Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
müssen.
Der Anblick stimmte mich insgesamt etwas zittrig, weswegen ich froh war, als Martins verärgerte Stimme mich in den Schuppen zurückrief. Mein Mann hatte festgestellt, dass der Kanister mit Rasenmäherbenzin fast leer war, und schickte mich nun in die Stadt, neues zu kaufen. Als ich zurückkam, hatte er sich inzwischen den Rasentrimmer geschnappt, um die Ränder des Gartens und das hohe Gras um die Gehwegplatten herum zu stutzen. Leider hatte sich dabei das Kabel des Trimmers verklemmt, und Martin arbeitete grimmig entschlossen an der Beseitigung dieses Fehlers.
„Wir sind viel zu sehr daran gewöhnt, Shelby und Angel zur Hand zu haben“, grummelte er nach ein paar schweigsamen, angespannten Minuten des Kampfes zwischen Mensch und Maschine. Ich hoffte, dass ich dabei als Zuschauer Zuversicht und Unterstützung ausgestrahlt hatte, obwohl ich insgeheim währenddessen überlegte hatte, mit welcher Entschuldigung ich mich ins Haus verkrümeln konnte. Martin stand kurz davor, die Geduld zu verlieren, das hätte selbst ein Blinder mit Krückstock sehen können. Das kam selten vor, war dafür aber meistens umso beeindruckender.
„Ich kann ja mähen, wenn du hiermit weitermachen willst“, schlug ich vor.
Martin teilte mir unmissverständlich mit, er wolle diesen Rasentrimmer in seinem ganzen Leben nicht wieder sehen oder gar anfassen.
Messerscharf schloss ich daraus, dass er wohl lieber mähen wollte.
„Dann mach ich uns was zu essen“, sagte ich. Was ließ sich auf die Schnelle zusammenstellen und war doch lecker und außergewöhnlich?
„Aber nur eine Kleinigkeit! Etwas Leichtes.“ Martin füllte konzentriert wie immer Benzin in den Rasenmäher. „Heute Abend ist doch das Festessen von Pan-Am Agra.“
„Richtig!“ Das Bankett hatte ich ganz vergessen. Kein Wunder, allein der Gedanke daran nervte. Ich versuchte, mir das nicht anmerken zu lassen.
Seit ich mit Martin verheiratet war, musste ich andauernd irgendwo in offizieller Funktion als Ehefrau mit ihm essen. Das war einer der Nachteile unsere Verbindung. Wir wurden zum Abendessen in die Privathäuser der leitenden Angestellten gebeten, wir mussten an den jährlichen Festbanketts diverser Aufsichtsräte teilnehmen (natürlich hatte man Martin gleich nach seiner Ankunft in der Stadt in etliche Aufsichtsräte berufen), wir mussten an Wohltätigkeitsessen teilnehmen. Die Liste schien nie ein Ende nehmen zu wollen. Seit Martin als Vizepräsident von Pan-Am Agra sozusagen der höchste leitende Angestellte in unserer Stadt war, wurde von mir erwartet, dass ich die Rolle einer First Lady übernahm.
Ich war von Natur aus höflich und hatte gute Tischmanieren, weil meine Mutter mich anständig erzogen hatte. Ich trug auch gern schöne Kleider und hatte nichts dagegen, wenn man mir ein wenig Honig um den Mund strich. Schließlich war ich ein ganz normales menschliches Wesen. Nur stand ich bei all diesen festlichen Anlässen ständig unter Beobachtung und fürchtete oft, ich könnte Martin irgendwie blamieren. Dazu kam die fast schon betäubende Gleichförmigkeit all dieser Ereignisse. Was ich am Anfang noch an Enthusiasmus dafür aufgebracht haben mochte, war inzwischen zum großen Teil verschwunden.
Niedergeschlagen schleppte ich mich in die Küche, um einen Obstsalat zuzubereiten. Ein Blick auf meinen Kalender zeigte mir, dass ich das Essen tatsächlich für heute Abend eingetragen hatte. Nicht nur das, ich hatte auch einen Termin bei Benita im Clip Casa. In zwanzig Minuten sollte ich dort sein.
Danach wurde es hektisch. Ich schnitt Obst, hinterließ ein Chaos in der Küche und rief Martin von der Hintertür aus zu, wo ich hinwollte. Martin hatte die Garagentür offengelassen, als er sich mit dem Rasentrimmer abgemüht hatte, und Madeleine hatte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Schnurrend saß sie auf der Motorhaube des Mercedes. Ich erklärte der Katze zum tausendsten Mal, wie dumm das von ihr war, wischte ihre Pfotenspuren vom makellosen weißen Lack und scheuchte Madeleine nach draußen. Während sie noch auf der Treppe der Youngbloods vor sich hin schmollte, setzte ich meinen Wagen rückwärts aus der Garage.
Benita saß müßig herum und zupfte an ihrem orangefarbenen Haar, als ich in den Salon stürmte. Ich war vier Minuten zu spät, was an einem Samstag einem Kapitalverbrechen gleichkam. Aber meine Zerknirschung war so aufrichtig, dass Benita sich schnell wieder gefangen hatte, zumal sie mich selten sah. Deswegen war der Vorrat
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