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Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
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doch mal die Firmenunterlagen.«
    »Ich brauche keinen Erbsenzähler. Es macht mir auch wirklich keinen Spaß, dich anzubetteln.«
    »Gib mir deine Bankverbindung, und ich überweise dir noch morgen das Geld. Sobald ich die Unterlagen habe, reden wir weiter.«
    Ich legte auf und schenkte mir den dringend benötigten Wodka ein. Ich ließ mich in meinen alten, durchgesessenen Sessel fallen. Die Harvard-Tussi musste sich bessere Möbel und natürlich auch eine bessere Wohnung zulegen. Die Harvard-Tussi hätte sich nie darauf einlassen dürfen, ihren Vater rauszuhauen – aber sie hätte sich dafür gehasst, ihn hängen zu lassen. Außerdem versuchte sie etwas zu begreifen, das sie schon seit Jahren ahnte, aber nie hatte wahrhaben wollen – nämlich dass ihr Vater alles kaputt machte, was er anfasste.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich einen erstaunlich klaren Kopf. Ich zog eines meiner neuen Kostüme an und schminkte mich sogar. Dann erschien ich im Büro, wieder fest darauf gefasst, meine Kündigung auf dem Schreibtisch vorzufinden. Stattdessen sah ich, dass Trish vor ihrem Computer saß und stur auf die Zahlenkolonnen auf ihrem Bildschirm starrte. Ohne mich anzusehen, bedeutet sie mir, auf dem Stuhl neben ihr Platz zu nehmen.
    »Finde so viel wie möglich über australische Termingeschäfte mit Zink für mich heraus.«
    Ich gehorchte und legte ihr bis Mittag einen Bericht auf den Schreibtisch. Sie las ihn in zehn Minuten durch, zeigte sich zufrieden und fuhr anschließend damit fort, mich in Währungsentwicklungen einzuweisen – in diesem Fall in den Euro im Verhältnis zum Yen – und mir zu erklären, wie man die Kursschwankungen einschätzt. Wie immer gab Trish mit ihrem Wahnsinnswissen an, das das deutsche Bruttoinlandsprodukt ebenso mit einschloss wie die Wertentwicklung der Aktien von All Nippon Airways. Als sie mir befahl, eine Gebühr von sieben Prozent für einen Deal über 3,875 Millionen auszurechnen, und ich keinen Taschenrechner griffbereit hatte, wurde ich wieder umgehend heftig beschimpft.
    »Du verdammte Idiotin, du lernst aber auch gar nichts, oder?«
    Ich schwieg, benutzte den Taschenrechner am Computer nebenan, gab die entsprechenden Zahlen ein und sagte ihr, die Gebühr betrage 271 250 Dollar.
    »Das nächste Mal lässt du mich gefälligst nicht eine halbe Minute warten!«, lautete ihre Reaktion.
    Ich schwieg und erledigte Trishs nächste Aufträge. Irgendwann im Laufe des späten Vormittags bekam ich eine E-Mail von meinem Vater mit seiner Bankverbindung, mehr stand nicht darin. Weder Liebe Jane noch Vielen Dank oder Ich würde mich gern wieder mit Dir versöhnen. Nur seine Kontonummer, der IBAN - und der SWIFT -Code seiner Bank. Ich rief meine Bank an und veranlasste, dass bis zum nächsten Tag 10 000 Dollar auf sein Konto in Santiago überwiesen würden. Dann schickte ich ihm eine E-Mail:
    Lieber Dad,
    das Geld ist überwiesen. Bitte gib mir Bescheid, wenn es angekommen ist. Und bitte schick mir so schnell wie möglich die Unterlagen.
    Ich wünsche Dir wie immer alles Gute,
    Deine Tochter Jane
    Ich las die E-Mail mehrmals durch, um zu gewährleisten, dass sie nüchtern, kühl und trotzdem spitz genug klang. Wie ich meinen Vater kannte, würde er beschließen, das zu ignorieren. Genauso wie er beschloss, sich nie bei mir dafür zu bedanken, dass ich ihn freigekauft hatte.
    Fünf Minuten, nachdem ich die E-Mail abgeschickt hatte, kam folgende Antwort:
    Wir bleiben in Verbindung.
    Doch danach meldete sich Dad nie mehr. Fünf Tage nachdem das Geld überwiesen worden war, rief ich meine Bank an, die mir bestätigte, dass die Summe auf dem genannten Konto in Santiago eingegangen sei. Ich schickte ihm noch eine Mail, in der ich ihn bat, den Geldeingang zu bestätigen. Keine Reaktion. Fünf weitere Tage vergingen. Ich schickte zwei weitere E-Mails. Immer noch keine Reaktion. Ich rief ihn in Santiago an und hörte einen Anrufbeantwortertext auf Spanisch. Ken Botros beherrschte die Sprache fließend (»weil ich einmal blöd genug war, eine Puertoricanerin zu heiraten«). Ich bat ihn, sich den Spruch anzuhören.
    »Die Tussi sagt, dass es die Nummer nicht mehr gibt«, meinte er. »Dass sie abgemeldet wurde. Dein Dad muss irgendwo anders sein.«
    Eine weitere Woche verging. Ich schickte eine E-Mail:
    Ich warte immer noch auf eine Nachricht von Dir.
    Aber ich wusste, dass er nicht darauf antworten würde.
    Am selben Nachmittag wurde Trish für eine zehnminütige Besprechung in Brads Büro

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