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Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
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ihn nicht weg. Und ich beschwerte mich auch nicht, als ich am nächsten Morgen um elf wach wurde (es war ein Samstag) und entdeckte, dass die gesamte Wohnung tipptopp aufgeräumt war und er (laut einem Zettel, den er mir diesmal gut sichtbar auf die Küchentheke gelegt hatte) mit Emily in den Supermarkt gegangen war, um für das Wochenende einzukaufen.
    Ich durchschaute ihn natürlich. Und als ich trotz meines Katers wieder einigermaßen klar denken konnte, hatte ich nach wie vor große Zweifel an Miss Clegg.
    Als ich sie googelte, fand ich zahlreiche Einträge, die ihre Teilnahme an verschiedenen Filmbörsen bestätigten. Und einen Artikel im Hollywood Reporter von 2002 (als sie noch in New York lebte), der sie als »eine echte Größe auf dem Gebiet des Independent-Verleihs« bezeichnete. Außerdem erhielt ich wenige Tage nach unserem Abendessen einen sehr fundierten, hochprofessionellen Businessplan von Adrienne, dem ein langer, überzeugender Brief beilag, der mir erneut die Rahmenbedingungen für meine Investition erläuterte und mir versicherte, dass ich die 50 000, die ich in die Firma steckte, schlimmstenfalls ohne Zinsen wieder zurückbekommen würde. Theo fragte mich am selben Abend, ob ich noch immer an der Sache zweifelte, wobei er nicht unerwähnt ließ, dass sie Stuart dringend unter Vertrag nehmen müssten, da bereits andere, etabliertere Verleiher hinter ihm her wären.
    »Weißt du, es würde mir so wahnsinnig viel bedeuten, wenn du mir in diesem Punkt vertrauen würdest. Und wenn wir wirklich so viel Geld damit verdienen, wird es uns und Emily eine unglaubliche finanzielle Sicherheit verschaffen.«
    Es war das erste Mal, dass er in der Wir-Form über unsere Zukunft sprach und sich auf diese Weise zu unserer kleinen Familie bekannte. Die Jane, die Angst davor hatte, erneut verlassen zu werden, sprang sofort darauf an.
    »Na gut«, sagte ich an jenem Abend zu Theo. »Ich bin dabei.«
    Adrienne rief mich am nächsten Tag ganz aufgeregt an.
    »Ich war ganz aus dem Häuschen vor Freude, als Theo es mir erzählt hat«, sagte sie. »Und ich verspreche dir, dass wir dich nicht enttäuschen werden. Da kannst du dir absolut sicher sein.«
    Sie sagte auch, dass es doch cool wäre, wenn ich Inhaberin der Firma Fantastic Filmworks würde, während sie und Theo den Film vertreiben würden. So könnte ich an allen Besprechungen teilnehmen und wäre immer auf dem Laufenden. Ja, ich könnte sogar Einfluss auf ihre verkaufspolitischen Entscheidungen nehmen.
    »Warum nicht?«, sagte ich und hielt es für keine schlechte Idee, ein Auge darauf zu haben, was man mit meinem Geld anstellte.
    Wenige Tage später kam ein Gesellschaftervertrag. Es war sehr klar und eindeutig, enthielt den genauen Investitionsbetrag, einen detaillierten Auszahlungsplan inklusive Boni und, was mir besonders wichtig war, einen Passus, der mir Einblick in sämtliche Bücher und Firmenentscheidungen einräumte, die den Verkauf und das Vermarkten des Films betrafen. Als Adrienne an jenem Abend wie vereinbart vorbeikam, um das Ganze abschließend zu besprechen, sagte ich klipp und klar, dass ich beim Verkauf dieses Films über jede größere Ausgabe auf dem Laufenden sein und jederzeit die Möglichkeit haben wollte, Einblick in die Firmenkonten zu nehmen.
    »Kein Problem, Schätzchen. Wir werden alles vollkommen offenlegen.«
    Mit einer Unterschrift erklärte ich mich bereit, 50 000 Dollar in Fantastic Filmworks zu investieren. Nachdem das Dokument unterzeichnet war, zauberte Adrienne eine Flasche Champagner hervor, um das Geschäft zu feiern. Es war ein Laurent-Perrier von 1977.
    »Es hätte doch keine so teure Flasche sein müssen!«, sagte ich später zu Theo, als wir ins Bett gingen.
    »Es gibt Momente, in denen darf man ruhig etwas extravagant sein.«
    Während der nächsten Monate, in denen Adrienne und Theo sich eine Extravaganz nach der anderen leisteten, stritt ich immer öfter mit Theo über seine Verschwendungssucht.
    Bis sich die übertriebenen Ausgaben, wie es der Zufall so wollte, in einen übertriebenen Profit verwandelten. Adrienne und Theo hatten recht gehabt: Mit diesem kleinen Film war großes Geld zu verdienen. Er wurde ein Riesenerfolg.
    Erfolg kann vieles ausgleichen, aber auch ein ziemliches Chaos anrichten. Wie ich lernte, darf man bei jemandem, der endlich bekommen hat, was er wollte, das Bedürfnis nach Selbstzerstörung niemals unterschätzen.
    7
    Emily. Bei dem, was in den nächsten anderthalb Jahren alles schiefging, war

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