Aus der Welt
aus arbeiten. Den Harvard Square kennt jeder.«
»Das macht trotzdem 15 000 Dollar Miete im Jahr.«
»Mach dir deswegen nicht gleich ins Hemd. Adrienne sagt, dass wir innerhalb von vier Monaten locker ein paar Hunderttausend auf dem Konto haben. Dann bekommst du dein Geld zurück – und wir haben keine Liquiditätsprobleme mehr.«
»Ihr habt schon Liquiditätsprobleme?«
»Das habe ich so nicht gesagt.«
Sie flogen zusammen nach Mailand zu einer wichtigen Besprechung. Theo versicherte mir – allerdings erst, als ich ihn daraufhin ansprach –, dass sie sich getrennte Zimmer nehmen würden.
»Keine Sorge, ich bin nicht ihr Typ, und sie ist nicht mein Typ. Außerdem ist sie mit jemandem zusammen.«
»Wie heißt er?«
»Todd irgendwas.«
»Was macht er?«
»Er ist Journalist beim Phoenix , soweit ich weiß.«
Ich sah mir das Impressum des Boston Phoenix an. Darin stand niemand mit dem Vornamen Todd. Ich rief in der Redaktion an und fragte, ob ein gewisser Todd für sie schreibe. Die Frau am anderen Ende der Leitung sagte, solche Informationen würden sie nicht rausgegeben. Aber wenn ich in ihrem Online-Archiv recherchierte, würde ich vielleicht finden, wonach ich suchte. Genau das tat ich auch und benutzte die Suchfunktion, um herauszufinden, ob es irgendwelche Todd Soundsos gab. Ich ging die letzten beiden Jahrgänge durch. Nichts. Wenn man Todd hieß, durfte man anscheinend nicht für den Phoenix schreiben.
Ich machte Theo gegenüber eine entsprechende Bemerkung. Er wurde wütend.
»Was ist denn mit dir los? Bekommst du jetzt Ähnlichkeit mit Edward G. Robinson in Frau ohne Gewissen ?«
»Ich bin kein Spürhund«, sagte ich, denn ich verstand die Anspielung.
»O doch – sonst würdest du nicht nachforschen, ob dieser Todd für den Phoenix schreibt.«
»Was er offensichtlich nicht tut.«
»Ach ja?«
»Sie hat also gar keinen Freund namens Todd.«
»Und ob sie einen Freund namens Todd hat.«
»Aber er schreibt nicht für den Phoenix .«
»Das muss ich wohl falsch verstanden haben.«
Als Theo zurückkam, brachte er mir ein unglaublich teures Paar schwarze Ferragamo-Stiefel aus Mailand mit.
»Sie sind fantastisch«, sagte ich. »Aber viel zu teuer.«
»Lass das mal meine Sorge sein«, erwiderte er. »Außerdem werden wir wahrscheinlich 15 000 für die italienischen Kinokopien bekommen.«
Aber die Stiefel kosteten 1500 Dollar (wieder einmal verriet mir das Internet alles, was ich wissen musste), und ich war doch etwas beunruhigt, dass er zehn Prozent seines ersten Verkaufserlöses für mich ausgegeben hatte. Trotzdem wollte ich nicht darüber mit ihm streiten, da es dringendere Probleme gab.
»Hallo, vielen vielen Dank für Ihren Anruf bei Fantastic Filmworks.«
Diese alberne Stimme, die leicht berauscht klang, begrüßte mich, als ich Theo eines Nachmittags in seinem Büro anrief.
»Wer war das?«, fragte ich, als Theo dranging.
»Unsere Assistentin, Tracey-Spacey.«
»Ihr habt eine Assistentin eingestellt?«
»Sie arbeitet bloß Teilzeit.«
»Trotzdem, sie ist eure Angestellte. Und wer heißt bitteschön Tracey-Spacey?«
»Wir brauchen eine Assistentin. Bei meinem Job im Archiv, während Adrienne ständig unterwegs ist …«
Das war auch etwas, das mich störte – Adrienne war ständig weg, flog zwischen London, L. A., Mailand und Barcelona hin und her. Aber wenn mich die grande dame ausnahmsweise mal anrief, war sie immer superfreundlich und versuchte mich zu beruhigen.
»Jane, Schätzchen, du ahnst ja nicht, wie verdammt teuer London gerade ist. Ich meine, acht Dollar für einen Frappuccino bei Starbucks! Wer zahlt denn so was?«
»Du.«
Sie ließ ihr Hyänenlachen ertönen.
»Du bist mir eine!«, sagte sie. »Aber höre ich da eine Spur von Besorgnis in deiner Stimme?«
»Allerdings.«
»Jetzt hör mal, warum ich überhaupt anrufe: Ich habe supergute Neuigkeiten! Schon mal was von der Film Factory gehört? Einer der größten Filmverleiher Großbritanniens. Die wollen 250 000 für die britischen Kinokopien hinblättern!«
»Und was ist mit den DVD -Rechten?«
»Die wollen sie weiterverkaufen – aber wir sind zu 40 Prozent daran beteiligt.«
»Und was schwebt ihnen so vor?«
»Wenn du dich reden hören könntest, Frau Unternehmerin!«
»Na ja, 30 Prozent von 250 000 sind 75 000. Das ist nicht gerade viel, wenn man bedenkt, dass Großbritannien ein riesiger englischsprachiger Markt ist.«
»Es ist ein guter Gewinn«, sagte sie zunehmend genervt.
»Andere haben 750 000
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