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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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lief ich trotzdem weiter darauf zu. Ich fiel auf die Knie und kroch über den Felsvorsprung. Meine Füße rutschten an der Felswand
ab und suchten nach Halt, während sich meine Hände an eine lange Baumwurzel klammerten. Mein Kinn schrammte über den Boden, und meine Finger rutschten, von der bebenden Erde ermüdet, langsam ab. Ich biss die Zähne zusammen, ignorierte den auf mich zukommenden Schnee und zwang mich, weiter nach unten zu klettern.
    »Sydelle!«
    Ich wandte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
    »Syd!« Noch einmal, über das Donnern der Lawine hinweg. »Syd, spring!«
    Über die Schulter riskierte ich einen Blick nach unten, wo sich Männer und Frauen in vertrauten schwarzen Uniformen versammelt hatten. Ganz vorne standen zwei dunkelhaarige Männer, den Blick nach oben gerichtet. Sie befanden sich zwar mehrere hundert Meter unter mir, aber Norths Haltung und seine ungewöhnlichen Umhänge waren unverwechselbar.
    »North!«, rief ich warnend.
    »Spring!«, schrie er zurück. »SPRING!«
    Und weil mir keine Zeit mehr blieb und die Lawine mich mitzureißen drohte, tat ich es. Und ich flog.
    In dem Moment, als meine Füße die Felskante verließen, warf North seinen Umhang in die Luft, und etwas schien meinen Körper aufzufangen und meinen Fall zu bremsen. Langsam, ganz langsam sank ich zu Boden. Lautlos. Das Donnern des erdrückenden Schnees verwandelte sich in vollkommene Stille. Statt zu fallen, sank ich behutsam auf einer Decke aus Wind nach unten. Fast hätte ich vor Erleichterung laut aufgelacht, aber ich hielt meinen Blick auf Norths entschlossenes Gesicht gerichtet, das mit jeder Sekunde näher kam. Er hielt die Arme angestrengt nach mir ausgestreckt. Mehrere andere Zauberer schienen ihm dabei zu helfen, mich nach unten sinken
zu lassen, aber einige blickten auch gespannt auf die Welle aus Schnee, die über den Felsvorsprung gerast kam.
    Die Zeit beschleunigte sich wieder und mit ihr mein Fall. Ich landete auf North, meine Arme um seinen Hals geschlungen. Er nutzte die Wucht meines Aufpralls, um uns beide zu Boden fallen zu lassen. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung hüllte er uns vollständig in seinen roten Umhang ein. Nur einen Augenblick später entfesselten die anderen Zauberer über unseren Köpfen einen Feuersturm. Als der Schnee darauf traf, blieben nur noch heiße Luft und Dampf übrig. Ich merkte, wie das Wasser auf uns herab prasselte und Norths dünnen Umhang durchnässte, doch das war uns beiden vollkommen egal.
    Er umarmte mich und drückte mich an sich, so fest er konnte. »Geht es dir gut?«, fragte er, das Gesicht in meinen Haaren vergraben. »Syd, haben sie dir etwas getan?«
    Ich bekam kein Wort heraus, klammerte mich an seinen Hals und versuchte zu atmen.

Siebzehntes Kapitel
    W ir blieben liegen, bis von oben kein Wasser mehr kam und sich die Erde unter uns beruhigt hatte. Erst dann ließ North den roten Umhang sinken. Als mich die kalte Luft traf, erschauderte ich, und meine Knie wurden ganz weich.
    »Ist schon gut, es ist alles in Ordnung«, sagte North und nahm mich in die Arme. Ich presste mein Gesicht an seine Schulter, und er wickelte uns wieder in den wärmenden Umhang. Zuerst fühlte er sich wie eine nasse Decke an, aber die Hitze, die von ihm ausging, trocknete ihn schnell.
    »Bringt sie zurück zum Schiff«, sagte Oliver, der neben uns getreten war. »Wir werden nach Überlebenden suchen.«
    »Das war ich«, flüsterte ich. »Ich habe das ausgelöst.«
    North drückte mich fester an sich. »Ist schon gut«, sagte er leise. »Es ist nicht deine Schuld.«
    »Doch, das ist es«, sagte ich. »Ich habe das mit Absicht gemacht. «
    Aus dem Augenwinkel sah ich den kurzen Blick, den Oliver und North sich zuwarfen. Doch dann nickte Oliver nur und versammelte einige der anderen Zauberer um sich. Sie zückten ihre Talismane, und im nächsten Moment waren sie verschwunden.
    »Warte«, sagte North und tauschte den roten Umhang gegen den schwarzen aus. Ich nickte, und zum ersten Mal genoss ich das Gefühl, als wir durch Raum und Zeit fielen.

    Der schwere Aufprall von Norths Stiefeln auf dem Schiffsdeck fuhr mir durch alle Glieder. Überrascht blickten die Männer der Besatzung sich nach uns um.
    North duckte sich, und wir zwängten uns die enge Treppe in den Rumpf hinunter. Der Raum war dunkel und vollgestopft. Mit einem langen Seufzer ließ sich North auf den Boden fallen und zog mich auf seinen Schoß. Dann wickelte er uns erneut fest in den roten

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