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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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kann.«
    »Welchen Rang hast du?«, fragte ich. North kaute an seinem Daumennagel.
    »Zweihundertfünfzehn von vierhundertsiebenundzwanzig ist doch nicht schlecht«, bemerkte Owain. »Wann werden die Ränge das nächste Mal neu vergeben?«
    »Im kommenden Frühling, nehme ich an«, sagte North. »Wenn es im Krieg Verluste unter den Zauberern gibt, wird sich in der Rangordnung einiges ändern.«
    »Verliert die Königliche Hofzauberin dann auch ihren Rang?«, fragte Owain. »Das würde ihr sicher nicht gefallen.«
    North schnaubte verächtlich. »Wenn man den Titel innehat,
bleibt man auch die Nummer eins, ganz egal, wie viele Duelle die anderen gewinnen. Sie wird also sicher noch ein paar Jahre an der Macht bleiben.«
    Ich lehnte mich zurück und strich mir die widerspenstigen Haare aus dem Gesicht. Die Art, wie mich der fremde Zauberer angesehen hatte, mit zusammengekniffenen, funkelnden Augen, die Lippen leicht geöffnet, hatte mir den Atem stocken lassen, und alle Härchen auf meinen Armen hatten sich aufgerichtet.
    Plötzlich hörte ich ein einzelnes Wort, das meine Aufmerksamkeit wieder auf die Unterhaltung lenkte.
    »Ein Drache?«, wiederholte ich. »Aber das kann nicht sein. Astraea und die Zauberer haben sie und die Riesen schon vor Jahrhunderten vernichtet.«
    Owain hüstelte nur zur Antwort, aber North sagte: »Die meisten schon, aber hier und dort gibt es vereinzelt noch welche. « Als er mein entsetztes Gesicht sah, fügte er hinzu: »Aber Riesen hat es nie gegeben, nur Drachen.«
    »Farfield liegt nur ein paar Meilen westlich von hier«, sagte Owain. »Sie haben eine beträchtliche Belohnung ausgesetzt für den ersten Zauberer, der ihnen zu Hilfe kommt. Die meisten anderen haben sich schon auf den Weg in die Hauptstadt gemacht, um Vorbereitungen für den Krieg zu treffen. Nach allem, was ich gehört habe, sind die Dorf bewohner ziemlich verzweifelt.«
    »Du musst ihn töten«, sagte ich, und Owain und North sahen mich beide erstaunt an. Ich wandte mich an North.
    »Es ist deine Pflicht, deshalb hat Astraea den Zauberern die Magie gegeben.«
    Owain lachte unbehaglich. »Die Kleine hat etwas für Mythen und Sagen übrig.«
    »Es ist keine Sage !«, beharrte ich. Jetzt, wo ich einmal angefangen
hatte, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. »Das ist der Grund, warum Astraea die Welt von ihrem Vater, dem Großen Schöpfer, erhalten hat. Sie hat ihrem Volk die Magie gegeben, und nur deshalb konnten Drachen und alle anderen bösen Kreaturen besiegt werden! Deshalb steht sie über ihrer Schwester, der Göttin Salvala. Du musst es tun, North. Es ist deine Pflicht.«
    Die Zauberergarde war nur zu diesem Zweck gegründet worden. Als sich herausstellte, dass kein irdisches Schwert in der Lage war, die Haut eines Drachen zu durchdringen, war die Herrschaft der Zauberer über die Elemente die einzige Waffe, die das Königreich brauchte. Wenn North sich weigerte, wäre das sowohl eine Beleidigung unserer Traditionen als auch unseres Glaubens.
    »Mir wäre ein Schwert lieber gewesen«, beschwerte er sich und griff nach seinem Glas. »Wie viel Magie dafür wieder nötig sein wird …«
    »Dann geh doch und bete zu Salvala!«, sagte ich und stand so abrupt auf, dass mein Stuhl umfiel. Ich musste immer noch daran denken, wie mich der dünne Zauberer angesehen hatte; als wollte er mich eigenhändig umbringen. Das alles war zu viel für mich: der schwere, alles erstickende Pfeifenrauch, der Geruch nach Alkohol, das Stimmengewirr. Ich konnte nicht einfach hier sitzen und zuhören, wie unsere Göttin verhöhnt wurde.
    »Wo willst du hin?«, fragte North und stand ebenfalls auf.
    »Nach draußen, um für dein schwarzes, verkümmertes Herz zu beten!« Ich stieß seine Hände weg und nahm mein Gepäck. »Was interessiert dich das schon? Lass mich einfach in Ruhe!«
    »Ich komme mit«, erwiderte er und hielt meinem wütenden Blick stand.

    »Ich mache mich schon mal auf die Suche nach einer Unterkunft«, sagte ich und richtete den Riemen meines Beutels.
    »Würdest du mir dann erlauben, dich zu begleiten?«, fragte Owain unerwartet. »Das Essen wird ohnehin noch eine Weile auf sich warten lassen.«
    Ich protestierte nicht. Ich wollte einfach nur noch Norths dunklen Augen entkommen.
    Als wir draußen waren, bestritt Owain den Großteil der Unterhaltung. Er erzählte mir, wie er und North sich begegnet waren – bei einem Streit, der durch zu viel Alkohol beinahe in eine Schlägerei ausgeartet wäre – und ging dann zu einer

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