Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
größten Teil seiner Masse. Sie mussten ihn als Bedrohung für Ranqil entschärfen – ungeachtet der akuten Situation an Bord.
»Triebwerksleistung auf ein Achtel erhöhen«, befahl sie. »Aber vorsichtig.«
»Ja, Capitaine.«
»Wir verlieren Luft! Sektor dreiundvierzig, Deck zwölf!«
Die Cerekus erzitterte, als die Leistung der starken Triebwerke, die der Masse des großen Kometenbruchstücks entgegenwirkten, etwas erhöht wurde. Tianne spürte, wie die Erschütterungen durch das Deck auf ihren Körper übertragen wurden. Wobei sie allerdings nicht genau wusste, ob diese Erschütterungen wirklich durch die Triebwerke verursacht wurden – oder doch eher durch das Bewusstsein, dass ihr Schiff von einem Feind angegriffen wurde, gegen den sie und ihre Leute erst noch eine Abwehrstrategie entwickeln mussten.
»Die Sicherheit meldet Kontakt mit Drasins, Sektor zehn, Deck neun!«
»Ich will, dass jedes verfügbare Besatzungsmitglied den Raum um uns herum absucht. Auch optische Beobachtungsgeräte einsetzen, wenn es sein muss! Stellen Sie fest, woher sie kommen!«
In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie da in eine Sache hineingeraten war, für die sie nicht ausgebildet worden war. Für diese Situation gab es keine Dienstvorschrift, kein Protokoll, das sie befolgen konnte.
Sie wurde von Angst gepackt, doch kämpfte sie tapfer dagegen an. Sie hatten schließlich noch einen Auftrag zu erledigen.
Zentralkommando,
Mons Systema, Ranqil
»Notsignal von der Cerekus , Admiral.«
Admiral Rael Tanner drehte sich an seinem Arbeitsplatz um und ging zu dem jungen Ithan, der sich gemeldet hatte. »Was für ein Notfall?«
»Drasins, Admiral.«
Tanners Miene verfinsterte sich, und er ging zu seiner Kommandostation zurück. »Details, Ithan. Auf meine Station.«
»Ja, Admiral.«
Die Informationen lagen schon vor, als er die Station wieder erreichte. Tanner konnte kaum glauben, welche Datenflut noch immer von der Cerekus einging. Dass sie geentert worden war, war schon schlimm genug – und dann noch unter solchen Umständen. Das ergab doch keinen Sinn.
Wie hatten sie sich dem Schiff überhaupt unentdeckt nähern können? Er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendetwas unbemerkt in den Erfassungsbereich dieser gewaltigen Schiffe gelangte; sie waren doch mit mehr Technik vollgestopft als seine eigene Kommandozentrale.
Leider hatte Capitaine Tianne diese Informationen nicht mit dem Notsignal gesendet; also musste Tanner davon ausgehen, dass sie es selbst nicht wusste. Er richtete den Blick auf die Bildschirme, die in Echtzeit die Position der Cerekus verfolgten, und stellte fest, dass sie noch immer versuchte, den Kometen von seiner apokalyptischen Flugbahn abzubringen.
Tanner wusste Tiannes Pflichtbewusstsein wohl zu schätzen, doch konnte er seine Besorgnis nicht abschütteln. Auch nur ein paar Drasin-Drohnen stellten schon eine erhebliche Gefahr dar, weil die Standard-Waffen der Priminae anscheinend nichts gegen sie auszurichten vermochten.
Plötzlich hatte Tanner eine Idee. Er ging zum Platz, an dem Nero Johan sich seinen Aufgaben widmete.
»Hast du kurz Zeit für mich?«, fragte er leise.
Nero blickte grunzend auf. Dann nickte er knapp. Er verließ den Steuerstand und ging mit Tanner auf die obere Etage der Abteilung.
»Was gibt’s, Rael?«
»Die neuen Waffen, die an deine Einheiten ausgegeben wurden – sind auch welche davon an Bord der Cerekus ?«
Nero schüttelte den Kopf. »Nein. Die Bodentruppen hatten Priorität.«
Tanner verzog das Gesicht. »Das hatte ich befürchtet.«
Nero runzelte verwirrt die Stirn. »Wieso fragst du?«
»Die Cerekus hat gemeldet, dass sie von Drasins geentert wurde.«
Der große Mann von den äußeren Kolonien sah ihn konsterniert an. »Das ist nicht gut, Rael.«
»Wie unsere Freunde von der Odyssey sagen würden: Nero, erzähl mir doch mal etwas, das ich nicht schon weiß.«
Cerekus
Die mit Milosec-Lasern ausgerüstete Kampfgruppe rückte, von einem Coranth namens Cirrus angeführt, vorsichtig durch die Gänge des großen Kriegsschiffs vor. Sie hielten Ausschau nach dem Feind und hofften zugleich, dass sie ihm nicht über den Weg laufen würden. Sie wussten, dass ihre Waffen im Grunde nutzlos gegen die Drasins waren; zu dieser Erkenntnis war man nach dem letzten Aufeinandertreffen im System gelangt. Doch was hätten sie sonst tun sollen?
Plötzlich hörten sie schabende Geräusche, gleich hinter der Biegung des Korridors. Sie wurden langsamer und schlichen nur
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