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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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sie mit den Köpfen gegeneinanderschlagen und an den Haaren nach Provincia schleifen müssen.
    »Die Wiltfordshire Road verläuft doch schnurgerade von Fairwell nach Scottsby«, protestierte Owain.
    »Dann muss man aber einen Weg um die Seen finden, und das kostet Zeit.«
    »Es wäre besser, zuerst nach Andover zu gehen«, unterbrach mich North, als hätte ich nichts gesagt. »Du und ich würden in Wiltfordshire schon zurechtkommen, aber für Syd ist das zu gefährlich.«
    Ich schnappte nach Luft. »Warum, weil ich ein Mädchen bin? Wenn das so ist, halten wir uns am besten ganz von den Straßen fern. Im Augenblick sind Hunderte von Männern auf dem Weg nach Provincia, die Straßen sind voll mit ihnen.«
    North schüttelte den Kopf. »Du weißt vielleicht, wie die
Straßen heißen und wohin sie führen, aber du kennst die Leute, die sie benutzen, nicht. Darum kümmern Owain und ich uns. Geh jetzt und setz dich an deinen Webrahmen.«
    »Das sagt der Richtige. Ein Zauberer, der nicht einmal Osten von Westen unterscheiden kann, geschweige denn Oben von Unten«, fauchte ich. »Wir können deinen Weg schon nehmen, aber dann beschwer dich nicht bei mir, wenn wir bis Andover eineinhalb Wochen brauchen.«
    Darauf folgte angespanntes Schweigen, das schließlich von Owain unterbrochen wurde. »Also zuerst nach Andover, ja? Diesen Weg habe ich noch nie genommen, aber ich habe nichts dagegen, etwas Neues auszuprobieren. Keine Angst vor dem Unbekannten, wie Mutter Bess zu sagen pflegt.«
    Wir sahen den wütenden Zauberer an.
    »Na schön«, sagte er schließlich. »Wer weiß schon, in was für Schwierigkeiten sie gerät, wenn wir ihr nicht folgen.«
    Mit einem Kopfschütteln rollte ich die Karte wieder zusammen und gab sie North zurück.
    Als ich mich an meinen Webrahmen setzte, hörte ich Owain leise sagen: »Hältst du es wirklich für eine gute Idee, das Mädchen mitzunehmen?«
    »Wenn es nach mir ginge, hätte keiner von euch etwas mit diesem Krieg zu tun«, antwortete North.
    »Aber das ist unsere Entscheidung, nicht deine«, sagte Owain. »Alles andere wäre nicht richtig.«
    Ich verwob weiter mein blaues Garn, während North an der Wand lehnte und aus dem Fenster sah. »Ich sollte einfach alleine gehen«, sagte er.
    Ich stand auf, doch ohrenbetäubender Donner und ein Wolkenbruch verschluckten seine nächsten Worte. Unten hörte ich Mrs. Pemberly erschrocken aufschreien, und Owain fiel mit einem lauten Krachen vom Bett.

    »Warum sagst du so etwas?«, fragte ich. »Das würde doch zu nichts führen.«
    »Das würdest du nie verstehen«, sagte North abweisend.
    Wie er so dastand, mit dunklen Ringen unter den Augen, ganz steif vor Anspannung und die Augen voller Verachtung, fragte ich mich, wer dieser Mensch nur war.
    Als ihm bewusst wurde, dass meine Worte nichts gegen Norths düstere Stimmung ausrichten konnten, tat Owain, was er am besten konnte. Er gab North einen Schlag auf den Hinterkopf, der ihn gegen das Fenster taumeln ließ, und als North Anstalten machte, sich zu revanchieren, schlug er erneut zu, und zwar noch ein wenig fester.
    »Woher kommt dieser Blödsinn plötzlich?«, wollte Owain wissen. »Alleine gehen, ohne Hilfe, mit einem wahnsinnigen Zauberer auf den Fersen. Was ist nur los mit dir? Hast du jetzt endgültig den Verstand verloren?«
    Wie aufs Stichwort begann es wieder zu regnen, und das Donnergrollen ließ die Zimmerwände erzittern. Owain ging zum Bett zurück, und ich setzte mich wieder an meinen Webrahmen. Aber beim Anblick von Norths hängenden Schultern zog sich meine Brust zusammen, und ich konnte mich nicht mehr konzentrieren.
    Auf der anderen Zimmerseite fiel der Spiegel zu Boden und zerbarst in tausend kleine Stücke.
    »Verdammtes Ding«, sagte Owain. »Das ist kein gutes Zeichen. «
    North regte sich nicht. Das Unbehagen, das wie ein kalter Regenschauer über mich gekommen war, verließ mich nicht, bis ich den Webrahmen wieder in seine Einzelteile zerlegt hatte.
    North sagte erst wieder etwas, als Owain und ich schon in unseren Betten lagen. Es war nur ein einziger leiser Satz, und es war nicht wichtig, an wen er gerichtet war.

    »Es tut mir leid.«
    Ich biss mir auf die Lippe und wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Ich konnte ihn nicht einmal ansehen.
    Owain winkte ab und drehte sich auf dem Boden um. »Schlaf jetzt, Junge.«
    Und sei wieder du selbst, wenn du aufwachst , fügte ich in Gedanken hinzu. Bitte .
    »Ja, gleich«, sagte er und setzte sich endlich auch auf sein Lager.

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