Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
uns bis zur Angestelltencafeteria durch, wo sie einen Teller Hafergrütze, Toast und gebratene Würstchen verzehrte. Danach näherte sie sich langsam, aber sicher wieder ihrem Normalzustand.
Wir hockten immer noch in der Cafeteria – Angel bei einem zweiten Glas Orangensaft, ich bei der dritten Tasse Kaffee – als der Hilfssheriff uns fand.
Es handelte sich um einen jungen Mann in sauberer, frisch gebügelter Uniform, den ich nicht kannte. Er schaffte es, gleichzeitig besorgt und wachsam zu wirken. Sein Name sei Jimmy Henske, stellte er sich vor.
„Haben Sie einen Verwandten bei der Polizeieinheit dieser Stadt?“, wollte ich wissen.
„Ja, Madam, meinen Onkel Faron. Kennen Sie Onkel Faron?“
„Aber ja.“ Faron Henske hatte am Vortag Angels Befragung durchgeführt, das wusste ich von Arthur. Er war einer von den guten alten Jungs mit breitem Südstaatenakzent. Er hatte eine erzkonservative Einstellung in Bezug auf Frauen bei der Polizei sowie Schwarze mit Geld oder Macht. Gleichzeitig war dieser Faron aber auch ein höflicher und fürsorglicher Mann, der selbst nicht ahnte, wie voreingenommen er war. Er hätte jederzeit auf einen Stapel Familienbibeln geschworen, dass er alle Menschen gleich behandelte.
Man sah Jimmy an, aus welchem Stall er kam, er hatte die Statur und den Teint seiner Familie. Die Henskes waren groß, dünn und rothaarig, mit hoch angesetzten Nasen und großen Händen und Füßen, auch die Frauen. Jimmy versuchte, der Unterhaltung mit mir die angemessen höfliche Beachtung zuteil werden zu lassen, aber sein Blick glitt immer wieder zu Angel hinüber. Resigniert seufzend beschloss ich, den Mann seines Amtes walten zu lassen und keine weiteren persönlichen Fragen mehr zu stellen.
Endlich hatte es der Junge dann auch geschafft, seinen Blick von Angel loszueisen, und das Verhör konnte beginnen. „Soweit ich verstanden habe, Ms. Teagarden, haben Sie Mr. Youngblood in Ihrem Garten gefunden. Ist das richtig?“
Ich erzählte ihm, was passiert war. Auf seine Nachfrage erklärte ich ihm, ich hätte vor meinem Gang nach draußen keine Geräusche gehört, was bei dem Lärm von Wind und Regen auch schier unmöglich gewesen wäre. Dann teilte ich ihm mit, mein Mann sei zurzeit nicht in der Stadt. Das ließ Henske merklich aufhorchen. Wäre er ein Jagdhund gewesen, dann hätte er seine Nase jetzt in den Wind gestreckt. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, ob Angel ihren Mann niedergeschlagen haben könnte, weil der sich davongeschlichen hatte, um mir einen Besuch abzustatten. Oder – er schaute jetzt mich an – vielleicht hatte ich Shelby eins übergebraten, weil er mir gegenüber aufdringlich geworden war.
Diese Verdächtigungen versuchte ich ihm auszureden, indem ich erklärte, dass Shelby manchmal im Garten Patrouille ging, wenn Martin nicht da war. In dieser Nacht hatte er das aufgrund des Vorfalls mit Madeleine und der Schleife bestimmt auch getan.
Gott sei Dank hatte Shelby Madeleine zu Dr. Jamerson in die Tierarztpraxis gebracht, dachte ich, während ich Henske den Schleifenvorfall schilderte. Damit war bestätigt, dass wir alle von der Anwesenheit eines Fremden auf meinem Grundstück ausgegangen waren.
Mit einem Eindringling, der in fremden Gärten herumschlich und den Katzen des Hauses Schleifen umband, konnte Henske wenig anfangen, das war ihm deutlich anzusehen. Ehrlich gesagt konnte ich ihm das nicht verdenken, auch ich wusste mit diesem Bild wenig anzufangen. Aber ich war froh, dass die Lösung dieses Rätsel nunmehr offiziell Sache der Polizei und nicht mehr mein Problem war.
Henske verließ uns recht verwirrt. Er durfte jetzt auf der Wache das wirre Gekritzel in seinem kleinen Notizbuch entziffern. Wenig später tauchte auch schon eine Krankenschwester auf und teilte uns mit, Shelby sei wieder bei Bewusstsein und befände sich in seinem Zimmer.
Wie ein geölter Blitz war Angel aufgesprungen und verschwunden. Ich brachte unser Tablett weg und folgte in gemessenerem Tempo. Die Youngbloods brauchten erst einmal Zeit für sich allein. Also rief ich Martins Produktionsleiter bei Pan-Am Agra an und teilte ihm mit, dass ihm heute und wahrscheinlich noch eine ganze Weile ein Mann fehlen würde. Nachdem diese kleine Aufgabe erledigt war, fragte ich mich gerade, ob ich losfahren und Shelbys Gehaltsscheck abholen sollte, als ich mich beobachtet fühlte. Ein Pfleger starrte mich neugierig an. Kopfschüttelnd kam ich wieder zu mir. Was hatte der Mann gesehen? Eine Frau neben einem
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