Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
gründlich, obwohl der Morgen eigentlich nicht kalt war. Gleich hinter der Tür riss ich mir die Klamotten vom Leib. Ich wollte meinem Holzfußboden nicht noch weitere Wasserflecken zumuten, meine hastige Aktion mit dem Mantel hatte schon genug davon hinterlassen. Dann sprintete ich hoch ins Bad, um mir unter der heißen Dusche den Dreck und die Kälte vom Leib zu spülen. Während ich mich in Rekordzeit anzog, machte ich die Heizlampe im Bad an, um meine Haare schon mal vorzutrocknen. Als Nächstes trat dann mein Fön in Aktion, aber meine Haare waren so dicht und lockig, heute dauerte mir das alles viel zu lange. Letztendlich fielen meine Locken immer noch wie feuchte Konfettischlangen um mein Gesicht, als ich ins Krankenhaus fuhr.
Vor der Abfahrt hatte ich mir noch kurz die Zeit genommen, aus der Wohnung der Youngbloods ein paar Kleidungsstücke für Angel zusammenzusuchen. Es fühlte sich seltsam an, in ihren persönlichen Sachen herumzusuchen und eine Grundausstattung in einer Plastiktüte zu verstauen. In allerletzter Sekunde hatte ich auch noch Schuhe, eine Haarbürste und eine Zahnbürste eingepackt.
Im kleinen Krankenhaus von Lawrenceton fand ich Angel im Wartezimmer der Notaufnahme. Sie hatte die Hände in ihrem Schoß gefaltet und starrte ausdruckslos vor sich hin. Im ersten Moment bemerkte sie mich noch nicht einmal.
„Was sagen die Ärzte?“, wollte ich wissen.
„Ach ... Er hat eine Gehirnerschütterung. Eine schwere. Er muss ein paar Tage hier bleiben.“ Angel klang wie betäubt.
„Aber er kommt wieder in Ordnung?“
„Das wissen wir, wenn er aufwacht.“
„Hör mal, Angel ... hörst du mir zu?“
„Ja. Ich höre dir zu.“ Angel bot einen jämmerlichen Anblick. Sie hatte ja genauso im Regen gestanden wie ich. In Martins Mantel fror sie zwar wahrscheinlich nicht, aber ich hatte ihn ihr über die nassen Klamotten gezogen, und die Feuchtigkeit staute sich jetzt innen im Mantel. Die blonden Haare hingen ihr wie nasse Rattenschwänze den Rücken hinunter, an ihren nackten Füßen klebte Erde und Gras. Die sonst so starke Angel in völliger Untätigkeit dasitzen zu sehen, erschütterte mich. Es half nichts, diesmal musste ich die Initiative ergreifen.
„Ich habe dir Schuhe und was zum Anziehen mitgebracht, auch eine Zahnbürste und eine Bürste für deine Haare. Haben sie Shelby schon auf ein Zimmer verlegt?“
„Nein, er ist immer noch in der Notaufnahme. Sie haben ein tragbares Röntgengerät hergeschafft, und weil ich schwanger bin, musste ich den Raum verlassen. Ich wollte eine von diesen Bleischürzen anziehen, aber das durfte ich nicht. Sie haben mich einfach rausgeschmissen.“
„Okay. Wir finden jetzt raus, in welches Zimmer er nachher kommt, und dann gehst du hin und duschst. Bis dahin hat die Cafeteria sicher geöffnet, und wir können etwas essen.“
Angel blinzelte. Sie schien langsam wieder zu sich zu kommen.
„Das hört sich gut an“, sagte sie leise. „Aber dann ist ja niemand bei ihm.“
„Hier brauchst du ihn nicht zu bewachen, das übernehmen andere. Er kommt schon wieder in Ordnung.“ Ich strich ihr beruhigend über den Arm. „Ich suche jetzt die Person, die für die Einlieferungen zuständig ist, und sorge dafür, dass alles in die Wege geleitet wird.“
Die Dame hinter dem Schalter freute sich, mich zu sehen, hatte sie aus Angel doch bisher nicht mehr als Shelbys Namen und sein Geburtsdatum herausbekommen. Ich konnte ihr seine Versicherungsdaten nennen, da sie mit denen von Martin identisch waren. Beide waren unter dem Gruppenplan von Pan-Am Agra krankenversichert. Auch sonst konnte ich der Frau mit Shelbys Adresse und den Namen seiner nächsten Angehörigen weiterhelfen. Bis auf seine Sozialversicherungsnummer wusste ich so ziemlich alles, was sie für ihre Papiere brauchte. Die Sozialversicherungsnummer versprach ich nachzureichen. Angel würde sich bestimmt daran erinnern, sobald sie etwas im Magen hatte. Ich war freundlich, blieb aber hartnäckig, bis mir die Frau schließlich die Nummer des Zimmers verraten hatte, auf das man Shelby nach der Untersuchung verlegen würde. Ich verkniff mir die Bitte, einen kurzen Blick auf Shelby werfen zu dürfen, und brachte Angel auf das Zimmer, damit sie endlich aus den nassen Klamotten rauskam.
Nach fünfzehn Minuten mit der Hygieneausstattung, die Shelby bei der Einlieferung erhalten hatte, sowie einer heißen Dusche steckte Angel in sauberer Kleidung. Sie machte gleich einen viel besseren Eindruck. Wir fragten
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