Aus Licht gewoben
das nicht?«, spöttelte Owain. »Es war dumm zu versuchen, wie ein Ritter zu leben, und nicht wie einer zu arbeiten.«
»Wenn das so ist, dann muss ich dich wohl zum Essen einladen«, sagte North und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, sich zu uns zu setzen.
»Wo bist du so lange gewesen?«, fragte Owain. »Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, ein paar von meinen Jungs
nach dir suchen zu lassen, weil ich mir solche Sorgen gemacht habe.«
North lächelte in seinen Krug. »Hier und dort, eigentlich überall, wie immer.«
»Aber dein …« Owain machte eine seltsame Handbewegung. »Damit ist alles in Ordnung?«
North schnaubte, und ich wusste, worauf Owain anspielte.
»Er darf also wissen, was mit dir los ist, ja?«, fragte ich beleidigt.
»Da gibt es nichts zu wissen.« North versteckte das Gesicht hinter seinem Bierkrug. »Owain, darf ich dir meine reizende neue Gehilfin Sydelle vorstellen?«
»Es ist mir ein Vergnügen«, sagte Owain, nahm meine Hand und drückte sie sanft. Dann lehnte er sich nach vorne, sodass North hinter seiner riesenhaften Gestalt verschwand.
»Ich habe den Antrag abgeschickt«, sagte er. »Aber die Antwort war kurz, und es stand nur darin, dass die Zauberergarde menschliche Dienste nicht benötigt.«
»Das habe ich dir doch gleich gesagt«, erwiderte North, und seine Stimme klang merkwürdig steif. »Du bist kein Zauberer. Wenn du eine Anstellung als Bediensteter im Palast oder als Posten an einer der Straßen haben möchtest, wirst du die Empfehlung des mächtigsten Zauberers brauchen, den du kennst.«
»Aber das bist du, mein Lieber.«
»Und das ist wirklich bemitleidenswert, mein Freund.«
»Warum?«, wollte ich wissen. »Warum ist das bemitleidenswert? «
»Was ist, wenn ich so einen nutzlosen Posten nicht haben möchte?«, fragte Owain. »Ich verstehe nicht, warum nur Zauberer kämpfen dürfen, selbst wenn ein Krieg bevorsteht.«
»Ich habe die Gesetze nicht gemacht«, sagte North. »So ist es eben schon immer gewesen.«
Owain warf mir einen verstohlenen Blick zu, aber bevor er etwas erwidern konnte, übertönte ein lauter Knall den Lärm des Wirtshauses. Ein groß gewachsener Mann hatte einen Tisch umgeworfen und Gläser und Spielkarten überall verteilt. Ein dünner Mann saß ihm gegenüber, völlig ruhig und mit verschränkten Armen.
Owain griff an sein Schwertheft, doch North sah nur kurz über die Schulter.
»Verdammter Zauberer!«, schrie der erste Mann und packte den anderen beim Kragen. »Meinst wohl, du kannst mich übers Ohr hauen?«
Der Dünne entwand sich seinem Griff und hob seinen Stab vom Boden auf. Bis zu der Klaue am oberen Ende war er vollständig mit einer dicken gelben Kordel umwickelt.
»Hast du gedacht, ich erkenne einen Betrüger nicht, wenn er vor mir steht? Meine Karten und mich kannst du nicht reinlegen! «
Der Zauberer erhob seinen Stab. Aber der Wirt ließ sich das nicht gefallen.
»Raus hier, Sie Narr!«, rief er und knallte eine Flasche auf die Theke. »Haben Sie das Schild nicht gesehen? Keine Zauberer! «
Ich sah schnell zu North und griff instinktiv nach meiner Tasche.
Der dünne Zauberer gab so schnell nicht auf, die schmalen Augen suchten den Raum nach einem Freund oder Verbündeten ab. North drehte seinen Stuhl ein wenig und betrachtete das Geschehen belustigt.
»Er ist auch einer!« Der Zauberer deutete mit seinem Stab auf North, und die Aufmerksamkeit der Menge richtete sich
auf ihn. North hob eine Augenbraue, und ich fragte mich, woher der andere Mann das bloß wissen konnte.
»Der?«, fragte der Wirt höhnisch. »Dieser Junge gehört zu uns, und zwar von Kindesbeinen an. Und jetzt schaff deinen Hintern hier raus, sonst übernimmt Viktor das für dich.«
Auf den wütenden Blick des fremden Zauberers hob North nur unschuldig die Hände und zuckte mit den Schultern. Doch der andere hatte den Blick schon abgewandt und sah mich halb versteckt hinter Owain stehen. North verfolgte seinen Blick, um zu sehen, was sein Interesse geweckt hatte, sah aber nicht, wie der Mann einen Schritt nach vorne tat. Auf mich zu.
Viktor gab dem Zauberer einen harten Stoß, der ihn zu den Gläsern und Karten auf den Boden beförderte.
»Ich bin Nummer zweihundertfünfzehn!«, schrie der Zauberer, als Viktor ihn in Richtung Ausgang schleifte. »Zweihundertfünfzehn! «
North drehte sich um, und die Musik setzte wieder ein.
»Wenn ich nur Nummer zweihundertfünfzehn wäre, würde ich das nicht so herausposaunen, dass es jeder hören
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