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Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
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mal richtig ausgeschlafen sind, werden Sie der kanadischen Polizei vielleicht doch noch erlauben, von Ihrer heldenhaften Rolle zu berichten.«
    »Vergessen Sie es.«
    »Als Heldin betrachtet zu werden, könnte Ihnen guttun.«
    »Aber es könnte mir auch schaden. Nein, danke.«
    »Schlafen Sie drüber.«
    »Was das angeht, habe ich mich längst entschieden.«
    »Schlafen Sie drüber.«
    Man brachte mich im Hyatt unter, das direkt im Zentrum lag. Eine Polizistin namens Sharon Bradley begleitete mich auf mein Zimmer und fragte, ob ich etwas aus meiner Wohnung bräuchte, sie könne sofort einen Kollegen losschicken. Ich gab ihr meinen Wohnungsschlüssel und bat um frische Kleidung, einen Schlafanzug, den Band Paris Review Interviews , den ich gerade las, und um mein Kofferradio sowie meine Tabletten.
    »Die Tabletten sind wichtig«, sagte ich. Obwohl ich inzwischen so müde war, dass ich auch einen Bombenangriff verschlafen hätte, wusste ich nicht, was die letzten vierundzwanzig Stunden mit meiner Psyche anrichten würden. Gut möglich, dass sie mich um meinen dringend benötigten Schlaf bringen würden. Die Tabletten dagegen würden jenen Zustand des Vergessens herbeiführen, nach dem ich mich so sehnte.
    Das Hotelzimmer war sauber und modern, ja richtig stylish. Ich schälte mich aus meinen feuchten, schmutzigen Kleidern, ließ sehr heißes Wasser in die Wanne laufen und schüttete das mir zur Verfügung gestellte Badesalz hinein. Dann ging ich in die Wanne und blieb fast eine Stunde darin liegen. Es gab so einiges, das ich abwaschen musste.
    Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinem wässrigen Kokon. Ich zog einen Hotelbademantel über und machte auf. Officer Bradley übergab mir eine Plastiktüte. Sie enthielt alles, was ich verlangt hatte. Ich dankte ihr, zog den Schlafanzug an, nahm die notwendigen Tabletten, ließ die Rollläden herunter, machte das Licht aus und überließ mich dem Schlaf – obwohl es gerade mal sechs Uhr abends war.
    Die Tabletten entfalteten ihre Wirkung und sorgten mit der letzten schlaflosen Nacht dafür, dass ich zwölf Stunden lang weg war. Als ich wach wurde, merkte ich, dass ich fast sechsunddreißig Stunden nichts gegessen hatte. Ich bestellte ein sehr üppiges Frühstück aufs Zimmer und machte gerade noch rechtzeitig den Fernseher an, um die Sechs-Uhr-Nachrichten auf CBC zu sehen. Die Entdeckung Ivy MacIntyres war die Sensation. Es hieß, ihr Gesundheitszustand sei besorgniserregend, aber stabil, und sie liege im Foothills Hospital von Calgary.
    Ein Reporter, der vor Ort war, berichtete von Unterernährung, Dehydrierung, Blutvergiftung und schweren körperlichen Misshandlungen. Ihr Arzt würde später eine Presseerklärung abgeben.
    Dann wurde zu einer Pressekonferenz mit dem Polizeichef Albertas geschaltet. Er schilderte die Umstände, die zur Entdeckung Ivy MacIntyres geführt hatten. Er erwähnte eine Person, die gern anonym bleiben wolle, aber »regelrecht besessen von dem Fall« gewesen sei. Diese sei dem Reverend Larry Coursen instinktiv über hundert Kilometer zu einer verlassenen Hütte an der Route 2 gefolgt und …
    Ich machte den Fernseher aus. Ich konnte nicht länger hinsehen.
    Ich aß mein Frühstück und warf die vom Hotel beigelegte Morgenausgabe des Calgary Herald in den runden Papierkorb unter dem Schreibtisch (» IVY LEBEND GEFUNDEN « stand riesengroß auf der Titelseite). Ich duschte, zog mir frische Sachen an, schlug meinen Band mit den Paris Review Interviews auf und wartete.
    Gegen neun klopfte es an der Tür. Eine mir unbekannte Polizistin stand davor.
    »Sergeant Clark erwartet Sie im Polizeihauptquartier. Sind Sie in fünf Minute so weit?«
    Statt mit dem Lift hinunterzufahren, nahmen wir einen rückwärtigen Lastenaufzug, der zu einem Liefereingang im Erdgeschoss führte. Ein Zivilfahrzeug wartete bereits auf uns und brachte mich und die Polizistin die paar Blocks zum Hauptquartier. Wieder fuhren wir auf den unterirdischen Parkplatz und nahmen den Lift nach oben.
    Im Verhörraum im vierten Stock befanden sich Sergeant Clark und ein kerniger Mann von Anfang sechzig, der sich als Inspector Laughlin vorstellte. Er stand auf und nahm meine Hände in seine großen Pranken.
    »Miss Howard …«
    Schweigen. Dann: »Gut gemacht.«
    Gott sei Dank war das der einzige Glückwunsch in den nächsten zwei Stunden.
    Sergeant Clark ergriff das Wort.
    »Wir haben in sämtlichen Presseerklärungen vehement darauf hingewiesen, dass die Person, die uns zu Ivy MacIntyre

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