Aus der Welt
Sanders’ Sekretärin mit einem zehnminütigen Redeschwall. Er wurde so heftig und unverschämt, dass sie auflegte – aber nicht, ohne das besagte Gespräch mitzuschneiden. (»Das ist eine neue Vorschrift«, erklärte sie später. »Wenn jemand anfängt, unflätig zu werden, drücke ich die Aufnahmetaste, und wir haben alles auf Band.«)
Dann wurde Morton Bubriskis Suada jedem vorgespielt – angefangen vom Vorsitzenden meiner Fakultät bis hin zum Universitätspräsidenten persönlich. Als mich der Fakultätsvorsitzende aufforderte, noch am selben Nachmittag um drei zu ihm ins Büro zu kommen, rief ich in meiner Not Mr Alkan an. Ich bat ihn, alles stehen und liegen zu lassen und mich ins Büro des Vorsitzenden zu begleiten. Er war reizend, sagte: »Kein Problem«, und war kurz vor drei vor Ort.
Der Vorsitzende war überrascht, mich in Begleitung meines Anwalts zu sehen.
»Ich mache Ihnen hier nicht den Prozess, Miss Howard«, sagte er.
»Ich habe darauf bestanden, dass sie einen Rechtsbeistand mitnimmt«, log Alkan. »Schließlich ist sie vollkommen unschuldig.«
Der Vorsitzende spielte uns den Anruf von Morton Bubriski vor. Es war nicht sehr angenehm, ihm zuzuhören – und als ich etwas zu meiner Verteidigung sagen wollte, legte mir Alkan beschwichtigend zwei Finger auf den Arm, noch bevor ich den Mund aufmachen konnte. (Hatte man ihm das während des Jurastudiums beigebracht?) Als die Aufnahme vollständig abgespielt worden war, teilte Alkan dem Vorsitzenden mit, dass er noch heute eine richterliche Verfügung gegen Bubriski beantragen werde – »und der Mann wird im Gefängnis landen, wenn er sich in Zukunft noch einmal mit meiner Mandantin in Verbindung setzt.«
Bevor der Vorsitzende etwas sagen konnte, erklärte Alkan ausführlich, warum ich von diversen Gläubigern verfolgt würde. Dass ich für diesen Schuldenberg nicht verantwortlich sei. Und dass die beiden Hauptinhaber der Firma untergetaucht wären.
»Ist Mr Morgan nicht der Vater Ihres Kindes?«, fragte der Vorsitzende.
»Leider ja.«
»Unser Problem – und ich habe schon mit dem Universitätspräsidenten darüber gesprochen – besteht darin, dass Miss Howard mit irgendwelchen Finanzbetrügereien in Zusammenhang gebracht wird. Wenn das rauskommt – zum Beispiel in der Presse landet –, man dann in ihrer Vergangenheit gräbt und merkt, dass ihr Vater nach einer Anzeige wegen Finanzbetrugs ebenfalls untergetaucht ist …«
»Ich tauche nicht unter«, sagte ich wütend. »Und ich finde es ungeheuerlich, dass Sie mich hier in Sippenhaft …«
Wieder legte Alkan zwei Finger auf meinen Arm.
»Die Sache wird nie an die Presse gelangen«, sagte Alkan, »da sich Miss Howard nichts zuschulden hat kommen lassen. Was Ihre Unterstellung anbelangt, sie könnte in puncto Geldunregelmäßigkeiten in die Fußstapfen ihres Vaters treten …«
»Wenn Sie mich bitte ausreden lassen würden: Natürlich wussten wir schon bei unserer Einstellung von Miss Howard, dass ihr Vater rechtsflüchtig ist. Und natürlich glauben wir Ihnen, dass sie nicht für das Missmanagement ihrer Partner verantwortlich ist. Und solange wir keine weiteren Drohanrufe bekommen und die Sache nicht an die Öffentlichkeit gelangt, sehe ich auch keine Probleme …«
Ich fragte: »Aber wenn etwas an die Öffentlichkeit gelangt – oder wenn irgendein aufgebrachter Geisteskranker hier anruft?«
»Dann müssen wir unsere Einstellung überdenken.«
»Nein, das müssen Sie nicht«, sagte Alkan. »Denn ich kenne die gesetzlich vorgeschriebene Klausel in jedem Universitätsvertrag. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Fall Gibson gegen das Boston College, letztes Jahr …«
Ich sah, wie der Vorsitzende ein wenig blass wurde. Bei diesem Fall war es um eine Professorin gegangen, die ein ziemlich skandalöses Buch über ihr außeruniversitäres Liebesleben geschrieben hatte. Obwohl sie das Buch unter einem Pseudonym verfasst hatte (aber von dem rechtsextremen Blogger Matt Drudge entlarvt worden war), versuchte die Universität, sie rauszuwerfen, und zwar weil sie laut Eigenaussage in den letzten dreißig Jahren über vierhundert Liebhaber gehabt hätte (ganz zu schweigen davon, dass sie kurz zuvor einen geweihten Jesuitenpriester vor der Herrentoilette der Bostoner South Station abgeschleppt hatte) und die Universität damit in Misskredit bringen würde. Das Boston College musste sie nicht nur wieder einstellen und sich bei ihr entschuldigen, sondern auch ihre Anwaltskosten übernehmen
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