Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
darum blieb mir nichts anderes übrig, als es bei Susanne zu versuchen. Ist sie auch da?“, erkundigte er sich beiläufig.
„Noch nicht. Aber wir wollen nachher zusammen Mittagessen.“ Sie gab ihrem Sohn einen genauen Bericht von den Ereignissen der letzten Tage. Dabei überlegte sie verwundert, was ihn zu diesem Anruf bewegt haben könnte. So lange war es doch noch gar nicht her, seitdem er Diebach verlassen hatte. „Schade, dass du nicht mit uns essen kannst“, sagte sie bedauernd, weil sie sonst nichts mehr zu berichten wusste. „Es gibt Rouladen. Die hast du doch immer so gerne gemocht.“
„ Rouladen sind auch heute noch mein Leibgericht.“
„ Erzähle mir, wie deine Pläne für die nächste Zeit aussehen, Simon“, bat sie, weil sie wissen wollte, ob sich mit seiner Verlobten wieder alles eingerenkt hatte.
„Du willst hören, wann wir heiraten, Mutti?“, antwortete er prompt. „Noch vor Weihnachten. Einen genauen Termin kann ich dir aber noch nicht nennen. Ich rufe wieder an, so bald ich mehr weiß.“
Sie war bitter enttäuscht, dass es nun doch ernst zu werden schien. Ganz tief in ihrem Innersten hatte sie davon geträumt, dass aus Susanne und ihrem Sohn eines Tages ein Paar werden könnte. Nach ihrer Meinung passten die beiden wundervoll zusammen, und eine liebere Schwiegertochter als Susanne konnte sie sich auch nicht vorstellen. Aber das hatte ihr Sohn zu entscheiden. Wenn er glaubte, mit dieser Janina glücklich werden zu können, dann musste sie sich damit abfinden.
„Da kommt Susanne ja schon“, sagte sie, als sie die junge Frau zur Tür hereinkommen sah. „Möchtest du sie auch sprechen, Simon?“ Ihre Frage schien ihm die Sprache zu verschlagen.
„Nein! Ja, gib sie mir kurz, wenn sie gerade Zeit hat“, entschied er dann.
So ganz gleichgültig konnte ihm Susanne demnach nicht sein. Während sie in ihrer Küche heftig herumhantierte, fragte sie sich, warum ihr Sohn dann immer noch an dieser Verlobung festhielt. Konnte es sein, dass er beide Frauen liebte? So etwas sollte es ja geben.
Susanne kam zur Tür herein. „Simon lässt dich grüßen“, sagte sie. „Du hast den Hörer so schnell weitergegeben, dass er sich nicht einmal mehr von dir verabschieden konnte. Hast du dich über ihn geärgert?“
Sollte sie der jungen Frau die Wahrheit sagen? Dass Susanne ihren Jungen mehr als gern hatte, war nicht zu übersehen. Eigentlich ging sie die Geschichte doch gar nichts an. Sollten die jungen Leute doch selbst sehen, wie sie klar kamen. Aber hatte Susanne denn nicht schon genug mitgemacht? Je länger sie diese Liebe in ihrem Herzen trug, desto schlimmer würde es sie treffen, wenn sie eines Tages vor vollendeten Tatsachen stand.
„Simon will noch vor Weihnachten heiraten“, sagte sie und vermied es, die junge Frau dabei anzuschauen. „Wenn du meine Meinung darüber wissen willst, kann ich dir nur sagen, dass diese Ehe nie und nimmer gut gehen kann. Aber ich darf mich nicht einmischen. Mit achtunddreißig Jahren ist mein Sohn längst alt genug, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. In diesem Fall wäre ich aber wirklich froh, wenn er noch auf meinen Rat hören würde“, gestand sie seufzend.
Die Küche war leer, als Frau Weigand sich umschaute. Sie konnte sich denken, was los war. Es tat ihr so leid, dass sie Susanne diesen Schmerz zufügen musste.
* * *
„Wie fühlen Sie sich heute, Herr Reinhard?“, erkundigte sich Doktor Weigand, als ihn sein Weg auch am Bett des jungen Mannes vorbeiführte, der schon seit Wochen nach einem schweren Motorradunfall in der Unfallstation lag. „Ich habe gehört, Sie wollen morgen nach Hause gehen.“
„ Das haben Sie gehört, Herr Doktor?“ Der Kranke lachte sein freudloses Lachen, das Simon inzwischen kannte. „Von >wollen< kann keine Rede sein. Ich habe erfahren, dass man hier in diesem Krankenhaus nichts mehr für mich tun kann. Warum wollen Sie die Wahrheit beschönigen, Herr Doktor? Ich will nicht heim. Wozu auch? Für meine Frau werde ich ja doch nur eine Last sein.“
„ Du redest wieder einmal einen entsetzlichen Unsinn, Liebling“, sagte auf einmal eine Frauenstimme im Hintergrund. „Ich freue mich doch, dass ich dich morgen wieder bei mir habe.“
Die beiden Männer hatten nicht bemerkt, dass jemand hereingekommen war. Überrascht schauten sie auf die hübsche junge Frau im schwarzen Hosenanzug, die nun näherkam.
„Was willst du denn hier, Marlene?“, fragte
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