Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
könnten wir wieder einmal ein Steak essen“, schlug sie versöhnlich vor. Mit einem bedeutungsvollen Blick auf den Orchideenzweig fuhr sie fort: „Ich lade dich ein. Das ist es mir wert, wenn ich dafür kein Geschirr abtrocknen muss.“
Er musste lachen. Seine Arme lagen um ihre schmale Taille, als er sie küsste. Sie hörten Türen auf und zu gehen, aber es störte sie nicht. In diesem Augenblick fühlten sie sich einander so nahe, wie schon lange nicht mehr.
* * *
Alma Weigand stellte fest, dass sie schrecklich nervös war. Selbst auf Melanie konnte sie nicht so eingehen, wie die Kleine es von ihr gewohnt war.
„Opa, wo?“, fragte das Kind immer wieder, während es keinen Augenblick von ihrer Seite wich.
„Dein Opa kommt bald, Melanie“, versicherte sie ihr und nahm sie auf den Schoß. „Er wird beim Doktor sicher warten müssen, bis er an der Reihe ist.“
Sie erinnerte sich an den Anfall, den sie am Tag zuvor zufällig miterlebt hatte. Obwohl Robert behauptete, dass er längst nicht so schlimm war wie die vorhergegangenen, machte sie sich große Sorgen um ihn. Sie mochte den Mann. Seine Freundlichkeit, aber auch sein Humor hatten es ihr einfach angetan. Es tat ihr gut, mit ihm zu reden. Sogar über ihre Partner, die sie auf so tragische Weise verloren hatten.
„Opa, horch“, sagte Melanie, während sie angestrengt lauschte. Die Kleine hatte ein Gehör wie eine Spitzmaus.
„Was hast du erfahren?“, fragte die Arztfrau sofort, als er zur Tür hereinkam.
„Nichts, was ich nicht schon wusste, Alma“, antwortete er und zog sich einen Stuhl zu ihr heran. „Asthma. Doktor Körner konnte aber keine Allergie feststellen. Daher geht auch er davon aus, dass es bei mir im Kopf nicht stimmt“, gestand er und zog eine Grimasse. „Angst, Stress, aber auch Wut könnten der Auslöser für einen Anfall sein.“
„Auf wen solltest du wütend sein, Robert?“, fragte sie verwundert. „Das ist doch Unsinn. Und so viel Stress hast du doch jetzt offensichtlich auch nicht mehr, seitdem ich hier bin. Vielleicht solltest du dir bei den Hühnern von mir helfen lassen.“
„ Kommt nicht in Frage, Alma. Wenn du mir das auch noch abnimmst, bin ich ja zu gar nichts mehr nütze. Was man gerne macht, kann kein Stress sein.“
„ Dann bleibt nur noch die Angst. Gibt es irgendetwas vor dem du Angst hast, Robert? Denk nach“, forderte sie ihn auf. „Nur wenn du weißt, was falsch läuft, kannst du etwas dagegen tun.“
„ Ich wüsste nicht, vor was ich Angst haben sollte. Doch, ja. Vor einem neuen Anfall vielleicht. Diese Ängste sind natürlich immer da, dagegen bin ich irgendwie machtlos“, gestand er. „Nachdem ich aber nun weiß, dass diese Angst vielleicht schuld ist, wenn ich wieder einen Anfall bekomme, kann ich sicher eher etwas dagegen unternehmen. Doktor Körner ist der Ansicht, dass ich viel spazieren gehen sollte.“
„ Dann werden wir das auch tun, Robert“, meinte sie resolut. „Gleich heute Nachmittag drehen wir alle zusammen eine kleine Runde. Unserer Kleinen hier wird der Spaziergang auch gut tun.“
„ Du tust uns gut, Alma“, stellte er fest und hielt auf einmal ihre Hand. „Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass es einmal eine Zeit gegeben hat, in der wir ohne dich auskommen mussten. Du darfst nie wieder fortgehen.“
Es war eine Wohltat, diese Worte zu hören. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihr schon einmal jemand gesagt hatte, wie wichtig sie für ihn war. Das sollte aber nicht heißen, dass sie keine glückliche Ehe geführt hatte. Es war nur zu vieles selbstverständlich geworden in all den Jahren, die sie zusammen verbracht hatten.
„Ich habe frischen Tee aufgebrüht“, sagte sie verlegen und stand auf. „Du hast sicher Durst. Melanie könnte sich neben dich setzen und ihr Brot essen, während ich in der Küche das Mittagessen für uns mache. Susanne wird auch bald heimkommen. Sie hat frei heute Nachmittag, das hat sie dir doch sicher auch gesagt?“
Sie wollte gerade eilig aus dem Zimmer gehen, als das Telefon klingelte.
„Soll ich?“, fragte sie, weil sie ohnehin gerade daneben stand. Als er zustimmend nickte, hob sie den Hörer ab. „Simon, du?“, fragte sie verblüfft, als sie die Stimme ihres Sohnes vernahm. „Was ist los?“
„ Darf ich mich nicht einmal melden, ohne dass etwas passiert ist?“, fragte er leicht verstimmt. „Ich stelle fest, dass ich dich daheim nicht mehr erreichen kann,
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