Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
hatte. Somit stand außer Frage, dass mein Mann irgendetwas damit zu tun gehabt hatte. Nicht, dass Martin so etwas je tun würde! Aber viele Leute wussten, wie die beiden Männer zueinander standen, und hätten sich unter Umständen einen falschen Reim darauf machen können, dass Martin so dicht am Ort des Geschehens gewesen war.
Endlich wurde mir klar, was alle anderen vor Ort wahrscheinlich längst verstanden hatten. Wenn Arthurs Verletzung von einem Messer stammte und nicht auf ihn geschossen worden war, dann kam als Täter nur jemand aus der kleinen Gruppe auf dem Bürgersteig infrage.
Während der Krankenwagen mit Arthur fortrollte, bot Jesse Prentiss Sue an, sie nach Hause zu fahren.
„Ich fürchte, daraus wird erst einmal nichts. Wir werden wohl alle noch bleiben müssen“, meinte Paul auf seine gewohnt ruhige Art. Als wollten sie seine Worte unterstreichen, bogen genau in diesem Moment zwei Streifenwagen auf den Parkplatz ein, dicht gefolgt von zwei weiteren.
Ein Polizeibeamter war verletzt worden, schon der zweite Angriff auf Polizeibeamte unseres Ortes in einer einzigen Woche. Ehe der Abend vorüber war, hatte ich jedes einzelne Mitglied unserer Polizeitruppe im Gemeinschaftshaus kommen und gehen sehen.
Wir wurden alle durchsucht, sogar ich, obwohl Martin nicht müde wurde zu betonen, dass das völlig unlogisch war.
„Martin, es macht mir nichts aus.“ Müde stand ich auf, um in Begleitung einer Beamtin zur Damentoilette zu gehen. Gott sei Dank war es nicht Lynn Liggett Smith. „Ich möchte das alles schnell hinter mich bringen und dann nach Hause.“
Also klemmte ich mir mein kleines Abendtäschchen unter den Arm und trottete davon, um mich einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen.
Bei keiner der Personen in der Gruppe wurde ein Messer oder ein anderes scharfes Objekt gefunden.
Es war, als wäre ein Messer vom Himmel gefallen und hätte sich in Arthurs Schulter versenkt. Als hätte es jemand an einer unsichtbaren Schnur wieder herausgezogen, um es auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen.
Kapitel 9
Am nächsten Morgen erwachte ich neben dem noch schlafenden Martin in meinem warmen Bett, während draußen der Regen in Strömen fiel. Ich warf einen Blick auf den Nachttischwecker. Es war erst halb acht, ausreichend Zeit also, um mich für den Kirchgang um halb zehn fertig zu machen. Ich kroch zu Martin hinüber und kuschelte mich an ihn.
Martin wachte schnell auf. Kaum hatte ich gehört, wie sein Atem anders ging, da hatte er sich auch schon umgedreht und einen Arm um mich geschlungen.
„Martin, wegen letzter Nacht ...“ Meine Stimme klang noch ganz schwer vom Schlaf.
„Nicht jetzt“, flüsterte er, während er seine Hände auf die Reise schickte.
„Mm“, machte ich, und dann sagte ich erst mal eine ganze Weile lang nichts mehr.
Wenn man es genau nimmt, gab ich keinen einzigen zusammenhängenden Satz mehr von mir, bis Martin aus der Dusche kam, die ich kurz zuvor verlassen hatte. Während ich meine Seidenbluse in den Schwarz- und Beigetönen in den beigefarbenen Rock steckte, warf ich meinem Mann ein übertrieben anzügliches Grinsen zu. Der hob protestierend die Hand, was sein Badehandtuch auf höchst interessante Art und Weise tiefer rutschen ließ.
„Vergiss es!“, mahnte er. „Denk an mein fortgeschrittenes Alter!“
Lachend fing ich an, mir die Haare zu bürsten. „Ach, dagegen würde mir schon was einfallen. Ich möchte nur nicht zu spät zur Kirche kommen. Natürlich wäre da noch der ganze freie Nachmittag ...“
„Dann gehst du nicht zur Beerdigung?“
„Mist!“ Ich legte die Bürste hin und schnitt eine Grimasse. „Musstest du mich daran erinnern? Wahrscheinlich könnte ich mir eine Ausrede einfallen lassen, aber eigentlich sollte ich schon hingehen. Immerhin ist er in unseren Garten gefallen, das schafft eine gewisse Verpflichtung.“
„Ihr Südstaatler habt manchmal wirklich eine seltsame Auffassung von Verpflichtung.“
Da er nicht oft einen Satz mit ‚ihr Südstaatler‘ anfing, verzieh ich ihm diesmal.
„Du wirst wohl nicht mit in die Kirche kommen, oder? Wenn du Shelby abholen fährst?“, erkundigte ich mich vorsichtig. „Wie steht es mit der Beerdigung? Bist du rechtzeitig wieder hier, um hinzugehen? Willst du überhaupt hin?“
„Ich müsste eigentlich ein paar Stunden in die Firma.“ Martin streifte sich die linke Socke über. „Schließlich war ich diese Woche tagelang nicht in der Stadt.“ Ich versuchte, mir meine Enttäuschung
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