Aus Licht gewoben
Königreich willkommen.«
Ich fand North in dem kleinen Garten. Die Blumen und grünen Ranken des Lebens, die er mit seiner Magie wieder erweckt hatte, lagen um ihn verstreut. Sie brannten.
»Ich war es«, sagte er. Er stand mit dem Rücken zu mir, doch er wusste immer, wo ich war. »Ich habe alles zerstört.«
»North«, rief ich und umschlang ihn von hinten mit den Armen. »Es tut mir leid! Es tut mir so schrecklich leid!«
»Syd«, flüsterte er. »Du musst aufwachen.«
»Nein«, sagte ich. »Ich verlasse dich nicht.«
»Sydelle.« Seine Stimme war lauter und gehörte plötzlich nicht mehr zu ihm. » Aufwachen habe ich gesagt!«
Ich blickte auf und spürte, wie seine Gestalt sich in meinen Armen bewegte und veränderte. Über die Schulter sah er mich an, und in seiner Brust stieg ein leises Lachen auf.
Es war nicht North, den ich ansah, sondern das entstellte Gesicht von Reuel Dorwan.
Mit einem Schrei fuhr ich hoch, schlug um mich und versuchte verzweifelt, mich aus meinen Laken zu befreien. Mein Nachthemd war vor Schweiß ganz nass. Ein Albtraum. Bitte,
Astraea , dachte ich und presste mir die Hände vor das Gesicht. Lass es nur einen Albtraum gewesen sein.
» Ich freue mich auch sehr, dich wiederzusehen, Sydelle.«
Dorwan saß meinem Bett gegenüber auf einem Stuhl, dort, wo sonst Beatrice saß. Hätte er nicht diesen scheußlichen ausgeblichenen Mantel getragen, hätte ich ihn vielleicht nicht erkannt. Die Heilung der Narben von seinem Duell mit North hatte seine Gesichtshaut straff gezogen, was ihm einen höhnischen Ausdruck verlieh.
Beatrice war nirgendwo zu sehen. Ich versuchte, mich aus dem Bett zu schleppen, um ihm zu entkommen, kam aber nicht weiter als bis zur Bettkante. Mir fehlte einfach die Kraft.
»Das würde ich dir nicht raten«, sagte er. »Du hast fast eine ganze Woche geschlafen. Dein Körper muss erst wieder wach werden. Ich musste dich ruhig stellen«, fuhr er fort. »Wir konnten schließlich nicht riskieren, dass du dich so sehr aufregst, dass du noch ein Erdbeben auslöst.«
»Was … sind …?« Die Worte kratzten in meiner Kehle. Der Zauberer reichte mir ein Glas Wasser von meinem Nachttisch, aber ich drehte den Kopf weg.
»Nun komm, Sydelle«, sagte er. »Kein Gift dieses Mal. Zaubererehrenwort. «
Ich nahm das Glas und trank es in einem langen Zug leer, auch wenn ein Teil von mir sich wünschte, es wäre Gift darin.
»So ist es besser«, sagte er.
Ich wandte wieder den Kopf ab und sah mich in dem kleinen Zimmer um. Das Feuer knackte und zischte, aber ich spürte trotzdem die Kälte, die von Dorwan ausging.
»Weißt du, wo du bist?«, fragte er.
»In der Hölle?«
Dorwan lachte auf. »Fast. Du bist in Auster. Im Sommerpalast des Königs an der Küste.«
»Wenn ich in Auster bin, was machst du dann hier?«
»Ich bin nur ein Bote«, erwiderte er, »der dem König großartige Neuigkeiten gebracht hat.« Dorwan rückte näher zu mir heran. Schützend zog ich die Knie an. »Erzähl mal, Sydelle, was weißt du über Austers Religion?«
Ich musste ihn bei Laune halten, also holte ich tief Luft und dachte nach. »Sie glauben, Salvalas Geschenk, das Schwert, sei besser als das Astraeas, die Magie.«
»Und sie glauben, dass ihre Göttin zurückkehren wird, um den Himmelsthron wieder zu besteigen«, fügte Dorwan hinzu.
»Und was hat das alles mit mir zu tun?«, fragte ich.
»Es hat eine ganze Menge mit dir zu tun, und deshalb hat es mich ganz besonders gefreut, dich zu finden«, antwortete er. »Als Gift und Duelle nichts genützt haben, musste ich eine andere Möglichkeit finden, dich Wayland wegzunehmen. Er hätte dich niemals einfach gehen lassen, wenn ich nicht ein Meer oder zumindest einen See zwischen euch bringen konnte. Zu meinem Glück konnte ich das Ohr des Königs für mich gewinnen, und er war bereit, einem Zauberer Glauben zu schenken. «
»Was hast du diesen Leuten erzählt?«
Wieder verzerrte Dorwans Grinsen sein Gesicht zu einer höhnischen Fratze. »Dass ich ihre Göttin gefunden habe, natürlich. Ihre Legenden besagen, dass einer ihrer ärgsten Feinde sie zu ihnen bringen würde. Ihr beide habt viele seltsame Gemeinsamkeiten: ein schönes Mädchen, das die Magie der Welt zu kontrollieren vermag und sich die Macht von Stürmen und anderen Naturkatastrophen zunutze machen kann. Natürlich mit rotem Haar und einem rachsüchtigen Gemüt.«
»Du hast sie belogen?«, fragte ich entgeistert. »Was werden sie tun, wenn sie herausfinden,
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