Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
Vom Netzwerk:
Harvard.«
    Klar, Marty – genau das bringt man uns in Cambridge bei: Ein Besserwisser zu sein.
    Aber ich erwiderte sein Kompliment mit einem Nicken und einem Lächeln.
    Das war das letzte Mal, dass irgendjemand von der Fakultät mein Buch erwähnte. Das Leben an der New England State ging weiter. Ich hielt meine Kurse ab. Ich traf mich mit meinen Studenten. Und sobald ich meine Pflichten erledigt hatte, verließ ich das Universitätsgelände. Ich blieb unterhalb des vernichtenden Radars.
    Ich befolgte auch Christys zweiten Rat und gab etwas von dem Geld aus, das auf der Bank Zinsen brachte. Aber nicht für etwas Unnötiges. Vernünftig, wie ich war, suchte ich mehrere Immobilienmakler in Somerville auf. Innerhalb von vier Tagen hatte ich mich bereit erklärt, 255950 Dollar für eine Zweizimmerwohnung in einer baumbestandenen Straße unweit des Davis Square zu zahlen. Die Wohnung nahm die obersten beiden Stockwerke eines Hauses im Stil der amerikanischen Gotik ein. Es war um 1890 erbaut worden und sah mit seinen barocken Verzierungen aus, als sei es einem Bild des Malers Grant Wood entsprungen. Die Wohnung hatte einem unlängst verstorbenen Professor der Tufts University gehört, einem ewigen Junggesellen, der mit seinen Büchern und Generationen von Katzen zusammengelebt hatte (der Gestank nach Katzenpisse hatte sich überall festgesetzt). Die Küche stammte noch aus der Nixon-Ära, das Bad aus der Zeit Eisenhowers. Aber es gab ein riesiges Wohnzimmer mit Balkon und einem Blick auf die Straße. Das Schlafzimmer war geräumig und besaß eine Nische, die sich ideal als Arbeitsecke nutzen ließ. Die Dielen konnten zwar einen neuen Anstrich gebrauchen, waren aber solide. Und der Gutachter, der die ganze Bude genauestens unter die Lupe nahm, sagte, die Wände würden keinerlei Schimmel aufweisen und könnten neu verputzt werden.
    Die ganze Wohnung musste renoviert werden. Ich stellte eine paar kurze Berechnungen an und wusste, dass ich mir die Wohnung sofort kaufen konnte, aber einen Kredit über 75 000 Dollar aufnehmen müsste, um die Renovierungskosten und Steuern bezahlen zu können. Da ich stets Angst habe, Schulden zu machen, wurde ich bei dem Gedanken nervös, mir einen derartigen Betrag leihen zu müssen, obwohl der Hypothekenmakler, der den Kreditvertrag aufsetzte, sagte, dass das bei meinem Jahreseinkommen von der New England State kein übertrieben hoher Betrag sei. Doch was, wenn ich keinen neuen Job finde, wenn man mich in ein paar Jahren vor die Tür setzen wird? Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich die Wohnung jederzeit verkaufen könnte und dafür in den Besitz eines herrlichen Luxus gelangen würde: Immobilienkapital. Wie sagte Dad immer so schön? Erst wenn man bei der Bank Schulden macht, um ein eigenes Dach über dem Kopf zu haben, ist man wirklich erwachsen.
    Also rief ich Mr Alkan an und sagte, dass ich seine Dienste erneut in Anspruch nehmen müsse. »Kein Problem«, erwiderte er und kümmerte sich um den ganzen Papierkram. Ich segnete den Kostenvoranschlag über 50 000 Dollar des Bauunternehmers ab und suchte mir Küchenschränke, Waschbecken und Wandfarben aus. Anschließend gab ich weitere 15 000 für ein Bett, für Sofas, für einen riesigen Jahrhundertwende-Schreibtisch mit Rollschränken, für eine neue Stereoanlage, Geschirr, Besteck und so weiter aus.
    Ich erklärte mich einverstanden, während des Sommersemesters an der New England State zu unterrichten. Als es Mitte August war, ich die Seminararbeiten benotet und sogar ein paar Tage im Haus von Verwandten einer Freundin am Cape verbracht hatte, war meine Wohnung bezugsfertig. Sie sah fantastisch aus – frisch geweißte Wände, Ahornparkett, eine Küche im Shaker-Stil, ein modernes Bad, geschmackvolle Holzmöbel, dieser wunderbare Schreibtisch in der Nische, die mir als Arbeitszimmer diente, und ein riesiges Bett, das auf einmal ziemlich leer wirkte und nur betonte, was ich lange nicht wahrhaben wollte, nämlich, dass ich einsam war.
    Wenn man ein Bedürfnis hat, stillt man es. Innerhalb weniger Wochen nach meinem Einzug hatte ich jemanden, der das Bett mit mir teilte. Ich bildete mir ein, verliebt zu sein.
    Und vielleicht war ich das damals auch … wenigstens für eine Weile.
    3
    Theo Morgan liebte Filme. Besser gesagt: Theo Morgan war ein Filmfreak. »Ein echter Cineast«, wie er sich selbst bezeichnete. Seit er dreizehn war und ihn der Kinovirus infiziert hatte, legte er eine Karteikarte für jeden Film an, den er sah. Bei

Weitere Kostenlose Bücher