Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

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Autoren: Evan Currie

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»Die Waffen sind scharf und einsatzbereit, Sir.«
    »Das Zielgebiet ist frei von unseren Truppen«, sagte Brinks ruhig. »Feuern Sie, wenn Sie bereit sind.«
    »Verstanden!«, sagte Alexandra gefasst, während sie noch einmal übers Ziel hinausschoss und den Vogel fast senkrecht hochzog.
    Das große Orbital-Shuttle war trotz der integrierten CM-Systeme als Auftriebskörper mit flexiblen Tragflächen ausgelegt. Das lag einerseits daran, dass CM als Technologie noch in den Kinderschuhen steckte und man bisher noch keine Hülle entwickelt hatte, die das volle Potenzial hätte nutzen können. Andererseits lag es auch daran, dass kein Pilot sein Leben einem Fluggerät anvertrauen wollte, das nicht als Gleiter taugte, wenn die exotischen Gegenmasse-Systeme einmal versagten.
    Wegen der CM-Systeme spürten sie den Steigflug in der Maschine kaum, doch das große Shuttle gewann rasant an Höhe, als Alexandra die Reaktoren etwas hochfuhr. Zum Teil war das nur Show – sie hätte die Bombe natürlich auch aus einer viel geringeren Höhe abwerfen können –, und zum Teil lag es daran, dass sie es einfach genoss, ihren Vogel bis an seine Grenzen zu bringen. Dennoch gab es auch stichhaltige taktische Gründe für einen Abwurf aus einer größeren Höhe als der, für die sie sich nach ihren letzten Beobachtungen entschieden hatten.
    Einmal wollten sie nicht von den Trümmerstücken getroffen werden, die von der Druckwelle emporgeschleudert würden. Sie schauderte noch immer bei der Erinnerung an einen ihrer Übungsflüge an der Akademie, als sie mit scharfer Munition einen Angriff in geringer Höhe simulieren sollte. Durch einen leichten Instrumentenfehler befand sie sich dann etwa drei Meter unterhalb der vorgesehenen Abwurfhöhe – eine Abweichung, die in der Theorie nicht den geringsten Unterschied hätte ausmachen dürfen, tatsächlich jedoch bedeutet hatte, dass ihr das Heck von der Wasserhose, die sie selbst hervorgerufen hatte, glatt abgerissen wurde.
    Es war nur einem Wunder und den Reflexen ihres Ausbildungsleiters zu verdanken, dass sie das Schulflugzeug nicht im See versenkt hatte, der für die Zielübung ausgewählt worden war. Bei Mach eins konnte man laut Lehrbuch einen Absturz aus einer Höhe von zwölf Metern kaum überleben. Und seit jenem Tag wurde ihr immer schlecht, wenn sie einen Abwurf aus geringer Höhe durchführen sollte.
    Aber sie führte die Abwürfe trotzdem durch – keine Frage. Sie hatte nur für alle Fälle Kotztüten für danach neben dem Sitz verstaut.
    Bei diesem Anflug werde ich sie nicht brauchen , sagte sie sich, als sie wieder in den Horizontalflug ging.
    Der ganze Rumpf des Fluggeräts bog sich, um die Wendigkeit zu optimieren, als sie die Kehrtwende vollführte. Gleichzeitig machte sie die Luft-Boden-Raketen scharf. Das HUD wies sie mit einem roten Blinken darauf hin, dass sie nun einsatzbereit waren – für den Fall, dass sie im Zustand geistiger Umnachtung die dreifach geschützten Waffen zufällig aktiviert hatte. Dann erfasste sie das Ziel.
    Mit einer schnellen Daumenbewegung legte sie den Feuerknopf am Steuerhebel frei. Und nun war der Vogel wirklich brandgefährlich und bereit, ein Ziel am Boden zu vernichten.
    »Feuerbereit«, sagte sie ruhig und trimmte das Shuttle. Dann drückte sie die Nase herunter und erhöhte die Geschwindigkeit. »Waffen frei.«
    Sie erhielt keine Bestätigung. Da sie sowieso schon Feuererlaubnis hatte, war diese Benachrichtigung eher fürs Protokoll und eine Information für den Major, der direkt hinter ihr saß. Sie drückte auf den Knopf, und das Shuttle schüttelte sich leicht, als der schwere Sprengkopf sich löste.
    »Shuttle eins, Bruisers klar.«
    Die sogenannten Bruisers, ein Quartett hochexplosiver, konventioneller Luft-Boden-Raketen, fielen unter dem Shuttle weg, bevor die CM und die Reaktoren hochgefahren wurden. Sie entfernten sich mit lauter Geräuschentwicklung und relativ gemäßigter Beschleunigung und wechselten wegen der Nähe zu ihrem Abschusspunkt fast sofort in die Zielführung. Nachdem die Zielführung aktiviert worden war, schalteten CM und Reaktoren sich wieder ab. Sie tarnten sich sozusagen als Strahlenwaffen, während sie mit einer Geschwindigkeit auf ihr Ziel zurasten, die im Einstein-Raum völlig unmöglich gewesen wäre, ganz zu schweigen in der Atmosphäre eines Planeten.
    Sie schlugen im Loch ein, wobei die CM-Felder einen Sekundenbruchteil vor dem Einschlag abgeschaltet wurden. Der kumulierte Effekt aus Detonation und