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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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dieser Welt, auch die der Inselnationen, geregelt werden.«
    »Und die Königliche Hofzauberin steht all diesen Zauberern vor?«, fragte ich. Ich wusste auch nicht, warum ich gedacht hatte, sie habe nur Macht über die Zauberer Palmartas. North sah auf seine Stiefel und nickte.
    »Wahrscheinlich weißt du das schon, aber die Obersten Zauberer haben der königlichen Familie immer als Leibgarde und Untergebene gedient«, sagte North mit gesenkter Stimme. »Trotzdem hat es immer auch einige hochrangige Zauberer gegeben, die glaubten, die Obersten sollten unabhängig agieren und die volle Kontrolle über militärische Aktionen erhalten. «
    »Warum erzählst du mir das?«, fragte ich. Oliver blickte sich um, als wolle er sich vergewissern, dass wir ihm noch folgten.

    »Damit du verstehst, dass es nicht einfach wird«, antwortete North. »Ich glaube, die Königliche Hofzauberin sieht die Königin als leichte Beute. Königin Eglantine ist jung und unerfahren. Jetzt bietet sich nach Jahren die erste Gelegenheit für die Obersten, einem Regenten die Regierungsgeschäfte aus der Hand zu nehmen und ihn zu ihrer Marionette zu machen. Es ist die Gelegenheit, die Macht zu verlagern, vielleicht sogar für immer.«
    »So ist das also«, sagte ich.
    »Worüber sprecht ihr?«, rief Oliver uns zu. Sein Blick wanderte misstrauisch zwischen uns hin und her, und mir fiel auf, dass seine Hand wieder am Schwertgriff herumspielte.
    »Nur darüber, wie großartig und wunderbar du bist, Ollie«, sagte North. Olivers Gesicht verfärbte sich, und er machte auf dem Absatz kehrt und ging weiter. Ich warf North einen fragenden Blick zu, doch der zuckte nur die Achseln, und wir folgten ihm weiter.
    Hinter einer kleinen Gruppe von Zauberern traten wir durch einen prunkvoll behauenen Torbogen in ein Gewölbe voller Statuen und Wandbehänge. Die Zauberer hielten die Köpfe gesenkt und waren in eine ernste Diskussion vertieft, doch als wir vorbeigingen, sahen einige von ihnen auf.
    Vor einem großen Schreibtisch in der Mitte des Raumes wartete eine lange Reihe von Zauberern. Einer sah elender aus als der Nächste. Trotz der Wartenden schien der Zauberer hinter dem Schreibtisch nicht in Eile zu sein.
    »Sie sind als Bodensoldat eingeteilt. Melden Sie sich jeden Morgen bei Tagesanbruch, dann erhalten Sie weitere Befehle.« Er strich einen Namen von seiner Liste. »Der Nächste!«
    Wir gingen an der Schlange vorbei, die Halle entlang. North versuchte sein Gesicht zu verbergen, ich hatte jedoch den Verdacht, dass wir mit jedem Schritt mehr Beobachter bekamen.
Oliver schien das zu genießen, er schritt jetzt mit langen, selbstbewussten Schritten über den Marmorboden.
    Wie, fragte ich mich, erreicht man so jung eine so hohe Position?
    »Es ist nur eine repräsentative Stellung«, antwortete North, und mir wurde bewusst, dass ich den Gedanken laut ausgesprochen hatte. »Mit achtzehn Jahren ist es kaum möglich, den zweiten Rang zu erhalten, aber als die Königliche Hofzauberin ihn zu ihrem Stellvertreter ernannt hat, bekam er den Rang, der mit dem Amt einhergeht. Sie baut ihn als ihren Nachfolger auf.«
    Nachdem wir ungefähr ein Dutzend Türen hinter uns gelassen hatten, erreichten wir ein mit weichem rotem Samt ausgelegtes Treppenhaus. Auf dem Treppenabsatz befand sich ein gewaltiges Buntglasfenster, das die berühmtesten Zauberer der Geschichte darstellte. Der Gang in der oberen Etage war ebenfalls wie eine Ausstellung von Porträts und buntem Glas, aber North und Oliver gingen so schnell, dass ich keine Zeit hatte, sie mir genauer anzusehen.
    Noch eine Treppe. An ihrem Ende gab es nur eine einzige Tür. Oliver hob die Hand und klopfte vernehmlich.
    »Herein«, erklang eine Frauenstimme. Oliver öffnete die Tür und trat ein. Als North sich nicht rührte, gab ich ihm einen sanften Schubs.
    »Nun, Wayland«, sagte die Stimme.
    North hob kurz den Blick und sah mich an. »Bitte verachte mich nicht«, sagte er. »Ich habe nichts mit ihr gemeinsam, das schwöre ich. Ich habe es dir bisher nicht gesagt, weil ich nicht wollte, dass du noch schlechter von mir denkst. Es fließt vielleicht das gleiche Blut in unseren Adern, aber sonst haben wir nicht viel für einander übrig.«
    »Was?«, fragte ich verwirrt, folgte ihm in das Zimmer und
schloss die Tür hinter mir. Einige vereinzelte Kerzen tauchten einen Schreibtisch in gedämpftes Licht, abgesehen davon war der Raum genauso dunkel wie der nächtliche Himmel. An einem der offenen Fenster stand eine Frau mit

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