Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
kann ich leben. Bis zum Montag möchte ich, dass er sich schont. Dann muss er leider wieder seine Arbeit übernehmen, wenn es irgendwie geht.“
„ Muss er nicht. Ich habe dir doch versprochen, dass ich mich nach einer Hilfe umsehe. Ich habe jemanden gefunden. Was sagst du dazu?“ Er ließ ihr Gesicht nicht aus den Augen. Zuerst sah es so aus, als ob sie sich unbeschreiblich freute, aber gleich darauf wirkte es eher hoffnungslos.
„Du meinst es gut mit uns, Simon. Dafür sind wir dir auch sehr dankbar. Vielleicht kommt sogar jemand bei uns vorbei, um sich umzuschauen, aber mehr kommt bestimmt nicht dabei heraus“, sagte sie deprimiert.
„Das ist aber nicht fair, Susanne. Du hast ja noch gar keine Ahnung, wen ich euch schicke.“
„ Spielt das eine Rolle?“, fragte sie. „Glaub mir, ich habe meine Erfahrungen schon hinter mir. Ich möchte nicht undankbar sein, aber wenn ich es mir richtig überlege, wäre es mir lieber, wenn niemand käme. Zum Herumschnüffeln brauchen wir niemand.“
„ Willst du meine Mutter als Schnüfflerin bezeichnen?“, erkundigte er sich empört.
„Deine Mutter?“, wiederholte sie entgeistert. „Sie will wirklich herkommen und uns helfen?“
„ Das hat sie gesagt“, bestätigte er. Er nahm es Susanne nicht übel, dass sie so misstrauisch war. Für einen Menschen, der so oft enttäuscht wurde, war ihre Reaktion durchaus verständlich. „Ich bin vor allem gekommen, um dich zu fragen, ob meine Mutter mit dem Nachmittagsbus zu euch kommen kann, damit ihr euch kennenlernen könnt.“
„ Ich könnte sie mit dem Auto abholen“, schlug Susanne zögernd vor. Sie war noch völlig überwältigt von der Neuigkeit, dass sich vielleicht doch ein kleiner
Lichtblick am Horizont zeigen k önnte. Ehe sie etwas dagegen tun konnte, liefen ihr plötzlich Tränen über die Wangen hinunter. „Entschuldige, Simon“, stammelte sie schließlich beschämt, während sie sich rasch mit dem Handrücken über das Gesicht fuhr. „Du musst dich leider daran gewöhnen, dass ich nahe am Wasser gebaut habe. Warum will deine Mutter das für uns tun? Ich weiß gar nicht, wie ich mich revanchieren soll. Geld kann ich ihr wohl nicht anbieten?“, fragte sie ziemlich hilflos.
„Das würde sie dir übelnehmen, Susanne“, bestätigte er lachend. „Am besten fängst du gar nicht davon an.“
„ Aber warum will sie das tun, Simon?“, wiederholte sie ihre Frage. „Sie kennt mich doch gar nicht.“
„ Recht gut sogar“, widersprach er verschmitzt lächelnd. „Natürlich von mir. Ich habe dich ihr beschrieben, ihr erzählt, was für eine tapfere Frau du bist.“
„ Bin ich das wirklich? Irgendwie muss es doch weitergehen, nicht wahr? Manchmal bin ich alles andere als tapfer, Simon“, gestand sie seufzend. „Wenn ich mir sicher bin, dass mir niemand zuschauen kann, heule ich in meine Kissen. Danach fühle ich mich dann meistens wieder etwas besser. Mir kommt alles gar nicht mehr so schwierig vor, seit ich dich kenne. Schade, dass du nicht bei uns bleiben kannst. Aber du kommst ja bald wieder nach Diebach“, tröstete sie sich.
Davon war doch nie die Rede, stellte er verwundert fest. Er hatte keinen einzigen Tag Urlaub mehr. Simon warf einen Blick auf seine Armbanduhr und stellte erschrocken fest, dass Eile geboten war, wenn er seinen Zug noch bekommen wollte.
Er bemerkte ihr Erschrecken, als er ihr seine Hand zum Abschied hinstreckte. Auch ihm fiel es bedeutend schwerer, Lebewohl zu sagen, als er gedacht hatte. „Ich rufe dich an, Susanne“, versprach er rau. „Und du meldest dich sofort bei mir, falls es je irgendwelche Probleme geben sollte. Ich bin immer für dich da, vergiss das nie. Auf dem Zettel hier steht meine Privatnummer, unter der du mich in meiner Wohnung erreichst. Was ist los?“, unterbrach er sich betroffen, als ihm auffiel, dass sie verzweifelt gegen ihre Tränen ankämpfte. „Bedrückt dich etwas, über das du nicht mit mir reden konntest?“
„ Hast du noch nie etwas von Abschiedsschmerz gehört, Simon?“, fragte sie scherzend. „Man lässt einen Freund nicht gerne gehen, vor allem, wenn es der einzige ist.“
Sie stand da und schaute ihm zu, wie er sich auf sein Rad schwang und winkend davonfuhr. Simon würde wiederkommen, davon war sie überzeugt. Sie liebte ihn, und dieses Gefühl war so berauschend, dass in ihrem Herzen für Traurigkeit kein Platz mehr war. Dass Simon seine Mutter zu ihr schickte, konnte doch nur
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