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Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

Titel: Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Currie
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einer der schwebenden Soldaten Greene einen Tritt gegen den Helm versetzte. Der Master Sergeant packte ihn mit einer Hand am Bein und schleuderte den armen Soldaten dann über das ganze Deck, bis er schließlich gegen die Rückwand prallte.
    »Das sind angewandte Grundlagen der Physik, ihr Hundesöhne!«, sagte Greene knurrend. »Das Prinzip von Aktion und Reaktion! Seine Aktion bestand darin, mir ins Gesicht zu treten, weil er zu blöd war, seine Füße zu verankern! Und meine Reaktion bestand darin, ihm eine Abreibung zu verpassen! Habt ihr mich verstanden, Soldaten?«
    »Verstanden, Master Sergeant!«, versicherten die in Linie angetreten Soldaten.
    Greene sah sie ein letztes Mal finster an und verstärkte den Effekt noch, indem er das Helmvisier transparent schaltete und sein grimmiges Gesicht als Vergrößerung auf ihre HUD s projizierte. Dann drehte er sich um und stakste zu dem Soldaten, der auf den Fingerspitzen an der Rückwand entlangzukriechen versuchte. Er hatte sich durch seinen Flug so weit von den anderen entfernt, dass er die Ansage des Master Sergeants nicht mitbekommen hatte.
    »Lieutenant!«, rief Greene. »Hätten Sie etwas dagegen, für eine Minute zu übernehmen?«
    »Überhaupt nicht, Master Sergeant«, erwiderte Bermont mit einem Lächeln. »Tun Sie, was Sie tun müssen.«
    Bermont stieß sich vom Boden ab, deaktivierte die Elektromagneten in seinem Anzug und entfernte sich im Gleitflug von der Stelle, wo er bisher gestanden hatte. Auf halber Strecke schlug er lässig einen Salto und reaktivierte im Flug die magnetische Verankerung.
    Er landete auf der »Decke« und sah von seiner Position wortlos zu den Soldaten »auf«, die unter ihm angetreten waren. Nachdem er sie fast eine ganze Minute lang nur angestarrt hatte, wurden ein paar der Gestalten unter ihm sichtlich nervös.
    »Was ist los?«, sagte er knurrend. »Formation bilden!«
    Fast die Hälfte von ihnen reagierte sofort, womit er schon einmal ganz zufrieden war. Zuerst stießen sie sich vom Boden ab und schlugen in wechselnden Graden von Grazie einen Salto; schließlich kamen auch die anderen in die Gänge, und nach ein paar Augenblicken formierten sie sich mit tapsigen Bewegungen vor ihm zu einer Linie.
    »Schon besser«, sagte Bermont gleichmütig.
    Er hätte vielleicht noch einen draufgesetzt, wenn sie ungeschliffene Rekruten gewesen wären, aber das waren sie ja nicht mehr. Die meisten von ihnen hatten gegen Ende des Krieges sogar an Kampfeinsätzen teilgenommen, obwohl keiner von ihnen damals schon bei seiner heutigen Einheit gewesen war. Er schritt die Reihe langsam ab, wobei das Geräusch der Magneten auf dem Metalldeck seinem Tritt noch eine besondere akustische Autorität verlieh. Jedes Mal, wenn er im Abstand von vielleicht einem Meter an einem Soldaten vorbeiging, las sein Anzug per RFID automatisch die Erkennungsmarke dieser Person aus und übermittelte ihm ihre Dienstakte.
    Armee, Marine, Luftwaffe, Marines. Bermont lächelte verhalten. Die noch namenlose Weltraum-Teilstreitkraft machte keine Unterschiede bei der Rekrutierung ihrer Leute.
    »Schon besser«, sagte er wieder und nickte in der Manier von jemandem, für den die Bewegung im Raumanzug reine Routine war. Dabei vollführte er die Geste gerade so übertrieben, dass sie auch für einen außenstehenden Beobachter verständlich war. »Aber nicht viel besser. Ich weiß, dass es schwierig ist, sich an die Schwerelosigkeit zu gewöhnen. Aber wir alle müssen das üben, bis wir die Genehmigung zur Landung auf dem Planeten bekommen. Also solltet ihr euch besser daran gewöhnen.«
    Eine Welle der Nervosität lief durch die Gruppe, die er jedoch ignorierte. »Nun, ihr müsst euch so oder so daran gewöhnen! Ihr seid nicht mehr in der Einheit, die euch ausgespuckt und uns vor die Füße gekippt hat. Das hier ist der Weltraum, und glaubt mir, wenn ich euch sage, dass Schwerkraft hier oben Luxus ist und kein Grundrecht. Formationsübung, von der Decke zum Boden – Bewegung, Bewegung!«
    Und sie bewegten sich.

 
    Ranqil
    Eric Weston sah sich um – noch immer auf der Suche nach dem Ursprung der Stimme, deren Echo direkt in seinem Schädel zu ertönen schien. »Wie meinst du das? Wieso hast du Angst vor uns?«
    So etwas wie ein tiefes, glucksendes Lachen hallte für eine lange Zeit wider. »Angst vor euch, Captain? Ich habe doch auch keine Angst vor Flöhen und Ameisen, oder? Ich habe nicht gesagt, dass ich Angst vor euch hätte, Captain«, erwiderte die tiefe Stimme.

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