Aus Licht gewoben
und sich einen gewaltsamen Weg durch meine Adern bahnte. Es verschlang das unerträgliche Gefühl der Taubheit hinter meinen Augen und erfüllte meinen Kopf mit entsetzlichen Schmerzen.
Dann hielt North mir wieder die Schüssel vors Gesicht, seine leise Stimme in meinem Ohr und seine warme kreisende Hand auf meinem Rücken.
»Du musst es wieder ausspucken. Du musst deinen Körper davon befreien, Syd«, sagte er. »Du musst dich übergeben.«
Wäre ich bei Sinnen gewesen, hätte ich mich vielleicht geschämt, jetzt allerdings tat ich, was er gesagt hatte. Ich übergab mich, bis ich nur noch würgen konnte und mir die Tränen unaufhörlich über die Wangen liefen.
Irgendwo fiel eine Tür ins Schloss, und für mich gab es nur noch Norths Stimme, seinen warmen Atem auf meinem Nacken.
»Braves Mädchen«, sagte er sanft. Kribbelnd kehrte das Gefühl in meine Finger und Zehen zurück, aber ich konnte mich noch immer nicht bewegen, gelähmt von dem Schmerz, den die Kälte zurückgelassen hatte, von dem Rest Macht, den sie noch über mich hatte.
Ich fühlte nur das. Und die beständige, verlässliche Wärme, die North ausstrahlte.
Der Zauberer ließ sich erschöpft gegen die Wand sinken. Er drückte mich so sanft an sich, als wäre ich zerbrechlich, als könnte ich ihm jeden Augenblick entgleiten und zersplittern, ihn wieder hilflos und allein zurücklassen.
»Braves Mädchen«, flüsterte er und legte seine Wange an meine Schulter.
Siebtes Kapitel
A ls ich noch klein war, kaum älter als fünf, wurde ich sehr krank und musste wochenlang im Bett bleiben. Ich kann mich nur noch schwach an diese Zeit erinnern. An das bleiche Gesicht meiner Mutter, die große Brille des Arztes. Vor allem aber erinnere ich mich an die Schmerzen und die schweren Glieder. Ich war zu schwach, um den Kopf zu heben.
Genauso fühlte ich mich auch, als ich erwachte, die Sonne im Gesicht und schlurfende Schritte vor der Tür. Es war kein besonders lautes Geräusch, doch es machte den pochenden Schmerz hinter meinen Augen noch heftiger.
Ich blinzelte. Meine Glieder waren bleischwer. Dann hob ich den Kopf und versuchte, den Ursprung des Geräuschs auszumachen.
Ein kahlköpfiger alter Mann wühlte in Norths Beutel herum. Die Sonne betonte sein Profil, doch ich konnte trotzdem die tiefen Falten auf seiner Stirn und seinen schmalen Mund erkennen, während er zwischen den leeren Flaschen herumstöberte. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt er darin Norths fleckiges Taschentuch.
Wer er auch war, in Norths Tasche hatte er jedenfalls nichts zu suchen.
Meine Stimme war nicht mehr als eine raues Flüstern. » He! «
Das Stück Stoff glitt ihm aus den Fingern. Zwischen meinen vielen Decken sah ich ihn misstrauisch an.
»Sie sind ja wieder wach«, sagte er und erhob sich mühsam. »Aphra!«
Sofort erschien die alte Dame im Türrahmen. Ich spürte den weichen, abgenutzten Stoff ihres Rockes, als sie sich neben mich kniete und mir eine Hand auf die Stirn legte.
»Wie geht es Ihnen?« So sanft hatte ich ihre Stimme noch nie gehört.
»Es tut weh«, gestand ich und schloss die Augen. Ich konnte das Knarren und Quietschen der Holzdielen hören, als der Mann an mir vorüberging. Dann wurde eine Decke weggezogen, und aus der anderen Ecke des Zimmers ertönte ein Knurren.
»Hoch mit dir, du Knochensack«, brummte der fremde Mann. »Vorhin habe ich dich weiterschlafen lassen, aber jetzt gibt es keine Ausrede mehr.«
»Meister?«, stöhnte North. »Bei den Göttern, ich hatte gehofft, es wäre ein Albtraum gewesen.«
»Ein Albtraum?«, spöttelte der Alte. »Du kannst von Glück sagen, dass ich überhaupt hergekommen bin. Es war keine leichte Reise.«
»Ich habe Sie nicht gebeten zu kommen, alter Mann«, erwiderte North. »Um genau zu sein, ich erinnere mich, Ihnen gesagt zu haben, dass ich auch nicht zu Ihnen kommen würde.«
»Und trotzdem bin ich jetzt hier, um dir mal wieder etwas Vernunft beizubringen, du sturer Esel«, erwiderte der Mann. »Was hast du doch für ein Glück.«
»Wayland«, machte Lady Aphra sich bemerkbar. »Du störst Miss Mirabil. Darf ich vorschlagen, dass du jetzt tust, was dein Meister dir aufträgt?«
»Sie ist wach?«, fragte North und schlug die Decke zurück. Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht hockte er sich neben mich.
»Guten Morgen, mein wunderschöner Liebling«, sagte er. »Geht es dir ein wenig besser?«
Ich erwiderte sein Lächeln schwach. »Nicht wirklich.«
Er lachte leise. »Das wird
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