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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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ich gehe jetzt und schnappe mir den Zauberer, und dann können wir uns auf den Weg machen.« Er strich mir über den Kopf, und ich musste mir eingestehen, dass ich ihn schon ins Herz geschlossen hatte.
    »Bist du ein Ritter, Owain?«, fragte ich, als er schon an der Tür war.
    Owains Gesicht wurde starr. Für eine Sekunde war die ganze Fröhlichkeit daraus verschwunden, und ein Ausdruck mühsam zurückgehaltener Gefühle lag darauf. Dann entspannte er sich. »Vielleicht in einem anderen Leben«, antwortete er und schloss die Tür hinter sich.

Viertes Kapitel
    D ass ich eingeschlafen war, bemerkte ich erst, als ich auf einer geblümten Bettdecke unter einer unbekannten Zimmerdecke wieder aufwachte. Ich blinzelte ins helle Morgenlicht, wischte mir dann den Schlaf aus den Augen und sprach meine Gebete. Mir taten alle Knochen weh, so verkrampft hatte ich geschlafen. Die Laken waren noch so ordentlich, dass es aussah, als hätte außer mir niemand darauf gelegen.
    Ich setzte mich auf. Keine Umhänge, kein Gepäck, keine Stiefel, kein Zeichen von den Männern. Sie hatten mich hier zurückgelassen.
    Als es laut an der Tür klopfte, erschrak ich. Mrs. Pemberlys kleines Gesicht erschien im Türrahmen.
    »Wie ärgerlich!« Sie schob die Tür ein Stückchen weiter auf. »Ich war mir sicher, Owain wäre letzte Nacht noch nach Hause gekommen.«
    »Ist er gar nicht mehr hier gewesen?«, fragte ich.
    Mrs. Pemberly schüttelte den Kopf und stellte das Tablett auf dem kleinen Tisch ab.
    »Haben Sie Hunger, meine Liebe? Ich hätte nichts gegen ein wenig Gesellschaft zum Frühstück.«
    Da ich am Tag zuvor kein Abendessen gehabt hatte, war ich halb verhungert. Während wir uns unterhielten, stellte ich mir vor, wie Owain neben dieser zierlichen alten Frau saß, an einer Teetasse nippte und Eier aß. Sie wollte wissen, woher ich
kam und wohin ich wollte und ließ die Gelegenheit nicht aus, ihre zehn Enkel an den Fingern abzuzählen, wobei sie kurz ins Stocken geriet, als ihr der Name des sechsten nicht mehr einfiel. Als wir fertig waren, ging sie wieder an die Arbeit und ließ mich mit meinen Sorgen allein.
    Owains Zimmer bot mir nicht viele Möglichkeiten, mich zu beschäftigen, also plante ich ungefähr ein Dutzend unterschiedliche Routen nach Provincia, auf der Suche nach der kürzesten.
    Als ich schließlich nach unten ging, fragte Mrs. Pemberly: »Suchen Sie eine Beschäftigung? Ich hätte da ein Paket, das ausgeliefert werden müsste, aber später kommen zwei Gäste, die ich ungern verpassen würde.«
    »Aber gern«, antwortete ich. »Kennen Sie sonst noch jemanden, der meine Hilfe brauchen könnte? Ich muss ein bisschen Geld verdienen.«
    Dass ich eigentlich eine Menge Geld verdienen musste, behielt ich lieber für mich. Ich hatte so meine Zweifel, dass North das alleine schaffen würde. Wenn er mich schon zurückließ, um gegen einen Drachen zu kämpfen – einen Drachen, den ich nur zu gern mit eigenen Augen gesehen hätte –, konnte ich wenigstens den ganzen Tag tun und lassen, was ich wollte. Außerdem wollte ich mein Essen gerne selbst bezahlen können und mir so zumindest etwas Unabhängigkeit bewahren, solange ich an den Zauberer gebunden war.
    Die alte Frau stemmte die Hand in die Hüfte. »Emmaline Forthright vielleicht, auch wenn mit ihr nicht ganz leicht zu verhandeln ist. Für sie ist auch das Paket. Ich schreibe ihr nur schnell eine kurze Nachricht dazu.«
    Mit dem Paket in der einen und der Nachricht in der anderen Hand machte ich mich auf den Weg durch die geschäftigen Straßen von Fairwell. Den Weg, den Owain und ich zu
Mrs. Pemberlys Pension genommen hatten, fand ich problemlos wieder. Die einzige Gefahr, der ich begegnete, waren Wagen voller Kürbisse und riesige Pferde, die keinerlei Rücksicht auf Menschen nahmen, die ihnen über den Weg liefen.
    Als ich es endlich über die Hauptstraße geschafft hatte, saß da ein kleiner Junge tränenüberströmt am Straßenrand. Er hatte einen großen blauen Fleck auf der Wange, hielt sich den Arm und sah aus, als habe ihn ein Fuhrwerk angefahren. Zu seinen Füßen lagen zerrissene Säcke, die einmal den überall verstreuten Sand enthalten hatten.
    »Bist du in Ordnung?«, fragte ich. Mein Blick war zwar auf ihn gerichtet, meine Hände aber im feinen Sand verschwunden. Cliffton. Ich hatte nicht gedacht, diesen Sand je wieder zu sehen oder zu spüren. Die Gedanken an Feuer und schmerzverzerrte Gesichter verdrängte ich.
    Der Junge nickte, aber sein Atem war

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