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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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wohl erst mal eine Weile warten müssen«, stellte ich fest, während ich mir eine Hand vor Mund und Nase hielt. »Jetzt sind Strümpfe an der Reihe.« Ich zog ihm das zerfetzte Ding aus und hielt es wie eine verfaulte Frucht weit von mir weg. Mit angehaltenem Atem öffnete ich das Fenster und warf sie hinaus.
    Der andere Stiefel war fester geschnürt, und es dauerte einige Zeit, bis ich mit meinen kurzen Fingernägeln alle Knoten gelöst hatte. Als Weberin war ich stolz auf meine Fähigkeit, auch den schlimmsten Knoten lösen zu können, doch dieser brachte mich an meine Grenzen. North war mir auch keine große Hilfe, da er sich immer wieder von mir wegdrehte. Ich hielt ihn fest und wünschte mir, er hätte meinen Blick sehen können. Als der Knoten endlich aufging, hatte er mich an den Rand des Wahnsinns getrieben. Unsanft riss ich den Stiefel von Norths Fuß und den darunter liegenden Strumpf gleich mit. Ein großer, stinkender und vollkommen schwarzer Fuß landete auf meinem Schoß.
    Ich weiß nicht genau, wie lange ich dort kniete. Zuerst dachte ich, der Fuß sei vor lauter Ruß und Dreck so schwarz, doch
nicht einmal das Wasser aus der Waschschüssel konnte etwas an seiner Farbe ändern. Der ganze Fuß war, von der Sohle bis zum Knöchel, absolut schwarz. North machte nun sogar Anstalten, mich damit zu treten. Er schien sogar im Schlaf zu wissen, dass ich, ohne es zu ahnen, eines seiner Geheimnisse entdeckt hatte. Und er konnte mich nicht aufhalten.
    Daraufhin betrachtete ich seinen anderen Fuß und bemerkte zum ersten Mal die kleinen schwarzen Stellen an den beiden kleinsten Zehen. Ich zog ihm auch seine dicken schwarzen Handschuhe aus und ließ sie fallen. Der kleine Finger seiner linken Hand war schwarz und die beiden nächsten dunkelgrau angelaufen. Seine rechte Hand war zwar schmutzig und mit Dreck unter den Fingernägeln, glücklicherweise aber noch unversehrt.
    Ich presste seine Hand an meine Stirn und stieß den angehaltenen Atem mit einem leisen Schluchzen wieder aus.
    »Jetzt sehen Sie also endlich, was schon die ganze Zeit direkt vor Ihnen lag.« Nachdem Lady Aphra eine Schüssel mit frischem Wasser auf dem Boden abgestellt hatte, kniete sie sich neben mich. Sie nahm eine von Norths schlaffen Händen und strich mit dem Daumen über die entblößte Haut.
    »Deshalb hat er die dummen Stiefel also nie ausgezogen«, sagte ich mit erstickter Stimme und versuchte den Knoten loszuwerden, der sich in meinem Hals gebildet hatte. »Was ist los mit ihm?«
    »Es ist ein Fluch«, erklärte sie. »Ich verstehe es selbst nicht ganz, aber fest steht, dass der Mann vor uns nur noch sehr wenig mit dem Jungen zu tun hat, den ich einmal kannte.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich.
    »Nachdem sein Vater gestorben war und seine Mutter ihn zu Pascal in die Ausbildung geschickt hatte, war er mürrisch und starrköpfig, so wie jeder Junge nach einem solchen Verlust
wäre«, erklärte Lady Aphra. »Doch nach einem Jahr bei Pascal war er glücklich, klug, ein Besserwisser und manchmal ein richtiges kleines Monster. Dann hat ihn der Fluch getroffen, und danach war er nie wieder derselbe. Sein altes Lächeln und sein Humor flackern immer wieder auf, doch je mehr Zeit vergeht, desto mehr davon nehmen ihm der Schmerz und der Zorn, den der Fluch in ihm geweckt hat. Und dieser Krieg hat seinen Zustand noch verschlimmert.«
    »Gibt es kein Heilmittel?«, fragte ich. »Oder wenigstens eine Möglichkeit, seine Schmerzen zu lindern?«
    Aphra legte Norths Hand in die meine. »Nein, Miss Mirabil, es gibt kein Heilmittel. Nachdem sein Vater und Großvater gestorben waren, hat Wayland sein ganzes Leben der Suche danach gewidmet. Pascal hat keine Lehrlinge mehr aufgenommen, damit er ihm bei der Suche helfen konnte, aber ohne Erfolg.«
    »Und was nun? Soll er sein ganzes Leben lang leiden? Seinen Schmerz mit Alkohol betäuben oder Schlaftränke einnehmen? «
    Lady Aphra schüttelte den Kopf. »Er wird sterben, lange bevor es so weit kommt.«
    Meine Hand schloss sich fester um die von North. »Das… das kann nicht Ihr Ernst sein.«
    »Sein Vater war Königlicher Hofzauberer. Er ist mit fünfunddreißig Jahren gestorben«, sagte Lady Aphra. »Pascal hat seinen Tod bis heute nicht verwunden, und der Gedanke daran, Wayland auf die gleiche Art zu verlieren, erfüllt uns alle mit Hilflosigkeit.«
    Ich betrachtete Norths Gesicht, das im Schlaf jung und unbeschwert aussah. Er wirkte wie ein ganz anderer Mensch, und dieser Gedanke reichte, um

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