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Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
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Gottes kleinen Engeln« gewesen. Und auch, dass Brenda MacIntyre bei ihrer ersten Begegnung dringend der Heilung bedurft hätte. »Doch als sie Jesus Christus als ihren Herrn und Heiland anerkannt hat, setzte der Heilungsprozess ein …«
    Aber klar doch.
    Nur wenige Wochen, nachdem Brenda dem Ruf des Herrn gefolgt war, war sie »clean und nüchtern«. Sie hatte einen Job im ortsansässigen Supermarkt gefunden und begonnen, »Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen«. Sie hatte das Haus aufgeräumt und »eine neue Beziehung zu ihren Kindern aufgebaut«. (Was genau meinte er damit?) Aber Reverend Larry Coursen vergaß auch nicht zu erwähnen, dass »ihr Leben von steter Traurigkeit begleitet« würde.
    Zweifellos lag das an ihrem noch kein bisschen erretteten Versager von einem Ehemann.
    Der Herald wiederum brachte ein Zitat von einem Typen aus Townsend namens Stu Pattison. Er kannte MacIntyre aus dem Hockeyverein, in dem sie einst beide gewesen waren, und sagte: »Er war völlig vernarrt in Ivy. Einmal ist er sogar total ausgeflippt, als sie mit dem Fahrrad unterwegs war und von ein paar Kids in einem Pick-up von der Straße gedrängt wurde.«
    Ich kritzelte die Namen Larry Coursen und Stu Pattison in mein Notizbuch. Ich notierte mir auch, dass MacIntyre Fernfahrer gewesen war, und merkte dazu an: »Hat sie ihn jemals wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt?« und zwar neben einem Eintrag mit der Überschrift »Brenda MacIntyre«. Dann bat ich die Frau hinter der Café-Theke um eine Schere und schnitt alle Artikel aus, die ich soeben gelesen hatte. Ich faltete sie und legte sie in mein Notizbuch, ging in eine Schreibwarenhandlung und kaufte ein paar Blatt weißes Papier, mehrere Ordner und eine Tube Klebstoff. Unweit der Schreibwarenhandlung gab es ein Internetcafé. Dort verbrachte ich die nächsten drei Stunden. Mit verschiedenen Suchmaschinen fand ich so viel wie möglich über George und Brenda MacIntyre so wie über ihre beiden Kinder heraus. Ich druckte mir jede Menge Informationen aus.
    Aus der Regina Leader-Post von 2002 erfuhr ich, dass MacIntyre im Februar desselben Jahres verhaftet worden war, nachdem er eine Frau in einer Fernfahrerkneipe grob angefasst hatte. Die Frau erstattete keine Anzeige – aber anscheinend forderte er eindeutig Sex und entblößte sich vor ihr, während beide auf dem Weg zu seinem Truck waren.
    Ich las mir die Passage noch einmal durch und versuchte, daraus schlau zu werden. MacIntyre hält in Regina und reißt irgendeine Frau in einer Kneipe auf. Dann lädt er sie ein, mit in seinen Truck zu kommen. Er muss sie offensichtlich nicht dazu zwingen, sodass man ihm keinen Missbrauchsvorwurf machen konnte. Sie ging freiwillig mit – aber dann hat er sich unterwegs ausgezogen? Wieso denn das? Wenn sie einverstanden war, mit ihm in seinem Fahrzeug Sex zu haben, hätte er sich doch nicht so aufführen müssen?
    Und da war noch etwas: Laut einem Artikel des Townsend-Schmierblatts vom Mai 2005 hatte man MacIntyre wegen »Beschädigung von Privateigentum schuldig gesprochen. Seine Tochter war mit dem Fahrrad unterwegs und wurde von einem Wagen mit mehreren jungen Leuten von der Straße gedrängt. Ivy wurde bei diesem Vorfall nicht verletzt (wie der Reporter betonte), war aber ziemlich verstört.« Da Townsend nicht besonders groß ist, kannte sie die beiden Brüder, die das getan hatten. Als MacIntyre ihre Namen erfuhr, ging er mitten in der Nacht zu ihnen und schlug mit einem Wagenheber auf ihren Pick-up ein. Als der Vater der Jungen herausgerannt kam, drohte MacIntyre, ihm den Schädel einzuschlagen. Man rief die Polizei. MacIntyre verbrachte die Nacht im Gefängnis und musste 3000 Dollar Schadenersatz zahlen.
    Im selben Artikel wurde sein ehemaliger Arbeitgeber Dwane Poole mit dem Satz zitiert: »Ich habe selten jemanden erlebt, der so gut mit einer Drechselmaschine und einem Stück Holz umgehen kann wie George MacIntyre.« Aber Poole sagte auch, dass er unangenehm werden konnte, wenn er sich aufregte.
    Ich las weiter und verschlang jedes Wort, das jemals über den Fall veröffentlicht worden war. Ich druckte über fünfzig Seiten aus und füllte mein Notizbuch mit Namen, Orten, Daten und Zitaten, die ich mit dem Fall in Verbindung brachte. Als ich nach Hause kam, war es später Nachmittag. Da tat ich etwas, das ich noch nie getan hatte: Ich steckte die Fernsehantenne ein und sah tatsächlich Nachrichten. Das Verschwinden von Ivy MacIntyre wurde zuallererst gebracht. Ein CBC

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