Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
ich sie innerhalb von zwanzig Minuten verstauen. Wenn man mir endlich sagen würde, worum es sich dabei handelt.«
»Und wenn sie nicht für Sie ist, und wenn man es uns nicht sagt, werde ich sie innerhalb von fünfzehn Minuten in dieses Shuttle verladen.«
Dieser kleine Wortwechsel inspirierte die beiden zu einem glucksenden Lachen, das jedoch gleich wieder durch einen penetranten Ton von Sittlers Datenplakette unterbrochen wurde. Er zog sie aus der Beintasche und betrachtete sie für einen Moment. »Gut, ich werde …«
»Was gibt’s denn, Sit?«, fragte Rachel und sah zu ihm herüber.
»Sie ist doch für mich. Ein paar Prototypen von neuen Antischiffs-Raketen für die Angels. Man hat wohl beschlossen, uns als Versuchskaninchen für die ganzen neuen Spielsachen einzusetzen«, erwiderte Sittler. Er wusste nicht, ob er sich nun darüber freuen sollte oder nicht.
Rachel Corrin grunzte verächtlich. »Sie glauben, das wäre schlimm? Dann sollten Sie sich erst mal das Gejammer der Marines anhören.«
»Ach ja? Was ist denn bei denen los?«
»Irgendein Bürokrat scheint wohl beschlossen zu haben, dass wir noch mehr Feuerkraft brauchen …«
»Da kann ich ihm nicht einmal widersprechen.« Sittler grinste.
»Wohl nicht. »Corrin erwiderte das Lächeln. »Nur haben sie uns dieses Ungetüm von einer Rüstung geschickt. Dreieinhalb Meter groß und geht auf zwei Beinen … und zwar auf zwei ›linken‹ Beinen, wenn man Greene so reden hört – und einen blutjungen Lieutenant, der das Ding steuern soll.«
Sittler zuckte zusammen. »Autsch.«
»Und es kommt noch besser.« Corrin lächelte verschmitzt. »Anscheinend verfügt es über ein NICS -basiertes Steuersystem. Sieht so aus, als ob Ihre Leute nicht mehr die einzigen Wahnsinnigen an Bord wären.«
Sittler zuckte zusammen. »Es hat ein was? Sie wollen mich wohl verarschen!«
»Leider nein, Sit.«
»Verdammt!«, fluchte Sittler. »Der Captain wird ausflippen!«
»Was? Wieso denn?« Corrin runzelte verwirrte die Stirn.
»Wissen Sie denn nicht – nein, natürlich wissen Sie das nicht. Entschuldigung, Rachel«, erwiderte Sittler und wedelte mit der Hand. »Ich vergesse immer, dass die meisten Leute den Angels keine allzu große Aufmerksamkeit schenken. Sie sind sich bewusst, dass es nur eine Archangels-Staffel gibt?«
»Ja … das sind schließlich teure Fluggeräte.«
»Sicher, aber so teuer nun auch wieder nicht. Es ist nämlich schwieriger, Piloten zu finden, die mit der NICS -Steuerung umgehen können, als die verdammten Dinger zu bauen«, sagte Sittler verdrießlich. »Während des Krieges hatten wir nie genügend Piloten, dafür aber zu viele verdammte Fluggeräte. Der Captain und Steph werden nicht sehr begeistert sein, wenn die Konkurrenz qualifizierte Leute von den Angels abwirbt.«
Corrin zuckte die Achseln. »Hey, er ist nur eine Landratte. Er sieht nicht so aus, als hätte er das Zeug dazu, eins von Ihren Babys zu fliegen.«
Sittler seufzte. »Wahrscheinlich nicht. Trotzdem kommt das nicht gut an.«
»Scheiße passiert eben«, sagte Corrin mit einem Schmunzeln. »Und jetzt schaffen Sie endlich diesen Kram von meiner Verladerampe!«
Cheyenne Mountain
NAC-Kommandozentrale
Colorado
Die Cheyenne-Mountain-Einrichtung war Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts als atombombensicherer Stützpunkt errichtet worden. Sie hatte für über ein Jahrhundert NORAD , das nordamerikanische Luftverteidigungskommando, beherbergt, bis die unterirdische Anlage zu Beginn des Block-Kriegs umgebaut wurde, um den gemeinsamen Generalstab für die kurzlebige Gegenoffensive der Alliierten Nationen dort unterzubringen.
Als zur Mitte des Block-Kriegs der amerikanische Kontinent dann der Bedrohung durch einen Zangenangriff mit Raketen ausgesetzt war, zogen die vereinigten Generalstabschefs vom Pentagon, das – trotz des ausgedehnten unterirdischen Bunkersystems, das damals noch genutzt wurde – als ein weiches Ziel für die neuen gesteinsbrechenden Sprengköpfe galt, in die Cheyenne-Mountain-Anlage um. Seitdem hatte die Konföderation die Verteidigungseinrichtungen der Anlage ständig gewartet und zum Schutz gegen ballistische und energetische Waffen auf den neuesten Stand gebracht. Die Bergfestung war damit praktisch zur Kommandozentrale für den gesamten nordamerikanischen Kontinent geworden.
Admiralin Gracen marschierte mit ihrem Adjutanten zügig durch die in den Felsen gehauenen Tunnels und ignorierte dabei die vereinzelten Personen, die ihren eigenen Verrichtungen
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