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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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von der Schulter und hängte ihn über seine eigene. Obwohl ich mich sofort besser fühlte, liefen
mir den ganzen Weg nach Dellark heiße Tränen über das Gesicht.
     

     
    North hatte erwähnt, dass sich in Dellark einer der größten Häfen des Flusses befand. Ich entdeckte mehrere Schiffe, hauptsächlich fielen mir jedoch die Brücken auf, Dutzende, vielleicht sogar Hunderte von ihnen. Die Holzbrücken, die den Fluss überspannten, hoben und senkten sich mit den vorbeigleitenden Schiffen. Diejenigen, die sich über die abzweigenden Flussläufe erstreckten, waren kleiner und aus dem gleichen grauen Stein, aus dem auch die umliegenden Gebäude errichtet waren. Es war ein kompliziertes Geflecht, fast schon ein Labyrinth.
    Über uns flatterten Palmartas purpurne Banner im leichten Abendwind. North und ich überquerten zwei der größeren Brücken, bevor ich vor einem wenig einladenden Gasthaus Halt machte. Das Schild über der Tür war so verrottet, dass die Schrift darauf nicht mehr zu entziffern war, aber ich musste einfach anhalten. Ich war überzeugt davon, dass ich zusammenbrechen würde, wenn ich auch nur einen einzigen Schritt weiterging.
    »Ich habe ein bisschen Geld, wenn du heute Nacht in einem Bett schlafen möchtest«, sagte North.
    »Hier«, sagte ich nur.
    »Gut.« North öffnete die Tür, das Gesicht hinter den Haaren verborgen. Er starrte vor Schmutz, aber ich sah wahrscheinlich noch schlimmer aus – ein Gedanke, der meine Laune nicht gerade besserte.
    North legte unser Gepäck auf den einzigen freien Tisch und machte sich sofort auf den Weg in Richtung Theke, hinter der ein großer blonder Mann stand. Ich ließ mich auf einen
Stuhl fallen und legte den Kopf auf den Tisch. Jede meiner erschöpften Gliedmaßen pochte vor Schmerz. Ich bemerkte das Gelächter und den Gesang um mich herum kaum und schaffte es fast nicht, die Augen offen zu halten. An der gegenüberliegenden Wand hingen zwei Gemälde, der König, als er noch jung und gutaussehend gewesen war, und Eglantine, die blonde, blauäugige Königin.
    Immer wieder schloss ich erschöpft die Augen, doch ich konnte einfach nicht einschlafen. Der Geruch von Pfeifentabak rief Erinnerungen an Abende bei Henry wach, wo sein Vater zur Belustigung der Zwillinge Rauchringe geblasen hatte. War es möglich …?
    Ich hob den Kopf, um zu sehen, woher der Rauch kam. An North, der an der Theke stand, und den Tierköpfen und toten Fischen an der Wand vorbei, blickte ich in eine dunkle Ecke am anderen Ende des Raumes. Der Mann mit der Pfeife trug einen ausgeblichenen Mantel und einen Hut, der seine Augen verdeckte. Es war nicht Henrys Vater – natürlich nicht – meine Gefühle hatten mir einen Streich gespielt. Als könne er meinen Blick erahnen, beugte der Mann sich vor und nickte mir kurz zu. Einen Moment lang sah es aus, als wolle er aufstehen. Da landete vor mir auf dem Tisch ein Teller. Nach einem kurzen Blick auf die Fleischfetzen und den Haufen Gemüse schob ich ihn von mir.
    »Das war alles, was sie heute noch übrig hatten«, erklärte North und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. »Tut mir leid, dass es so wenig ist.«
    Er hatte auch einen Teller, auf dem noch weniger war als auf meinem, außerdem zwei Krüge; sie waren beide für ihn, wie sich herausstellte. Den ersten leerte er in einem Zug, und danach griff er ohne Umschweife zum nächsten.
    »Weißt du«, fuhr er fort, »ich kann verstehen, dass du wütend
bist. Ich weiß, dass du nicht mit mir kommen wolltest, aber wenn du nichts isst, bestrafst du nicht mich damit. Du kannst so lange hungern, wie du willst, damit erreichst du nur, dass wir noch langsamer werden, sonst nichts.«
    »Warum hast du mich überhaupt mitgenommen, wenn du wusstest, dass ich dich nur aufhalten würde?«, fragte ich.
    North blickte zur Decke.
    »Raus damit«, verlangte ich und lehnte mich zurück.
    »Ich weiß auch nicht. Vielleicht in der Hoffnung, der brennende Hass in deinen Augen würde deine Beine zu Höchstleistungen antreiben?« North stand auf, um seine Krüge auffüllen zu lassen. »Vielleicht wollte ich auch nur eine bezaubernde Gehilfin?«
    »Meinst du nicht eher eine Sklavin?«, rief ich ihm hinterher.
    »Gehilfin, aber wenn es dir lieber ist …«
    Er tat gut daran, diesen Gedanken nicht zu Ende zu führen. Ich wartete, bis er mit dem Rücken zu mir stand, dann sah ich wieder auf meinen Teller. Ich konnte mich nicht entscheiden, auf wen ich hören sollte, auf mein Herz oder meinen Bauch. Ich beschloss zu

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