Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
Vom Netzwerk:
wieder zurück auf seinen Stuhl. Der dunkelhaarige Mann hinter ihm trug seine schwarze, aus Leder gefertigte Rüstung stolz, und auf seinem Gesicht lag ein selbstgefälliges Lächeln.
    »Ich glaube«, sagte er, »stattdessen kommst du lieber mit mir.«

    North zog das Schwert aus dem Boden, warf es dem Mann verächtlich zu und begutachtete seinen durchlöcherten Beutel. »Das war nun wirklich unnötig«, stellte er fest. Owains Hand lag an seinem Schwertknauf.
    »Dass du tatsächlich die Dreistigkeit besitzt, dich hier blicken zu lassen«, sagte der andere Mann. Offensichtlich ein Zauberer. »Was für ein Pech, dass ich weiß, in welchem Rattenloch du immer absteigst.«
    North schnalzte unbeeindruckt mit der Zunge. »Dann seid ihr vermutlich hier, um mich festzunehmen, weil ich mich nicht registriert habe. Schrecklich, dass sie euch gezwungen haben, so tief zu sinken. Ihr habt doch sicher viel wichtigere Dinge zu tun als das. Am Hof Wein zu trinken, zum Beispiel, oder Briefe in Schönschrift zu verfassen. Wie habt ihr es nur geschafft, mich da noch dazwischenzuquetschen?«
    »Wenn du ihn mitnehmen willst, musst du dich zuerst mit mir anlegen«, warnte Owain ihn. »Und glaub ja nicht, ich würde dein hübsches Gesicht unbeschadet lassen.«
    Der Zauberer warf ihm einen gereizten Blick zu, aber Owain ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Ich bin hier, um dir mitzuteilen, dass die Königliche Hofzauberin mit dir zu sprechen wünscht«, erklärte der Zauberer. »Auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, warum sie immer noch ihre Zeit mit dir verschwendet.«
    North lachte leise. »Vielleicht kann sie mich einfach besser leiden als dich, Ollie.«
    Das ist also Oliver , ging es mir auf. Der Oliver, über den ich schon so viel gehört hatte. Sein dunkles Haar war ordentlich gekämmt, und er war kleiner und stämmiger als North. Seine laute Stimme und bestimmte Art hatten ihn auf den ersten Blick älter wirken lassen. Jetzt aber fiel mir auf, wie er bei Norths Worten mit den Zähnen knirschte und seine
Hände unsicher mit dem roten Band an seinem Schwertgriff spielten.
    »Deine Bemerkungen waren schon nicht besonders lustig, als wir noch Kinder waren«, sagte Oliver. »Du kommst jetzt mit, und es wäre schön, wenn du versuchen könntest, dich vor deinesgleichen nicht lächerlich zu machen.«
    »Ich komme mit, aber nur, weil ich ihr auch etwas mitzuteilen habe«, sagte North. »Owain, würdest du Syd nach oben begleiten, wenn ihr fertig seid? Ich bin bald wieder da.«
    Ich öffnete den Mund, um zu protestieren, doch North kam mir zuvor.
    »Hör auf Owain«, sagte er mit angespannter Stimme. »Ich sorge schon dafür, dass sie uns glaubt.«
    Trotzig griff ich nach meiner Tasche und stand auf. North sah aus, als wollte er mich packen und ordentlich durchschütteln.
    »Kleines«, sagte Owain langsam. »Er schafft das schon, und wir können mal eine Nacht durchschlafen.«
    Oliver starrte mich mit durchdringendem Blick an. Als er wieder sprach, war seine Stimme hart und unnachgiebig.
    »Das Mädchen kommt auch mit!«
     

     
    Als wir die MILDE KÖNIGIN verließen, vermied North es, mich anzusehen. Dennoch nahm er meinen Arm, als wir auf die dunklen, leerer werdenden Straßen hinaustraten. Um den Hals trug er nun wieder seine Umhänge.
    Statt das Schloss durch das innere Tor zu betreten, gingen wir um eine Ecke und auf ein Gebäude am anderen Ende der Straße zu. Es war im gleichen altmodischen Stil wie der Palast erbaut, mit einem von Dutzenden Säulen gesäumten Zugangsweg.

    »Ich dachte, sie wäre im Palast«, sagte North zu Oliver.
    »Falls es dir entfallen sein sollte, Wayland, es herrscht Krieg«, antwortete Oliver beißend. »Während du im Land herumspaziert bist, haben wir die Vorbereitungen dafür getroffen.«
    »Ich versuche ja, dich zu bemitleiden, ich gebe mir Mühe. Ehrlich«, sagte North. »Warte nur noch einen Moment, ich fange bestimmt gleich an zu weinen.«
    »Ach, halt doch einfach den Mund!« Oliver konnte kaum mehr an sich halten. Er wollte sich zu uns umdrehen, fing sich dann aber wieder. Mit geballten Fäusten beschleunigte er seinen Schritt.
    Ein ganz schöner Hitzkopf , dachte ich. Wieder einmal wanderte mein Blick zum roten Griff seines Schwertes, dann sah ich zu North hoch. »Wo sind wir?«, flüsterte ich und betrachtete die Statuen Astraeas, die das Dach des Hauses zierten.
    »Dasist das Quartier der Obersten Zauberer«, erklärte North. »Der Ort, von dem aus die Angelegenheiten aller Zauberer

Weitere Kostenlose Bücher