Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
an Familiengeschichten, aus dem sie in meiner Gegenwart schöpfen konnte, schier unendlich. Sie machte ausreichend Gebrauch von der Gelegenheit zum Plaudern und war bald schon wieder glänzender Laune.
Die Atmosphäre im Schönheitssalon übte einen ungeheuer beruhigenden Einfluss auf mich aus. Auch meine Muskeln fanden es nach ihrer Begegnung mit dem Sandsack wunderbar, sich ausruhen zu dürfen. Der Geruch von Chemikalien in der Luft, die pastellfarbene Einrichtung, Benitas breiter Akzent, das Dröhnen der Trockenhaube – die Mischung stimmte mich schläfrig und zufrieden. Benita fand, meine Haarspitzen müssten wieder getrimmt werden, und machte sich danach an die langwierige Arbeit, mein Haar zu einer Hochsteckfrisur aufzubauschen. Von mir wurde nichts weiter erwartet, als von Zeit zu Zeit mit „Wirklich?“ oder mit „Oh, ja!“ zu antworten. Ich blätterte eine Zeitschrift durch, wieder einmal überrascht und bestürzt über das, was andere Frauen interessierte beziehungsweise wovon die Redakteure glaubten, dass es sie interessierte. Was sollte ich zum Festessen anziehen? Nach und nach kamen auch noch ein paar andere Frauen, die mit dem Pan-Am Agra-Werk in der Stadt in Verbindung standen, um sich für den Abend verschönern zu lassen. Ich war zu allen höflich und freundlich, fing aber selbst keine Unterhaltung an, denn mir war nicht nach Plaudern.
Es war bereits spät am Nachmittag, als ich den Salon wieder verließ.
Zu Hause ging ich erst einmal nach hinten in den Garten. Der Rasen war fein säuberlich gemäht, sämtliche Kanten geschnitten. Erleichtert betrat ich das Haus durch die Küchentür. Auch die Küche war picobello sauber und aufgeräumt, von meinem Chaos keine Spur mehr zu sehen. Im Arbeitszimmer saß Martin in seinem goldbraunen Frotteebademantel vor dem Fernseher und schaute sich die Nachrichten an. Als er mich sah, schaltete er den Fernseher sofort ab und kam zu mir, um mich zu küssen und meine Frisur zu bewundern. Benita hatte mein Haar nach hinten gekämmt, geflochten und den Zopf dann zu einem Knoten am Halsansatz geschlungen.
„Du siehst wunderbar aus.“ Martin war einmal um mich herumgegangen und drückte mir einen Kuss in den Nacken. Ich rekelte mich wohlig. Beide warfen wir gleichzeitig einen Blick auf die Uhr auf Martins Schreibtisch.
„Aber nur, wenn du auf mein Haar achtest!“, mahnte ich streng.
„Ich tue mein Bestes.“ Martin knabberte weiterhin liebevoll an meinem Hals herum.
„Ich bin als Erste oben!“, rief ich.
Aber was will man sagen, er holte mich ziemlich schnell ein.
Kapitel 8
Wir mussten frühzeitig beim Bankett sein, um die Leute zu begrüßen, fanden aber vorher noch Zeit für einen kurzen Besuch bei Shelby. Der hatte gute Neuigkeiten: Man wollte ihn schon am nächsten Tag entlassen. Martin versprach zu helfen, nachdem er gesehen hatte, wie krank und erschöpft Angel aussah. Sie hatte mehrere Nächte auf dem Klappbett verbracht, das ihr das Krankenhaus zur Verfügung gestellt hatte, damit sie bei ihrem Mann sein konnte. Shelby war das anscheinend gar nicht recht gewesen. Jedenfalls teilte er uns ziemlich genervt mit, er habe Angel wiederholt gebeten, doch lieber zu Hause zu schlafen.
Jimmy Henske war noch einmal da gewesen, diesmal, um Shelby zu befragen. Der hatte den Hilfssheriff leider enttäuschen müssen, wusste er doch immer noch nicht, warum er sich in einer dunklen Regennacht draußen im Garten herumgetrieben hatte. Er konnte sich auch nicht daran erinnern, ob er etwas gesehen hatte, und erst recht nicht daran, wer ihn angegriffen hatte.
Shelby hatte viel Besuch von seinen Kollegen erhalten, und alle schienen ihm etwas mitgebracht zu haben. In seinem Zimmer herrschte eine gewisse Unordnung, die aber eher zur Gemütlichkeit beitrug. Taschenbücher, Sportzeitschriften, ein Obstkorb und etliche bunte Karten mit Genesungswünschen wetteiferten um den Platz auf dem breiten Fensterbrett.
Der Weg aus dem Krankenhaus heraus zum Parkplatz gestaltete sich wie immer unnötig kompliziert. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob der Architekt ein Fan von englischen Irrgärten gewesen war. Während Martin und ich durch die Gänge irrten, empfand ich ein gewisses Gefühl der Verunsicherung. Konnte es sein, dass die Youngbloods, mit denen uns ja nicht nur das Arbeitsverhältnis, sondern auch Freundschaft verband, sich langsam, aber sicher von uns entfernten?
Als wir auf den Parkplatz des Mehrzweckgebäudes einbogen, das in unserer Stadt als
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