Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
nachdenklich. „Ich halte dein Angebot eher für Neugier.“
„ Meinetwegen nenne es, wie du willst, Janina. Ich will jetzt nur von dir wissen, ob dein Verlobter an meiner Geburtstagsparty heute Abend teilnimmt. Doktor Murray wird auch hier sein. Simon dürfte leider der einzige von uns sein, der ein recht gutes Englisch spricht. Außerdem werden noch einige andere Leute da sein, von denen dein Vater meint, dass er sie kennenlernen sollte.“ Bewundernd schaute sie auf ihre frisch gelackten Fingernägel, während sie fortfuhr: „Du weißt ja, Liebling. Auf die richtigen Kontakte kommt es an. Wenn du erst einmal dein Ziel erreicht hast, fragt dich keiner mehr nach dem Weg, den du gegangen bist. Oder willst du, dass dein Liebster ewig ein armer Schlucker bleibt?“
„ Natürlich nicht. Ich werde dafür sorgen, dass Simon rechtzeitig hier ist, Mutti“, versprach sie. Ihre schlechte Laune war mit einem Schlag verflogen. „Er hatte noch einiges zu erledigen, darum wollte er noch einige Tage in Diebach bleiben. Ich werde ihn gleich anrufen, wenn ich mit dem Frühstück fertig bin. Vielleicht entschließe ich mich sogar, ihn mit dem Auto abzuholen. Mit meinem neuen Wagen macht es richtig Spaß, eine kleine Spritztour zu machen.“
„ So kenne ich dich schon besser, Janina“, stellte ihre Mutter amüsiert fest. „Wenn du mit deinem Verlobten telefonierst, dann sage ihm bitte gleich, dass ich ihn gerne im Abendanzug sehen möchte.“
„ Ich verspreche dir, dass ich daran denken werde, Mutti. Du wirst dich für deinen zukünftigen Schwiegersohn schon nicht schämen müssen.“
Ihre Mutter schaute ihr nach, als sie aus dem Zimmer lief. Begeistert war sie nicht davon, dass sich ihre Tochter für diesen Assistenzarzt entschieden hatte. Dass er gut aussah, bestritt sie ja nicht. Sie war nur der Meinung, dass Janina ganz andere Chancen hatte. Dieser verschlossene Naturbursche passte nicht in ihre angesehene Familie. Aber ihre Tochter ließ sich nicht in ihre Pläne hineinreden, darum mussten sie wenigstens versuchen, ihrem Zukünftigen ein wenig auf die Beine zu helfen. Wenigstens darin war sie sich mit Janina einig.
* * *
Woran lag es nur, dass sie sich mit ihrer Mutter immer wieder in die Haare geriet? Janina stand schon eine Zeitlang am Fenster und schaute in den Park hinunter. Auf einmal kamen ihr auch Bedenken, ob sie Simon wirklich anrufen sollte. Er hätte sich doch
eigentlich l ängst bei ihr melden müssen, wenn er sie wirklich liebte, wie er immer behauptete. Sie begann sich auf einmal zu fragen, warum sie immer noch an Simon festhielt. Es gab doch noch andere gutaussehende Bewerber in ihrem Bekanntenkreis, die ihre Schönheit und ihre Intelligenz weitaus besser zu würdigen verstanden. Was bildete er sich eigentlich ein? fragte sie sich und stampfte zornig mit dem Fuß auf.
Janina warf sich über ihr Bett und nahm ein Buch zur Hand, um sich abzulenken. Nach einer Weile sah sie ein, dass sie etwas unternehmen musste. Sie musste ihrem Verlobten sagen, wie wichtig es für ihn war, dass er rechtzeitig zu dieser Party kam.
Ihre Befürchtung, seine Mutter könnte sich melden, bestätigte sich nicht. Janina atmete erleichtert auf, als sie die Stimme ihres Verlobten hörte. Er wollte sofort seiner Freude Ausdruck geben, dass sie ihn anrief, aber Janina blockte gleich ab. In kurzen Worten erklärte sie ihm den Grund ihres Anrufes.
Es blieb eine ganze Weile ruhig in der Leitung, als sie fertig war. „Bist du noch am Apparat?“, fragte sie schließlich.
„Ja, ich bin noch hier, Janina“, kam es zögernd zurück. Er kämpfte mit sich, wie er auf diese Einladung reagieren sollte. Im ersten Augenblick hatte er sich unbändig darüber gefreut, dass seine Verlobte sich überwunden hatte und den ersten Schritt zur Versöhnung machte. Sein Gesicht verfinsterte sich aber immer mehr, als er den Grund ihres Anrufes begriff. Janina wusste doch, wie er darüber dachte. Er legte keinen Wert darauf, im Hinblick auf sein Vorwärtskommen mit irgendwelchen Leuten bekannt zu werden.
„Ich werde mich bemühen, rechtzeitig da zu sein“, versprach er. „Falls es ein wenig später werden sollte, könnt ihr ja schon ohne mich essen.“
„ Das kommt gar nicht in Frage, Liebling. Wenn die Straßen einigermaßen frei sind, kann ich in einer knappen Stunde bei dir sein. Ich habe gerade beschlossen, dich mit dem Auto abzuholen“, sagte sie vergnügt.
Simon erschrak. Susanne erwartete ihn.
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