Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
ausmachte.
Ich warf einen Blick auf die Uhr auf dem Schreibtisch. Natürlich, es war auf die Minute vier Uhr.
„Alles in Ordnung. Ich war im Spacolec und bin gerade erst heimgekommen.“
„Ich finde es unmöglich, dass sie dich dorthin einbestellt haben! Sie hätten doch auch zu Hause mit dir reden können. Oder in diesem Anbau, den du der Bücherei gestiftet hast.“
„Mutter!“ Niemand sollte doch wissen, woher die ursprüngliche Spende für den Anbau gekommen war, die alles in Gang gesetzt hatte. „Wie hast du das denn rausgefunden?“
„Ich habe so meine Mittel und Wege“, antwortete sie ohne einen Funken Humor in der Stimme.
„Erzähl das bloß niemandem!“, befahl ich hitzig. Wenn mein Geschenk sich herumsprach, würde es schwer für mich, weiter in der Bücherei zu arbeiten. Was sich vielleicht nicht logisch anhörte, aber es war trotzdem wahr.
„Ist diese Frau wirklich schwer verletzt worden, Aurora?“ Mutter war wieder beim eigentlichen Thema, nur ich hatte das noch nicht ganz geschafft.
„Sam sagte, sie stirbt vielleicht sogar.“
„Was für eine schreckliche Sache! Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst, wo du doch am selben Tag einen Streit mit ihr hattest.“
Selbstverständlich wusste Mutter das. Meine Situation war in etwa so, als stritte man sich mit seinem Ehemann, der führe wütend weg und hätte kurz darauf einen Autounfall. Das war Mutter passiert, als sie noch mit meinem Vater verheiratet gewesen war. Ich war damals zwölf Jahre alt gewesen. Kurz darauf hatte Vater uns verlassen, trotz der Nackenstütze und der Verbände.
Wir redeten noch ein bisschen über Beverly Rillington, und Mutter wollte wissen, mit welchem Polizeibeamten ich gesprochen hatte.
Diese Frage hatte ich befürchtet. „Arthur“, gestand ich widerstrebend.
Ich schwöre es, in diesem Moment konnte ich in der Telefonleitung ein Knistern hören. Arthur war mit mir zusammen gewesen, hatte mich schließlich aber sitzen lassen, um Lynn Liggett zu heiraten, die bei der Hochzeit unübersehbar schwanger gewesen war. Mutter hatte ihm das nie verziehen. Im Übrigen gehörte diese Episode auch nicht gerade zu meinenbevorzugten aus der Telenovela „Das Leben der Roe Teagarden“, aber ich hatte sie überlebt und mit der Zeit loslassen können. Meine Mutter, die gute Seele, sonst eine so tüchtige Geschäftsfrau, war in manchen Dingen ganz Muttertier. Wer mich verletzte, landete bei ihr lebenslänglich auf der schwarzen Liste.
„Roe, von diesem Mann musst du dich fernhalten!“, befahl sie mir in dem Ton, den sie sich für letzte und allerletzte Worte vorbehielt. „Er hat sich von seiner Frau getrennt. Patty hat ihm letzte Woche ein Reihenhaus gezeigt in der Gegend, wo du früher gewohnt hast. Er will allein dort einziehen. Du darfst dich auf keinen Fall so verhalten, als würdest du ihm auch nur das kleinste bisschen Aufmerksamkeit schenken.“
„Ich hoffe, das gibt sich, und sie kommen wieder zusammen.“ Das hoffte ich wirklich inbrünstig. Dann hatte ich also richtig gelegen, und Arthur hatte mich auf die Wache geladen, um mich Lynn vorzuführen. Vorhin war ich darüber wütend gewesen, jetzt erschütterte es mich nur noch. Wie hatte Arthur so tief sinken können? Diese Seite an ihm hatte ich nie erleben müssen und wollte nicht glauben, dass sie schon immer existiert hatte.
Ich wärmte mir in der Mikrowelle ein fettarmes Dinner auf, das ich mir für solche Abende im Supermarkt gekauft hatte. Dabei musste ich feststellen, dass ich mich nicht gerade auf Martins allabendlichen Anruf freute. Einige meiner Erlebnisse heute ließen sich nur schwer am Telefon zusammenfassen und schon gar nicht so, dass Martin nicht sofort auf irgendwen wütend wurde. Das wäre nutzlos gewesen, war er doch viel zu weit von allem entfernt. Ich wollte nicht, dass er sich sinnlos aufregte, und noch weniger wollte ich, dass er sich wegen der seltsamen Schleife um Madeleines Hals Sorgen machte.
Allerdings log ich weder besonders gern noch besonders gut.
Ich hatte Glück, es war schon spät, als Martin anrief. Er war mit ein paar der anderen Seminarteilnehmer zum Essen gegangen, und sie hatten sich einen netten Abend in der Stadt gegönnt. Martin trank nie viel. Leute, die die Kontrolle über sich verlieren, waren ihm zuwider. Aber an diesem Abend war er bis an seine persönlichen Grenzen gegangen, das hörte ich deutlich. Entsprechend schläfrig und sentimental war er am Telefon, und ich konnte ihm mühelos klar machen, dass
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