Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
„Shelby soll auf jeden Fall bei Dr. Zelman anrufen, ja? Wahrscheinlich regt er sich anfangs ein bisschen auf, wo er doch eine Vasektomie hatte.“
„Darauf kannst du Gift nehmen“, meinte Angel düster.
In fassungslosem Schweigen schleppte sich meine Leibwächterin aus der Praxis und zu meinem Wagen. Ich begleitete sie fürsorglich, verfrachtete sie auf den Beifahrersitz und rannte dann noch einmal zurück, um meine Handtasche zu holen. Im Eifer des Gefechts hatte ich sie im Behandlungszimmer liegen lassen. Ich musste wohl sehr neben der Spur sein, denn normalerweise würde ich eher meinen Arm irgendwo vergessen als meine Handtasche. Nachdem ich Trinity mein Problem geschildert hatte, winkte sie mich zu den Behandlungsräumen durch. An der Tür des Zimmers, das wir gerade verlassen hatten, wartete auch schon Linda mit der Tasche auf mich.
„Ich wusste doch, dass du gleich wiederkommst!“ Sie drückte mir die Tasche in die Hand. „Ruf mich an, ja? Nicht vergessen!“ Sie winkte mir noch einmal kurz zu, ehe sie den Flur hinunter in das kleine Labor der Praxis eilte. Ich wandte mich ebenfalls zum Gehen, kam auf meinem Weg nach draußen aber erst einmal am zweiten Behandlungszimmer und an Dr. Zelmans Büro vorbei. Dort stand wieder einmal die Tür halb offen. Als ich drinnen im Büro die angenehme, akzentlose Stimme von Dryden hörte, wurde ich neugierig. Hatte er also seine fünf Minuten beim Doktor endlich bekommen.
„Die Witwe hat mich gebeten, Sie über den Gesundheitszustand ihres Mannes zu informieren.“ Das war jetzt Dr. Zelman. Besonders begeistert klang er nicht gerade. „Ich werde Ihre Fragen also beantworten.“
Ich ging langsamer.
„War Jack Burns Ihrer Meinung nach Alkoholiker?“, erkundigte sich Dryden ganz direkt.
„Ja“, erwiderte Dr. Zelman ebenso unverblümt. „Er hat mich allein in den letzten zwei, drei Jahren mehrmals mit Verletzungen aufgesucht, die in Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch standen. Einmal war er gestürzt und hatte sich den Kopf angeschlagen, einmal hatte er seinen Wagen gegen einen Baum gesetzt. Es gab ein paar weitere ähnliche Vorfälle.“
„Nach allem, was Sie von ihm mitbekommen haben: Hat diese Alkoholsucht die Urteilskraft von Jack Burns beeinträchtigt?“
„Auf jeden Fall. Er ...“ Leider schaffte ich es nicht, weiter vor der Bürotür herumzulungern, denn vom Empfangsbereich her näherte sich Trinity mit ein paar Ordnern unter dem Arm.
In meinem Kopf tummelten sich inzwischen mehr Fragen, als eigentlich darin Platz fanden. Ich hatte Angel zu Hause abgesetzt und ihr versprochen, ihr Rezept für die Schwangerschaftsvitamine auf meinem Nachhauseweg von der Arbeit in der Apotheke abzugeben. Angel brauchte jetzt erst einmal Zeit für sich, was ich nur allzu gut nachvollziehen konnte. Es ist wahrlich kein Zuckerschlecken, wenn man einem siebenundvierzig Jahre alten sterilisierten Ehemann mitteilen muss, dass er bald Papa wird. Zu gern hätte ich die Situation mit Martin durchgekaut, aber ich konnte ihm wohl schlecht etwas von Angels Schwangerschaft verraten, wenn ihr eigener Mann noch nichts davon ahnte. Wahrscheinlich war es nur gut, dass ich zur Arbeit musste.
Die öffentliche Bücherei von Lawrenceton befand sich in einem großen, zweistöckigen Gebäude mit einem einstöckigen Anbau, in dem die Büros untergebracht waren. Dieser funkelnagelneue Anbau war für mich der schönste Teil des ganzen Komplexes, in dem ich liebend gern mehr Zeit verbracht hätte. Leider war das nicht immer möglich. Wir verdankten den Neubau der großzügigen Spende eines Wohltäters, der nicht genannt werden wollte, etlichen weiteren Spenden und dem Verschönerungsfonds der Stadt, aus dem der Rest der benötigten Geldmittel beigesteuert worden war. Hier befand sich ein großer Aufenthaltsraum für die Angestellten mit hellen Spinden zur Aufbewahrung persönlicher Sachen, einer Mikrowelle, einem Kühlschrank, Tischen, bequemen Stühlen und sogar einem Herd. Außerdem beherbergte der Anbau noch Sam Clerricks Büro plus Vorzimmer, in dem allerdings zur Zeit keine Sekretärin Dienst tat, sondern nur halbtags eine Ehrenamtliche. Einen weiteren großen, hellen Raum konnten alle interessierten Gruppen und Vereine der Stadt kostenlos nutzen, wenn sie sich rechtzeitig genug eintrugen. Zu guter Letzt gab es noch ein wunderbares Badezimmer nur für die Angestellten.
Bei dem Teil der Bücherei, in dem ich meine Arbeitszeit verbracht, handelte es sich um ein typisches, recht
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