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Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
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muss, der amerikanischen Regierung sei Dank.«
    »Und wo wohnst du gerade?«
    »Dort, wo ich die letzten drei Jahre auch gewohnt habe.«
    »In einem Haus, in einer Wohnung?«
    »Ja, in einer Art Wohnung …«
    »Und das bedeutet?«
    »Ein Studio. Nichts Großartiges, vielleicht 18 Quadratmeter.«
    »Meine Güte, Dad …«
    »He, das ist nur vorübergehend! Ich habe da nämlich eine todsichere Sache am Haken. Es gibt da diesen jungen Amerikaner Creighton Crowley, der hier arbeitet und diese Dotcom-Sache für Lateinamerika macht. Er möchte mich als Business-Consultant einstellen.«
    »Will er dich dafür bezahlen?«
    »Nicht direkt. Er hat mir Anteile an seiner Firma versprochen. Wenn die mal an die Börse geht, werden sich meine Investitionen, die ich in zwölf Monaten einbringe, verdreifachen, sagt er.«
    »Deine Investitionen? Du hast diesem Kerl Geld gegeben?«
    »Noch nicht – weil ich gar keines habe. Aber er möchte unbedingt, dass ich in seine Firma investiere.«
    »Wie viel?«
    »Er hat fünfzig Mille vorgeschlagen.«
    »50 000 Dollar? Meine Güte, Dad.«
    »Hör mal, wenn er die verdreifachen kann …«
    »Du glaubst ihm tatsächlich?«
    »Er ist ein kluger Kopf. Hat in Virginia Jura studiert und war einige Jahre bei einer großen Kanzlei in Washington.«
    »Wo er es offensichtlich nicht geschafft hat, zum Partner aufzusteigen. Und jetzt macht er irgendwelche krummen Geschäfte in Südamerika.«
    »Was verstehst du von der Geschäftswelt?«
    »Ich rieche Betrüger kilometerweit gegen den Wind.«
    »Im Gegensatz zu dir bin ich seit fünfunddreißig Jahren in der Wirtschaft unterwegs. Im Gegensatz zu dir bin ich ein verdammter Profi und merke sofort, ob mich jemand verarschen oder nur ganz legitim eine Marktlücke nutzen will.«
    Seine Wut wuchs, und ich hörte, wie ihn das allmählich nervös machte. »Jetzt fange ich schon wieder damit an«, sagte er und riss sich zusammen.
    »Ja«, sagte ich leise. »Jetzt fängst du schon wieder damit an.«
    »Ich brauche zehn Mille, und zwar dringend, Jane.«
    »Um sie in die Firma dieses Typen zu stecken?«
    »Um Schulden zurückzuzahlen.«
    »Diesem Crowley-Betrüger?«
    »Jetzt spiel dich nicht so auf, Jane.«
    »Wem schuldest du Geld, Dad?«
    »Einem Typen.«
    »Was für einem Typen?«
    »Einem Typen, von dem ich mir Geld geliehen habe.«
    »Ein Freund?«
    »Schön wär’s. Der ist Geldverleiher, mehr nicht.«
    »Ach du meine Güte, du hast dir Geld von einem Kredithai geliehen?«
    »Ich war verzweifelt. Ich konnte nicht mal mehr die Miete bezahlen. Die sechstausend haben mich beinahe zwei Jahre über Wasser gehalten …«
    »Du lebst von 150 Dollar im Monat?«
    »Eher von dreihundert. Von der Sozialhilfe bekomme ich sechshundert, aber davon habe ich vierhundertfünfzig einem anderen Kerl gegeben, der mir geholfen hat.«
    »Du bist in den Fängen eines zweiten Kredithais?«
    »Nein, ich habe meine Schulden so gut wie zurückbezahlt.«
    »Meine Güte, Dad.«
    »Los, sag’s mir. Sag, dass ich ein Versager bin! Darauf wartest du doch schon seit Jahren. Und jetzt, wo du eine große Hedgefondsmanagerin bist …«
    Ich bin rein gar nichts, Dad – wie du nie müde wurdest, mir zu sagen. Ich bin das Mädchen, das jeden verdammten Sommer gearbeitet und alle möglichen Teilzeitjobs angenommen hat, um sich das College und die Universität zu finanzieren. Während du sonstwo warst und alles Geld, das du jemals besessen hast, durchgebracht hast. Aber in deinen nüchterneren, reumütigen Momenten weißt du das selbst und hasst mich dafür, dass ich dir wegen deiner Verantwortungslosigkeit ein schlechtes Gewissen mache.
    Vielleicht hast du es wie so viele geschafft, die Wahrheit mithilfe einer Brille so zu verzerren, dass du dein erbärmliches Verhalten anderen in die Schuhe schieben kannst. Wieso selbst Verantwortung übernehmen, wenn man sie auch auf andere abschieben kann?
    »Reichen zehntausend, um das Problem zu lösen?«
    »Ja, damit bin ich den Typen ein für alle Mal los.«
    »Er bedroht dich also?«
    »Na, was denkst du denn?«
    Dass du ein trauriger, wütender kleiner Mann bist.
    »Und wenn du den Kredithai bezahlt hast, was dann?«
    »Wenn ich fünfzigtausend zusammenbekomme, stellt mich Crowley ein.«
    Um dann mit deinem Geld zu verschwinden.
    »Ich sag dir was: Ich werde dir gleich morgen zehntausend überweisen.«
    »Diese Dotcom-Firma ist eine total sichere Sache, Jane. Und Crowley hat Eins-a-Referenzen.«
    »Ich habe keine fünfzigtausend übrig. Aber schick mir

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