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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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Panik machte sich in mir breit. Es musste irgendeinen Weg geben, wie ich diese Situation zu meinen Gunsten nutzen konnte.
    »Eine solche Macht besitze ich nicht«, sagte ich. »Ihr habt die Schriften falsch interpretiert.«
    »Große Herrin«, sagte der Priester, und seine Augen verengten sich leicht, »ich versichere Euch, dass die Schriften richtig
gelesen wurden. Bitte segnet uns mit Eurer Macht.« In der Menge erhob sich Gemurmel.
    »Ich kann nicht«, flüsterte ich.
    »Ruhe!«, brüllte der König seine Untertanen an. Er wandte sich mir zu und fing wieder an, in der fremdartigen Sprache zu sprechen. Dabei suchte er in meinem Gesicht nach einem Zeichen des Wiedererkennens.
    »Sie versteht die heilige Sprache nicht«, bemerkte die Königin scharfsinnig.
    »Wirklich nicht?«, fragte der König, packte mich bei den Schultern und schüttelte mich leicht. Noch einmal sagte er etwas in der unverständlichen Sprache, seine Worte von Spucke begleitet.
    Ich begann am ganzen Körper zu zittern und versuchte, mich loszureißen. »Lasst mich los!«, rief ich, aber der König hörte nicht auf, mich in dieser fürchterlichen Sprache anzuschreien.
    »Wenn ich kurz unterbrechen dürfte«, ertönte eine Stimme durch das Gewirr. »Ich glaube, sie braucht noch ein wenig Zeit.«
    Dorwan stand, in seinen ausgeblichenen Mantel gekleidet, am hinteren Ende des Saals, und zum ersten und einzigen Mal war ich tatsächlich erleichtert, ihn zu sehen. Sofort ließ der König mich los, und ich taumelte zurück.
    »Hinaus mit dem Lügendämon!« Der König hatte die Stimme erneut drohend erhoben und klang gar nicht mehr wie der freundliche Mann, den ich kennengelernt hatte. »Wenn es nach mir geht, kann er in den Ozean geworfen werden! Und möge uns das eine Lehre sein, niemals einem Zauberer zu trauen!«
    Eine Truppe von Wachen eilte auf Dorwan zu, doch der hielt sie mit nur einer Handbewegung auf.
    »Ich habe ja bereits versucht, Euch zu warnen, dass noch
nicht alle ihre Kräfte erwacht sein würden«, sagte Dorwan und kam auf uns zu. Niemand versuchte, ihn aufzuhalten oder sich ihm in den Weg zu stellen, allerdings folgten ihm viele Augen mit einem Ausdruck von Abscheu, der nichts mit seinem entstellten Gesicht zu tun hatte.
    »Sie haben mir eine falsche Göttin gebracht.« Das Gesicht des Königs hatte sich verfinstert.
    »Ich habe Euch die Göttin der Zerstörung persönlich gebracht«, entgegnete Dorwan. »Sie ist alles, was Ihr braucht, um Palmarta zu vernichten, genau wie es die Schriften vorhersagen. «
    »Lügen, alles Lügen«, rief der König, stieß ihn von sich und die Treppenstufen hinunter. Ohne nachzudenken, griff Dorwan nach dem Talisman in seiner Tasche. Wenn er ihn offenbarte, würde es für keinen von uns ein Entkommen geben.
    Ich tat also, was ich tun musste, was mein Herz, mein Glaube und mein Überlebenswille mir sagten. Ich öffnete mich ganz Astraeas Willen.
    »Ich werde Euch meine Macht beweisen«, sagte ich und war stolz darauf, wie stark meine Stimme klang. »Ich werde mich Euch beweisen.«
    Dorwans Augen verengten sich, als wolle er mich fragen, was ich vorhatte. Der König sah uns abwechselnd an. Niemand sprach, selbst der Priester blieb still.
    Schließlich sagte der König: »Wenn sie nicht wenigstens einen Berg dem Erdboden gleichmachen kann, verlieren beide ihre Köpfe, doch vorher werde ich sie bei lebendigem Leib meinen Hunden zum Fraß vorwerfen.«
    Die Hand auf mein Herz gepresst, nickte ich. Dorwan hatte dieses Spiel nun nicht mehr in der Hand.

    Beatrice blieb kaum Zeit, mir einen Pelzmantel um die Schultern zu legen und sanft meinen Arm zu drücken, da wurde ich schon in eine Kutsche verfrachtet, und wir traten unsere Reise in das Gebirge nahe der Küste an. Durch das kleine Rückfenster konnte ich die Königin und Edelfrauen sehen, die zurückblieben.
    Ich teilte eine Kutsche mit Dorwan und zwei Wachen, die der Zauberer mit einer Bewegung seines Talismans in tiefen Schlaf versetzt hatte. Der Kutscher saß außerhalb der Kabine vorne auf dem Bock.
    Ich hatte gehofft, Dorwan würde in einer der anderen Kutschen beim König und seinem Gefolge mitfahren, doch er hatte sich hartnäckig zu mir hineingezwängt und die Tür fest hinter uns geschlossen. Jetzt beobachtete er mich aufmerksam.
    »Was hat denn diesen Plan angeregt?«, fragte er mit so leiser Stimme, dass sie über das Knarren der Räder hinweg kaum zu hören war. »Was in aller Welt hast du dir nur gedacht?«
    »Ich frage mich, wie es dir gefallen

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