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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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einem Schrei stolperte ich zurück und sah gerade noch, wie er auf die Knie gezwungen wurde. Er schlug um sich, knurrte und spuckte wie ein tollwütiger Hund. Ich drehte mich um und wollte wegrennen, war aber nicht schnell genug. Einer der Männer hatte mich schon an der Kehle gepackt.
    »Sie können Ihr Versprechen nicht einfach brechen! Ich weiß genau, wie das in Ihrem Land ist!«, schrie Pompey. »Ihr Volk sieht es als höchste Form der Ehrlosigkeit an, einen Eid zu brechen!«
    »Dann werden Sie jetzt eine traurige Überraschung erleben«, sagte der Anführer und zog seinen Dolch.
    Dann hob der Mann mit einer langen, eleganten Bewegung den Arm. Unfähig, mich zu bewegen, sah ich vom Boden aus zu.
    Ich kann mich noch an den Anblick von Pompeys Blut erinnern, als es auf die kalten Steine zu unseren Füßen spritzte, erinnere mich noch an das furchtbare, gurgelnde Geräusch seiner letzten Atemzüge und daran, wie seine Augen sich ungläubig weiteten. Ich weiß noch, wie das schreckliche Gelächter der Männer durch den Gang hallte, als sie auf mich zukamen.
    Doch vor allem erinnere ich mich, wie Norths verletztes Gesicht vor meinem geistigen Auge auf blitzte. Als die Dunkelheit mich schließlich verschluckte, rief ich verzweifelt seinen Namen.

Fünfzehntes Kapitel
    L ange wachte ich nicht wieder auf.
    Wir überquerten den Kanal in Richtung eines fremden Kontinents, doch ich bemerkte nichts davon. Die ganze Zeit schlief ich und wachte nur auf, um trockenes, altes Brot zu mir zu nehmen und eine Flüssigkeit, die nach verfaulten Früchten schmeckte. Kaum hatte sie meine Zunge berührt, kehrte ich ins Reich der Träume zurück, an einen Ort voller hoher Säulen aus Glas, die bald darauf von Schnee bedeckt waren. Zurück zum Lachen der Kinder im Tal und zu Norths Wärme und Nähe. Das Gefühl seiner Hand, als sie sich um meine schloss.
     

     
    Etwas Warmes berührte meine Wange. Ich schlug die Augen auf und blickte in das herzförmige Gesicht einer kleinen, alten Frau.
    »Zeit etwas zu essen, Liebes«, sagte sie.
    Leise tappte sie durch den Raum und kam mit einem Teller zurück. Ich schüttelte den Kopf. Mir war speiübel.
    Ich strich mir mit einem Stück Stoff über die Wange. Irgendjemand hatte mir ein Nachthemd aus roter Seide angezogen. Auch im Zimmer gab es überall Seide, von Wand zu Wand gespannt gingen die verschiedenen Farben und Formen ineinander über. Ich konnte die Augen nur gerade so lange
offen halten, dass ich das gütige Gesicht der alten Frau noch einmal sah.
    »Wo …?«, wisperte ich, unfähig, den Satz zu Ende zu führen.
    »Ihr seid endlich zu Hause«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Wir haben so lange auf Euch gewartet.«
     

     
    Die alte Frau weckte mich aus meinen Albträumen, hielt meinen Kopf in ihrem Schoß und strich mir immer wieder das Haar aus dem Gesicht. Sie erzählte mir Dinge ohne Sinn und beschwichtigte mich, wenn ich versuchte, etwas zu sagen.
    Eines Morgens, als es noch nicht richtig hell war, hörte ich sie mit eindringlicher Stimme flüstern.
    »… müssen diesen Dämon dazu bringen, den Zauber von ihr zu nehmen. Sie hat seit Tagen nichts gegessen, und ich befürchte …«
    »Er hat gesagt, sie würde lange genug aufwachen, um zu essen. Wollen Sie damit sagen, Sie können sie nicht dazu bringen, Beatrice?« Die Stimme des Mannes war tief und kräftig. Durch den dünnen Schleier meiner Wimpern konnte ich sehen, dass er in tiefrote Gewänder gekleidet war und sein Haar langsam ergraute. Die silberne Krone trug er tief in der Stirn. Er sah aus wie ein Kriegsgott.
    »Sie bleibt nie lange genug wach«, sagte die Frau. »Ich befürchte, sie könnte sterben, wenn Ihr nichts unternehmt.«
    Ich versuchte mich zur Wand zu drehen, weiter von ihnen weg. Meine Arme fühlten sich an, als wären sie mit Sand gefüllt. Hilflos baumelten sie hinunter und verdrehten sich so sehr, dass es weh getan hätte, wäre ich vom Schlaf nicht so betäubt gewesen. Gift , dachte ich. Ich bin vergiftet worden.
    Mit einem gequälten Stöhnen schloss ich die Augen. Schon
war Beatrice an meiner Seite und nahm mein Gesicht in ihre warmen Hände.
    »Bitte, Euer Majestät!«, rief sie. »Bitte!«
    Als er sich neben mich kniete, um mich näher zu betrachten, konnte ich sein Gesicht sehen. Ich blinzelte und kämpfte verzweifelt darum, die Augen offen zu halten.
    »Salvala«, sagte er, und aus seinem Mund klang der Name der Göttin wie ein Gebet. »Dieser demütige und gehorsame König heißt Euch in seinem

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