Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
konnte ich in dem Durcheinander an Stimmen die von Paul Allison erkennen. Während Paul schrie, alle sollten ruhig bleiben, heulte eine Frau ununterbrochen „Hilfe! Hilfe!“, wahrscheinlich Bettina Anderson. „Bei drei!“, hörte ich Martin sagen, und überall um mich herum wurden schlurfende Schritte laut. „Eins, zwei, drei!“ Das Gewicht verschwand endlich. Mir aber war bei dem Aufprall auf dem Boden die Luft aus den Lungen gewichen, und als ich panisch versuchte, wieder zu atmen, war das Ergebnis eine heillose Schnappatmung.
Jemand kniete sich neben mich auf den Bürgersteig.
„Beweg dich nicht!“, befahl Martin mit angespannter Stimme. „Bist du verletzt, Baby? Hast du dir was gebrochen?“ Ich konnte nicht antworten, dazu fehlte mir schlichtweg die Luft.
„Jemand soll einen Krankenwagen rufen!“, rief eine männliche Stimme, vermutlich die von Jesse Prentiss. „Sie da! Perry Allison! Im Büro des Verwalters links neben der Eingangstür steht ein Telefon.“
Schnelle Schritte kamen näher. „Ist jemand verletzt worden?“ Das war Dryden, er atmete schwer. Dann hatte ich also richtig gesehen, als ich meinte, ihn am hintersten Ende des Parkplatzes entdeckt zu haben.
„Zurück, Leute, die Polizei ist schon unterwegs!“ Paul Allison war ganz der befehlsgewohnte Polizist. „Ich habe sie von meinem Auto aus per Funk verständigt. Zurück, bitte. Es sei denn, unter uns ist ein Rettungssanitäter.“
„Ich bin Rettungssanitäterin“, hörte ich Jenny Tankersley sagen, während Martins Hände meinen Körper abtasteten.
„Dann kommen Sie her!“, befahl Martin scharf. „Ist Roe verletzt?“, hörte ich Paul Allison erschrocken fragen.
„Sie ist hingefallen, aber sonst geht es ihr gut“, antwortete Dryden, ziemlich anmaßend, wie ich fand. „Aber der Mann hier blutet“, fuhr er fort.
„Roe blutet auch!“, warf Paul mit angespannter Stimme ein.
Plötzlich konnte ich wieder atmen. Seit Wochen hatte sich nichts so gut angefühlt wie diese ersten tiefen Atemzüge.
„Mir geht es gut“, krächzte ich. „Hilf mir einfach auf, Martin. Ich glaube nicht, dass das mein Blut ist.“
Mit einiger Mühe stemmte ich mich hoch auf die Knie. Dann half mir Martin, der gleichzeitig meinen Kopf und Hals hastig abtastete, um zu sehen, ob ich wirklich nicht verletzt war.
Wir beide bildeten nicht mehr das Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern jemand, der auf dem Boden lag. Sue, das Mädchen mit Pferdeschwanz, lehnte hysterisch schluchzend an einem Laternenpfahl. „Er ist einfach umgefallen“, stieß sie wieder und wieder hervor. „Er hat meinen Arm losgelassen und ist einfach umgefallen.“
„Das ist nicht mein Blut!“, versicherte ich Martin noch einmal.
„Sag mir, wie du dich fühlst“, bat er mich.
„Ich habe mir die Wange auf dem Bürgersteig aufgeschlagen.“ Da ich immer noch schwer Luft bekam, legte ich eine Atempause ein und versuchte es erneut. „Hände und Arme werden mir morgen wehtun, weil ich versucht habe, den Sturz abzufangen, und meine Knie sind aufgeschürft. Abgesehen davon geht es mir gut. Wer hat mich denn umgeworfen? Weshalb?“
„Irgendetwas war mit Arthur Smith.“ Martin sprach ganz langsam, seine Augen wichen nicht eine Sekunde lang von meinem Gesicht. „Er stand direkt hinter dir, als er ohne Vorwarnung nach vorne umkippte. Da hat er dich mit zu Boden gerissen.“
„Hatte er einen Herzinfarkt?“ Nein, dann wäre da kein Blut. „Hat jemand auf ihn geschossen? Wie könnte er sonst verletzt worden sein?“
„Ich höre gerade den Krankenwagen kommen“, beruhigte Martin mich. „Vielleicht wissen wir ja bald schon mehr.“
Jenny Tankersley hatte sich um Arthur bemüht, ihm das Hemd heruntergerissen und seinen Puls geprüft. Gerade kamen die Rettungssanitäter an.
„Er ist an der Schulter verletzt worden“, berichtete Jenny, während sie zur Seite trat. Mit Arthur selbst sprach niemand, dabei sah ich deutlich, dass seine Augen offen waren und er mitbekam, was um ihn herum geschah. Er sah ungefähr so benommen aus, wie ich mich fühlte. Aber als sein Blick auf den ersten Sanitäter fiel, der aus dem Krankenwagen kletterte, schien Arthur sich wieder zu fangen. „Murray, ich habe eine Stichverletzung an der Schulter“, sagte er laut und deutlich.
Entsetztes Schweigen senkte sich über unsere kleine Gruppe. Martin legte den Arm um mich, und ich lehnte mich an seine Brust. Glücklicherweise hatte Martin meine Hand gehalten, als der Angriff auf Arthur stattgefunden
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