Aus der Welt
für die britischen Kinokopien von Kill Me Now bekommen«, sagte ich und erwähnte den Namen eines neuen superblutrünstigen Horrorstreifens, der internationale Erfolge feierte.
»Woher weißt du das?«
»Weil ich weiß, wie man das Internet benutzt. Bei der Recherche bin ich auf die Seite von Variety gestoßen, und in deren Archiv gab es einen Artikel über den britischen Deal von Kill Me Now . Wenn man bedenkt, dass …«
»Weißt du was?«, unterbrach sie mich. » So haben wir nicht gewettet, als ich deine Investition akzeptiert habe.«
»Du hast meine Investition akzeptiert ?«, sagte ich verärgert. »Du bist mit meinem Lebensgefährten zu mir gekommen und hast mich angefleht …«
»Ich kann auf achtzehn Jahre Berufserfahrung im Filmgeschäft zurückblicken. Laut der Village Voice bin ich die bedeutendste Verleiherin von Independent-Filmen. Wie dem auch sei, 250 000 ist ein guter Deal.«
»Er ist mittelmäßig.«
»Damit hast du deine Investition wieder.«
»Das habe ich wohl, ja.«
An jenem Abend kam Theo sichtlich verstimmt nach Hause.
»Ich wusste gar nicht, dass du so viel Erfahrung im Filmverleih hast«, sagte er gezwungen freundlich.
»Ich weiß, was ein guter und was ein schlechter Deal ist.«
»Und weißt du auch, dass mich Adrienne weinend aus London angerufen hat?«
»Soll ich jetzt auch noch Mitleid mit ihr haben? Ich habe ihr nur gesagt, dass sie nicht das Optimum rausgeholt hat.«
»Du wirst ihr Urteil in Zukunft nicht mehr infrage stellen.«
»Ist das ein Befehl?«
»Lass sie ihre Arbeit machen – denn darin ist sie wirklich gut.«
»Nicht, wenn sie 65 Prozent weniger rausholt als …«
»Damals ahnte noch niemand, dass der Filmmarkt eine kleine Flaute erlebt. Du hast im Finanzsektor gearbeitet und weißt, dass alles auf Risikomanagement rausläuft. Auf eine Risikoabschätzung. Warum regst du dich dermaßen über ein gutes Geschäft auf, das überhaupt keine große Sache ist? Du bekommst dein Geld schließlich zurück.«
Aber ich bekam mein Geld nicht zurück. Vier Monate vergingen. Theo und Adrienne flogen nach Los Angeles zum American Film Market, wo sie ein Mustang-Cabrio mieteten und in einem Hotel, direkt am Strand, eine Suite bezogen. Woher ich das wusste? Weil ich die Fotos sah, die Theo von sich und Adrienne, die sich vor dem knallroten Mustang in Szene setzte, gemacht hatte; und von der Party, die sie in ihrer Suite für die Filmleute geschmissen hatten. Die Suite (typisch Hollywood) besaß auch eine sehr hübsche Veranda mit Blick auf den Strand von Santa Monica. Ich sah die Fotos nur, weil Theo seine brandneue Leica zu Hause auf der Küchentheke hatte liegen lassen. Das Kameradisplay zeigte ein Bild von ihm und Adrienne, wie sie die Arme umeinander gelegt hatten.
Ob mich das beunruhigte? Ein bisschen schon. Da er die Kamera so offen hatte rumliegen lassen, zögerte ich nicht lange und sah mir die anderen Bilder an, die darin gespeichert waren. Dabei fand ich die Fotos von der Suite mit Meerblick, von ihrer Party und ihren Zechgelagen mit anderen Partygästen auf dem Kingsize-Hotelbett.
Warum hatte er nur die Kamera auf der Küchentheke liegen lassen? Die Antwort war eindeutig: Er wollte, dass ich die Bilder sah. Er wollte mir mitteilen, dass er jetzt mit Adrienne schlief. Gemäß der altehrwürdigen Tradition von Männern mit einem schlechten Gewissen musste er dieses kleine schmutzige Geheimnis lüften – und die Schuld damit bei mir abladen.
Aber als er an jenem Abend nach Hause kam und ich ihn mit den Fotos konfrontierte, reagierte er nur mit gelassener Verachtung.
»Warum hast du dir die Bilder angesehen?«
»Weil ich sie sehen sollte.«
»Quatsch!«, sagte er seelenruhig. »Ich habe die Kamera dort bloß vergessen. Aber du musstest unbedingt rumschnüffeln.«
»Und du hast beschlossen, sie mit einem Bild im Display zu vergessen, in dem Adrienne und du euch umarmt.«
»Wir haben einander die Arme um die Schultern gelegt, mehr nicht.«
»Mehr nicht? Du lagst auf einem Bett in einer Hotelsuite.«
»Auf diesem Bett lagen viele Leute.«
»Aber dein Kopf lag in ihrem Schoß.«
»Na und? Wir waren alle stockbesoffen.«
»Ihr habt euch die Suite geteilt.«
»Stimmt genau, aber jeder hat in einem anderen Zimmer geschlafen. Wie in einer Ferienwohnung mit mehreren Räumen. Es gab zwei Schlafzimmer. Eines für Adrienne und eines für mich.«
»Und das soll ich dir glauben?«
»Glaub, was du willst. Es ist die Wahrheit.«
»Selbst wenn es stimmt, was du
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