Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
Vom Netzwerk:
Reisende, die dumm genug waren, in unser Dorf zu kommen.
    North sah ihn, kurz bevor ich das Glänzen seiner Pfeilspitze registrierte. Der Späher hielt den Bogen gespannt. Vielleicht hatte er uns noch nicht gesehen, doch North zog mich trotzdem blitzschnell an sich. Einen Augenblick lang dachte ich, er wolle mich als Schutzschild benutzen, doch mit Wucht warf er uns hinter dem nächsten Felsen zu Boden. Ich presste eine Hand auf den Mund.
    Schnell linste ich hinter dem Felsen hervor und suchte nach einem vertrauten Pfad. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie North sich hinkniete und seinen grünen Umhang hervorholte.

    »Wage es ja nicht!«, zischte ich. »Wenn du Magie gegen den Kundschafter verwendest, machst du damit nur alle anderen auf uns aufmerksam.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, gab er zurück. »In der ganzen Aufregung können wir dann verschwinden.«
    »Was soll an einem Zauberer, der Magie verwendet, so aufregend sein?«, fragte ich. »Sie sind wahrscheinlich auf der Suche nach dir. Du könntest uns auch gleich Zielscheiben auf den Rücken malen.«
    »Wenn dir mein Vorschlag nicht gefällt, kann ich nur hoffen, dass du einen besseren hast.« Der Ärger stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Ich sah wieder um die Ecke. Den Weg, auf dem wir uns befanden, hatten Henry und ich schon oft benutzt, doch statt nach links in Richtung der Höhlen hatte North uns nach rechts geführt. Irgendwie mussten wir unbemerkt dorthin zurückgelangen.
    »Kannst du ihn ablenken?«, fragte ich leise. »Nur ganz kurz? Er muss uns den Rücken zukehren.«
    »Ach, jetzt willst du also doch meine Dienste in Anspruch nehmen?«, fragte er trocken und hob den gelben Umhang, den ich erst am Abend zuvor geflickt hatte.
    »Übertreib es nicht«, warnte ich ihn.
    Der plötzliche Windstoß wirbelte Staub und lose Steine auf. Der Späher geriet ins Stolpern. Er drehte sich zwar nicht um, doch mehr Ablenkung war nicht nötig. Ich packte North bei seinen Umhängen und zog ihn hinter mir her. Unsere Stiefel glitten über den nassen Boden, und ich wagte nicht, mich umzublicken, während wir so schnell und unauffällig wie nur möglich zwischen Felsen und Erdspalten hindurchrannten. Hinter uns meinte ich ein Horn erklingen zu hören, und Norths Arm verkrampfte sich, als er versuchte, mich zum Anhalten
zu bewegen. Es war die einzige Möglichkeit, ungesehen zu entkommen, auch wenn uns der beschwerliche Weg durch die Höhlen Stunden kosten würde.
    Der Zauberer hatte Schwierigkeiten, den Pfad in die Höhle hinunter zu finden, und unter anderen Umständen hätte ich seine Versuche, mit den Füßen an der rutschigen Felswand Halt zu finden, vielleicht lustig gefunden.
    Henry und ich hatten in den Höhlen oft Schutz vor der Hitze gesucht. Ganze Tage hatten wir dort unten in der Dunkelheit verbracht und gelernt, mit den Händen zu sehen, wenn unsere Augen nutzlos wurden. Früher hatte ich mir immer gewünscht, auf einen verborgenen See zu stoßen, wie in meinen Märchenbüchern. Jetzt wünschte ich mir nichts weiter als einen sicheren Weg zur Straße im Norden.
    Hinter mir vernahm ich einen dumpfen Aufprall, gefolgt von einem Schwall so unanständiger Flüche, dass mir die Röte in die Wangen stieg.
    »Vorsicht«, flüsterte ich und war froh, dass die Dunkelheit mein Lächeln verschluckte. North erschien neben mir, die behandschuhten Finger der einen Hand an seiner Stirn, in der anderen unser Gepäck und meinen Webrahmen.
    »Ganz vortrefflich, dein Weg«, flüsterte er wütend. Danach erinnerte nur noch das Tropfen des Wassers daran, dass die Zeit verstrich. Ich wünschte, mir hätte auch jemand Handschuhe eingepackt, damit ich meine Hände vor den scharfen Felsen schützen konnte. Mein Rock hatte sich mit dem Regenwasser vollgesogen, das in der Höhle stand, doch ich führte uns trotzdem weiter, immer tiefer in das Wasser hinein.
    »Bald müssen wir schwimmen«, bemerkte North. »Du hättest mich einfach Magie benutzen lassen sollen!«
    »Hier«, unterbrach ich ihn. Meine Hände hatten im dunklen Gestein die Öffnung gefunden, nach der ich gesucht hatte,
und ich zwängte mich hindurch. Sobald ich den ersten Sonnenstrahl entdeckte, tastete ich hinter mir nach Norths Arm, um mich zu vergewissern, dass er mir noch folgte.
    Der Pfad hatte sich geweitet, und die Sicht war nun vollkommen klar. Mit den Augen suchte ich die Felsen über uns nach einer Spur von Rot oder dem Glanz von Metall ab. Nachdem ich sicher sein konnte, dass keine Gefahr bestand,

Weitere Kostenlose Bücher