Aus Licht gewoben
ich wissen. »Als er gesagt hat, du hättest mich mitgenommen, um mich zu studieren? «
»Also …«, fing er an.
»Erzähl mir keine Lügen«, warnte ich ihn. »Du verheimlichst mir irgendetwas. Nach allem, was ich von Pascal und dir gehört habe, und jetzt von Dorwan …«
»Du darfst ihm kein Wort glauben, Syd.« North machte sich los. »Er ist hinterlistig bis ins Mark.«
»Aber was will er dann mit mir?« Ich ließ nicht locker.
North hängte mir kurzerhand seine Tasche über die Schulter. »Pass gut darauf auf, ja?«
»Liegt es daran, dass ich irgendetwas Unnatürliches an mir habe? Vielleicht Magie?«, fragte ich.
»An dir ist absolut nichts unnatürlich«, sagte er heftig. » Nichts .«
Ich nickte.
»Wünsch mir einfach Glück, und dann lass mich gehen«, sagte er.
Ich senkte den Blick. »Du brauchst kein Glück.«
Er lachte und küsste meine Hand.
»Such dir ein gutes Versteck, oder lauf so weit weg, wie du nur kannst.«
»Aber was wird aus dir?«, fragte ich.
»Ich komme nach, so schnell ich kann.« Wie so oft schlang er eine meiner Locken um seinen Finger. »Wie dir vielleicht aufgefallen ist, bist du ziemlich schwer zu übersehen.«
Er trat zurück, hob seinen Umhang und ließ mich zitternd und allein zurück.
Der Pfad, dem wir schon einmal den Berg hinab gefolgt waren, war nicht schwer zu finden, und dass ich unser Gepäck und meinen Webrahmen auf dem Wagen gelassen hatte, erleichterte mir den Abstieg noch zusätzlich. Eigentlich sollte ich natürlich ebenfalls dort sitzen, doch das war mir egal. Ich würde auf keinen Fall hierbleiben und ruhig abwarten, bis North wieder zurückkam.
Dschinx , flüsterte eine Stimme in meinem Kopf.
Plötzlich donnerte ein furchtbares Geräusch durch die Berge, und ich rannte los.
Ein heftiger Windstoß wirbelte meine Röcke auf, und um mich begann es faustgroße Felsbrocken zu regnen. Meine Stiefel blieben an Steinen und der losen Erde hängen, und ich wäre fast gefallen, aber ich rannte einfach weiter. Ein weiterer ohrenbetäubender Knall hallte durch den Pass, so laut, dass ich dachte, er würde mich verschlucken.
Jemand schrie. Eine Männerstimme, angestrengt und verzerrt. Das helle Sonnenlicht des Passeingangs wurde von einer Wolke aus rotem Feuer verschlungen, und ein Mann rief: » Komm schon, das kann doch nicht alles sein!«
Mehr als alles andere ängstigte mich, dass ich die Stimme nicht zuordnen konnte.
Der Hang war steil. Einmal fiel ich hin und kroch den Rest des Wegs auf Händen und Knien. Der Boden zitterte unter der Kraft der Magie.
Ein gutes Stück oberhalb der Stelle, an der wir mit dem Wagen angekommen waren, verließ ich den Pass. Ich konnte sehen, wie die Zauberer Wellen aus Feuer, Licht, Wind und Eis entfesselten, als wäre es nichts Besonderes. Das einzige Versteck weit und breit bot mir ein abgestorbener Baum, braun und vollkommen vertrocknet. Ich befand mich ungefähr auf halbem Weg den Hang hinauf, konnte aber so gut sehen, als stünde ich direkt neben den kämpfenden Zauberern.
Dorwan stieß seinen Dolch in die Erde, und eine Ader aus Eis entstand um North und fror seine Stiefel am Boden fest. Mühelos befreite er sich und zertrat das Eis. Den Bruchteil einer Sekunde später hatte er schon den roten Umhang in den Händen, und ein feuriges Band schoss durch die Luft, das Dorwan umschlang. North zog am anderen Ende und zwang seinen Gegner in die Knie.
Dorwans Dolch durchschnitt das Band kurzerhand und durchbrach den Zauber. Hektisch schlug er die kleinen Flammen auf seinem Hemd tot, die Norths Feuer dort hinterlassen hatte.
North wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Sag bloß, du bist schon müde«, spottete Dorwan.
»Nicht zu müde, um dir das dumme Grinsen aus dem Gesicht zu brennen«, kam Norths Antwort. Seine Finger lagen auf den Säumen seiner Umhänge, bereit, den nächsten auszuwählen.
»Ich habe alle Zeit der Welt«, sagte Dorwan und warf seinen Talisman in die Luft.
Wasser strömte auf uns herab und warf North und mich zu Boden. Das Beben unter unseren Füßen war stärker geworden. Von oben prasselten kleine Steine auf mich nieder, und die Erde unter mir schien sich zu bewegen. Die nächste Explosion, die North aus dem Boden herauf beschwor, verfehlte Dorwan völlig. Dorwans Ärmel verschob sich, und die schrecklichen Narben, die seine Arme bedeckten, wurden sichtbar.
»Was ist denn los mit dir?«, beschwerte er sich. »Du bist nicht bei der Sache!«
»Halt den Mund und kämpfe!«,
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