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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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unregelmäßig geworden.
    »Hast du dich am Arm verletzt?«
    Wieder nickte er, und als er sprach, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Das verdammte Pferd hat ausgetreten, und ich hab die Säcke fallen lassen. Mrs. Forthright bringt mich bestimmt um, weil ich die Lieferungen durcheinandergebracht hab.«
    »Mrs. Forthright?« Diejenigen der Säcke, die nicht zu sehr gelitten hatten, befüllte ich, so gut es ging, wieder mit dem Sand. Es standen jeweils die Namen der Glasbläsereien darauf. »Dann müssen wir wohl mal mit ihr reden. Ich wollte sowieso gerade zu ihr.«
    »Warum denn das?«, flüsterte der Junge. Diese Bemerkung verstand ich erst ein paar Minuten später, als ich der nicht mehr ganz jungen Frau die fast leeren Säcke zurückgab.
    »Was ist denn das ?«, fragte sie streng. Der kleine Junge versteckte
sich verängstigt hinter meinem Rücken. »Ich habe dir eine einfache Aufgabe gegeben!«
    »Er hat sich am Arm verletzt«, unterbrach ich sie. »Ich glaube nicht, dass er die Säcke heute noch ausliefern kann.«
    »Und was bist du für ein kleines Genie?«, zischte die Frau. Sie fuhr sich mit den Fingern durch die dunklen Haare. »Was in allen sieben Höllen willst du überhaupt hier?«
    Ich gab ihr Mrs. Pemberlys Nachricht und das Paket, und sie sah mich nicht mehr wütend, sondern abschätzend an.
    »Du bist also auf der Suche nach Arbeit, ja?«, fragte sie. »Geh nach Hause, Geoff! Über diese Sache spreche ich heute Abend noch mit deiner Mutter!«
    Der Junge machte auf dem Absatz kehrt und rannte, als wären alle vier Winde hinter ihm her. Dann war ich mit ihrem prüfenden Blick alleine.
    »Für hundert Silberstücke arbeite ich den ganzen Tag für Sie.«
    Die Frau stieß ein verächtliches Lachen aus. »Hast du eine Ahnung, wie viel das ist?«
    »Ich erledige alle Lieferungen schnell und ohne Klagen«, versprach ich.
    »Mädchen, so viel verdiene ich kaum in einem Monat «, sagte sie. »Dasselbe erwarte ich übrigens auch, wenn ich dir zehn bezahle.«
    »Sechzig«, verlangte ich. Ich konnte es mir leisten zu handeln. Die Stadt lebte von der Glasbläserei, und kein Geschäft konnte seine Kreationen ohne den Sand herstellen.
    »Für zwanzig finde ich schon einen anderen Jungen als Ersatz für Geoff.«
    »Ich bin schneller und kann mehr Säcke tragen. Fünfzig.«
    »Mit diesen schwächlichen Ärmchen? Damit schaffst du kaum mehr als vier Lieferungen. Fünfundzwanzig.«

    »Vierzig, und ich bessere die traurigen Überreste von Vorhängen, die im Ladenfenster hängen, und ihr Kleid aus.«
    Bei meinem letzten Angebot stockte Mrs. Forthright und sah auf ihren ausgefransten Rocksaum hinab. Ich fand mich mit der mageren Ausbeute für so viel harte Arbeit ab und wich ihrem Blick nicht aus.
    »Vierzig«, lenkte sie schließlich ein. »Aber wenn du bei den Lieferungen auch nur ein Sandkörnchen verlierst, schicke ich dich ohne einen einzigen Cent nach Hause. Und glaube ja nicht, dass ich dir die Wege erkläre. Du sollst mir schließlich die Arbeit erleichtern.«
    Ich verkniff mir ein Lächeln. »Wohin geht die erste Lieferung? «
     

     
    Die Anweisungen waren klar und deutlich, aber das machte die Sandsäcke auch nicht leichter. Ich hatte Henry und seinem Vater unzählige Male beim Beladen des Fuhrwerks mit Fässern voller Lehm geholfen, aber die Strecken, die wir damit zurücklegen mussten, waren kaum der Rede wert gewesen. Die Straßen von Fairwell schienen ständig die Richtung zu wechseln, und zum ersten Mal in meinem Leben war mir mein Orientierungssinn keine Hilfe. Verunsichert wanderte ich durch die Straßen und hoffte, das Schicksal würde mich zu den richtigen Geschäften führen.
    Ich hatte mir so gewünscht, mich in Fairwell zu verlieben und an seiner Vielfalt freuen zu können. Aber jetzt hätte ich die gläsernen Schilder und Figuren vor den Läden am liebsten in Stücke geschlagen. Als die Sonne hoch am Himmel stand, konnten mir nicht einmal mehr die bunten Lichter ihrer gebrochenen Strahlen ein Lächeln entlocken. Nachdem ich fast ein halbes Dutzend Mal an derselben Glasbläserei vorbeigekommen
war, steckte eine zierliche Frau mit einem freundlichen Lächeln den Kopf aus der Tür und fragte mich, ob ich mich verlaufen hätte.
    Ich gab ihr den Zettel, auf dem Mrs. Forthright mir hastig die Adresse aufgeschrieben hatte.
    »Es ist nicht mehr weit«, beruhigte sie mich. »Zwei Straßen weiter, aber da werden Sie Schwierigkeiten haben, einen Weg durch die Menschenmengen zu finden, fürchte

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