Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
Vater daran zu erinnern, dass er sich einen Termin beim Arzt geben lässt“, erinnerte sie Susanne, als diese vor ihrem Haus anhielt. „Ich komme am Montag schon mit dem Frühbus, wenn es euch recht ist.“
Statt einer Antwort wandte Susanne den Kopf zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie war so dankbar, dass sie in Zukunft mit ihren Problemen nicht mehr alleine dastehen würde.
* * *
Simon schaute ziemlich genervt aus dem Zugfenster. Ihm kam es so vor, als ob sie nun schon an jedem Hühnerstall anhielten. Wenn es noch lange so weiterging, würden sie mit großer Verspätung in Stuttgart ankommen. Ob ihm dann noch die Zeit zum Duschen und Umziehen reichte, bezweifelte er allmählich. In seiner sportlichen Aufmachung konnte er sich dem kritischen Blick seiner zukünftigen Schwiegermutter aber auch nicht aussetzen. Damit würde er sich den letzten Funken von Sympathie verscherzen, den sie vielleicht noch für ihn hegte.
Er schaute auf die Uhr und stellte fest, dass seine Mutter längst bei Susanne eingetroffen sein musste. Simon hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie sich bei den Holzers sofort wohl fühlen würde.
Knapp zwei Stunden bleiben mir noch, stellte er fest, als er dann endlich in Stuttgart ausstieg. Er schaute sich nach einem Blumenladen um, in dem er sich dann für eine Orchideenrispe in einer kunstvollen Aufmachung entschied. Janinas Mutter würde kaum mehr als einen Blick darauf verschwenden, davon war er überzeugt. Simon durfte gar nicht daran denken, wie sehr dieser Kauf seine Geldbörse erleichtert hatte.
Es war nicht schwer, ein Taxi zu bekommen. Seine Freude darüber ließ aber sofort nach, als er merkte, dass sie nur schrittweise vorwärts kamen. Der Taxifahrer erklärte ihm, dass er diesen Stau längst vorausgesehen hatte, weil beinahe zur selben Zeit ein Fußballspiel und ein Konzert stattfanden. Und er steckte mittendrin. Am liebsten hätte Simon seinen Koffer genommen und wäre zu Fuß weitergegangen. Da ging doch wieder einmal alles schief.
Als er dann in seiner Wohnung ankam, beschränkte er sich aufs Umziehen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Er traf aber dennoch erst mit einer Stunde Verspätung bei seiner Verlobten ein.
Sein Herz schlug höher, als er Janina in ihrem roten Abendkleid erblickte. Sie schien den Eingang überwacht zu haben, denn sie kam sofort zu ihm heraus. Simon wollte sie in seine Arme nehmen und ihr sagen, wie sehr er sie vermisst hatte, aber ihr eisiger Blick hinderte ihn daran. Er wollte ihr seine Verspätung wenigstens erklären, aber auch dazu kam er nicht mehr. Janina musste ihren Groll über seine Verspätung loswerden, und das tat sie gründlich. Ihre Augen sprühten Blitze. Simon fand, dass ihr Gesicht auch im Zorn noch schöner war. Aber es war eine Schönheit, die ihn unberührt ließ. Auch ihr Zorn ließ ihn kalt.
Er fühlte sich auf einmal in seine Schulzeit zurückversetzt. Die Schelte seines Lehrers, die er damals für sein Zuspätkommen erhalten hatte, war ihm noch sehr genau in seinem Gedächtnis geblieben.
„Du hörst mir nicht einmal zu, Simon“, stellte Janina erbost fest. „Begreifst du denn gar nicht, wie peinlich es für mich war, dass ich mich immer wieder fragen lassen musste, wo mein Verlobter steckt?“
„ Der Zug hatte Verspätung, und das Taxi stand im Stau, aber das scheint dich ja nicht zu interessieren“, antwortete er betont ruhig. „Ich war auch nicht darauf vorbereitet, dass ihr das Haus voller Gäste haben würdet, nachdem du mir nur etwas von einer kleinen Geburtstagsparty gesagt hast. Darum möchte ich dich bitten, dass du deiner Mutter meine besten Wünsche übermittelst, und ihr diese Blume von mir überreichst. Ich bin viel zu müde, um heute noch Konversation zu machen. Und schon gar nicht in Englisch. Mach nicht so ein entsetztes Gesicht, Liebling“, bat er. „Ich bin ziemlich geschafft. Und morgen habe ich Frühschicht. Du hast viel mehr von der Party, wenn ich nicht dabei bin, glaub mir. Wir sehen uns morgen Abend“, versprach er. „Als Wiedergutmachung koche ich für uns. Ist das ein Angebot?“
Sie zögerte. Ihr Verlobter sah wirklich müde aus. Aber was war mit den Leuten, die ihre Mutter extra eingeladen hatte, damit Simon sie kennenlernte? Janina spürte, wenn sie jetzt davon anfing, würden sie sich erneut entzweien. Sie musste klug vorgehen. Wenn sie erst verheiratet waren, würde sie ihren Willen schon durchsetzen.
„Im Marstall
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