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Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
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Massachusetts University, antritt. Und Joey Michaels ist der Star dieser Mannschaft. Ohne ihn … nun, ohne ihn wird es bitter. Er ist der Stürmer mit den meisten Toren, die Nationalmannschaft interessiert sich bereits für ihn …«
    »Und nachdem er vor nicht einmal sechsunddreißig Stunden gerade noch mal davongekommen ist, hat er nichts Besseres zu tun, als seine Arroganz an einer autistischen Studentin auszulassen und sie lächerlich zu machen. Tut mir leid – aber dafür gibt es keine Entschuldigung. Mit seiner Überheblichkeit hat er sich selbst erst in diese Lage gebracht.«
    »Ich glaube nicht, dass er der Einzige ist, der hier überheblich ist«, sagte Alma Carew.
    »Ich weiß wirklich nicht, warum Sie diesen Jungen so verteidigen«, sagte ich. »Wenn er einer Schwarzen gegenüber rassistische Bemerkungen gemacht hätte, würden Sie doch auch …«
    »Das ist ja wohl ziemlich weit hergeholt!« Carew war außer sich.
    »Ich finde diese Bemerkung eigentlich sehr einleuchtend«, sagte Professor Sanders.
    »Das reicht«, sagte Ted Stevens. Er ließ das nun folgende Schweigen eine geschlagene Minute dauern – zweifellos eine Strategie aus einem seiner Management-Ratgeber über das Schlichten verbaler Auseinandersetzungen unter Mitarbeitern.
    Schließlich sagte er: »Könnte ich kurz unter vier Augen mit Miss Howard sprechen? Ich werde mich gegen Abend noch einmal bei Ihnen allen melden und Sie über die nächsten Schritte informieren.«
    Alle erhoben sich, und Alma Carew sowie Budd Hollander verließen wortlos den Raum. Professor Sanders sah mich leicht stirnrunzelnd an. Riet er mir zur Vorsicht, oder wollte er mir damit zu verstehen geben, dass er zu mir halten würde, egal, was passierte? Seine Bemerkungen während der vorangegangenen »Besprechung« legten nahe, dass er auf meiner Seite war. Aber bei den wechselnden Allianzen in der Universitätspolitik gibt es keine Loyalität, auf die man sich wirklich verlassen kann. Stattdessen gilt: Nach außen hin unterstützen, aber heimlich sabotieren.
    Und so war ich plötzlich mit Ted Stevens allein. Da wir zu viert an einem Konferenztisch in der Ecke seines geräumigen Büros gesessen hatten, stand er jetzt auf und ging zu einem vergleichbar großen Tisch, der einen beträchtlichen Teil des Raumes einnahm. Als er mir bedeutete, mich in den schmalen, ungemütlichen Stuhl vor seinem Schreibtisch zu setzen, fragte ich mich, ob er diese Taktik ebenfalls einem dieser Management-Ratgeber unter der Überschrift: »So schüchtere ich meine Untergebenen ein« entnommen hatte. Aber ich hatte nicht vor, mich einschüchtern zu lassen, und dachte insgeheim: Wenn er mich jetzt rauswirft, kann er sich auf einen öffentlichen Skandal gefasst machen. Darauf war er offensichtlich auch schon gekommen, da seine erste Bemerkung lautete: »Ist Ihnen klar, was diese Universität gewinnen kann, wenn wir am Samstagabend die ECAC Championship holen? Schon mal was von Ken Malamut gehört?«
    »Der große Hedgefondstyp.«
    »Ich habe ganz vergessen, dass Sie einen kurzen Abstecher in die Finanzbranche hinter sich haben«, sagte er. »Einen wirklich kurzen.«
    »Ich habe beschlossen, wieder in die Wissenschaft zurückzukehren.«
    »Aber natürlich«, sagte er mit einem Hauch von Ironie. »Deswegen sind Sie bei Freedom Mutual auch so schnell ausgeschieden.«
    Ich schwieg.
    »Wir dachten eigentlich, dass Sie ein Glücksfall für uns sind, nachdem wir Deborah Holders Stelle neu besetzen mussten. Aber angesichts der ereignisreichen ersten Woche, die Sie uns hier beschert haben …«
    »Moment mal«, unterbrach ich ihn. »Diese erste Woche war nur deshalb so ereignisreich, weil Ihr Hockeyspieler sich solche Mätzchen erlaubt. Ich weigere mich, den Sündenbock für dieses widerwärtige …«
    Er hob die Hand wie ein Verkehrspolizist, der einen Fahrer zum sofortigen Halten zwingt.
    »Ich persönlich halte Joseph Michaels für einen ziemlichen Scheißkerl«, sagte er, »und zwar für einen, der ständig im Mittelpunkt stehen muss. So gesehen bin ich ganz Ihrer Meinung, und ich bezweifle auch gar nicht, dass Michaels getan hat, was Sie sagen. Und was sein bewusst respektloses Verhalten angeht, mit dem er seine angebliche Entschuldigung unterlaufen hat … Aber wie dem auch sei, Miss Howard: Ich mag Ihnen zwar zustimmen, bin aber im Grunde meines Herzens ein Manager, kein Akademiker. Ich wurde eingestellt, um eine drittklassige Universität zu managen, die versucht, in die zweite Liga aufzusteigen.

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