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Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
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Außerdem soll ich das Image aufpolieren und die Finanzen optimieren. Bisher habe ich unsere Mittel in nicht einmal neunzehn Monaten um 27 Millionen Dollar erhöht. Und jetzt habe ich Ken Malamut im Visier – ein ganz hohes Tier an der Wall Street, ein ehemaliger Student der New England State University und ein echter Collegehockey-Fan. Er hat mir, beziehungsweise uns , eine einmalige Spende von zehn Millionen Dollar versprochen – was für jemanden, der fast eine Milliarde Dollar besitzt, so gut wie nichts ist, für uns hingegen sehr viel –, wenn wir am Samstagabend diese Hockeytrophäe holen.«
    »Ich werde diese Universität also um zehn Millionen Dollar bringen, wenn ich auf meiner Meldung bestehe?«
    »Nun, ich würde es wohl etwas eleganter ausdrücken …«
    »Das glaube ich Ihnen gerne.«
    »Na gut, ich will ganz offen zu Ihnen sein: Genau das würden Sie tun.«
    Ich ließ den Kopf sinken, versuchte, mich in dem engen Stuhl anders hinzusetzen, merkte aber, dass er denjenigen, der darin saß, im Vergleich zu dem großen Mann in dem großen Stuhl hinter dem großen Schreibtisch bewusst einengte und einschüchterte. Vielleicht waren es diese Erkenntnis und der Umstand, dass Ted Stevens genau die Sorte schleimiger Manager war, die ich so hasse, dass ich zu ihm aufsah und sagte: »Ich werde die Meldung nicht zurückziehen.«
    Er blinzelte und versuchte es anschließend zu vertuschen.
    »Das ist eine törichte Entscheidung, Miss Howard«, sagte er.
    »Das kann schon sein«, erwiderte ich, »aber eine, mit der ich leben kann.«
    »Ich möchte, dass Sie noch einmal sorgfältig darüber nachdenken.«
    Ich erhob mich.
    »Schön, Sie kennengelernt zu haben, Sir.«
    »Sie halten sich wohl für besonders schlau, indem Sie hier einen auf hochmoralisch machen. Sie glauben auch, dass Sie der garantierte Skandal um Lorrie Quasthoff vor Vergeltungsmaßnahmen vonseiten der Universität schützen wird. Vielleicht ist dem auch so …, allerdings nicht für sehr lange. Und nein, ich bin nicht so dumm, Sie auf der Stelle zu entlassen. Ihr auf vier Jahre beschränkter Zeitvertrag mag zwar pro forma mit einem Anrecht auf Festanstellung gekoppelt sein, aber eines weiß ich jetzt schon: Wenn Sie uns um diese zehn Millionen Dollar bringen, verspreche ich Ihnen, dass Sie nie, niemals eine feste Professorenstelle bei uns bekommen werden. Dafür werde ich mich persönlich einsetzen.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte ich und ging dann zur Tür.
    »Miss Howard – Jane –, warum machen Sie es sich so schwer im Leben?«
    Ich wollte schon sagen, Weil ich Schikanen hasse, deswegen – und zwar so, dass er eindeutig mitgemeint war. Aber ich konnte mich gerade noch bremsen. Rechtfertigungen sind etwas rein Defensives, und an jenem Nachmittag hatte ich beschlossen, mich nicht in die Defensive drängen zu lassen, auch wenn mich das teuer zu stehen käme.
    Deswegen reagierte ich nur mit einem Achselzucken und wiederholte höflich: »Schön, Sie kennengelernt zu haben«, als ich den Raum verließ.
    Die Meldung an die Universitätsleitung blieb also bestehen, und Michaels wurde für den Rest des Semesters suspendiert. Als ich zwei Tage später in meinen Kurs über amerikanische Originale marschierte, überflog ich die Studenten und entdeckte Lorrie Quasthoff. Sie sah weg und mied meinen Blick. Am selben Nachmittag wappnete ich mich gegen böse Blicke von Michaels’ Clique in meinem Naturalismus-Seminar. Wie alle anderen im Vorlesungssaal verstummten die Jungs, als ich hereinkam, und sie verhielten sich während meiner einstündigen Vorlesung einwandfrei. Hatte ich mir Respekt verschafft? Hatte ich aufgrund meiner Weigerung, mich der vorherrschenden Meinung anzuschließen, einen Ruf als Hardliner weg? Schwer zu sagen – obwohl ich es mir nicht nehmen ließ, später an die Tür von Professor Sanders’ Büro zu klopfen. Dort bekam ich zu hören, dass Stevens mit seiner Drohung, mir eine Festanstellung zu verweigern, definitiv ernst machen würde.
    »Vielleicht ist das aus Ihrer Sicht gar nicht so schlimm, Jane. Jetzt wissen Sie wenigstens, dass Sie hier keine Zukunft mehr haben.«
    »Aber Sie finden, dass ich einen großen Fehler gemacht habe.«
    »Sie haben beschlossen, Ihren Prinzipien treu zu bleiben – und das ist bewundernswert. Aber Sie müssen auch wissen, dass Sie sich damit nicht beliebt gemacht haben. Wir alle brauchen Sündenböcke. Und wenn die Mannschaft das große Spiel verliert, wird man Ihnen diese Rolle zuweisen.«
    Doch

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