom Schubregler. Dann gab er zur Verdeutlichung seines Befehls eine Reihe von Kommandos ein, wobei er mit dem Finger über den Touchscreen zwischen den Knien fuhr.
    Nach wenig mehr als einer Minute hatte sich die Zwölfer-Gruppe aus dem direkten Windschatten der Drasin-Formation gelöst und sich weiträumig aufgefächert. Die Fliegerasse waren nun voll in ihrem Element und ritten auf ihren Triebwerken durch den Weltraum den fremden Schiffen entgegen.
    »Damit dürften wir vermeiden, dass wir in ›freundliches Feuer‹ geraten«, murmelte Stephanos, wobei er es vermied, das Wort dürften zu sehr zu betonen. »Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben, meine Damen und Herren – Feuer nach eigenem Ermessen! Schickt diese Bastarde zur Hölle.«

 
    Priminae-Schiff Vulk
    Capitaine Johan Maran verfolgte die Geschehnisse mit seinen lichtschnellen Beobachtungssystemen in allen Einzelheiten und mit wachsender Besorgnis.
    »Alle Waffen auf die sich nähernden Drasin-Raumjäger ausrichten, Ithan«, befahl er grimmig und fragte sich, ob das, worüber er sich Sorgen machte, überhaupt möglich war.
    »Ja, Capitaine.«
    Die befohlenen Maßnahmen wurden fast augenblicklich getroffen, doch Maran war noch immer besorgt. Die Vektoren der Drasin-Jäger, die er ablas, waren schwer zu interpretieren, denn sie führten sehr komplizierte Ausweichmanöver durch. Sofern sein Urteilsvermögen aber nicht völlig getrübt war, wollten sie sein Schiff tatsächlich auf kurze Distanz angreifen.
    Jedenfalls hatte es den Anschein.
    Drasin-Jäger waren als Ziel extrem schwer zu erfassen. Aufgrund ihrer Manövrierfähigkeiten waren sie mit größeren Waffen kaum zu treffen; und die wenigen kleineren Laser, die ihm zur Bekämpfung so schneller Ziele zur Verfügung standen, vermochten gegen die Drasin-Panzerung wenig auszurichten.
    Er hoffte, dass die Jäger der Odyssey ihm dieses Problem vom Hals schaffen würden …
    »Capitaine, die Jäger der Odyssey haben den Kurs geändert.«
    Marans Augen weiteten sich, und er beobachtete die Signale der sich auffächernden Raumjäger. Sie änderten ihre Verfolgungsvektoren so weit, dass sie sich nun nicht mehr innerhalb seines Feuerradius befanden.
    Was denn? Können sie jetzt auch schon Gedanken lesen?
    Maran schüttelte den bizarren und wenig zielführenden Gedanken ab und nickte nur zufrieden.
    »Mit den Hauptlasern auf die Drasin feuern. Volle