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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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linkisch und ungeschickt zu sein.
    »Nun, Sydelle«, sagte sie freundlich. »Es freut mich außerordentlich, Sie kennenzulernen. Gerüchten zufolge hatten Sie eine abenteuerliche Reise hierher.«

    »Eure Majestät.« Pompey verbeugte sich. »Wenn ich mich dann verabschieden dürfte, die Fortschritte der Zauberergarde sind noch zu begutachten.«
    »Würden Sie Oliver zu mir schicken?«, bat Königin Eglantine. »Ich hätte noch eine Frage an ihn.«
    »Selbstverständlich, Eure Majestät.« Wieder verbeugte sich Pompey und schloss dann leise die Tür hinter sich.
    Wir machten eine Runde durch den Raum und kamen am Tisch der Damen zum Stehen.
    »Geht«, befahl Königin Eglantine brüsk. Die Hofdamen erhoben sich, knicksten und verließen fluchtartig den Raum.
    »Also, Sydelle«, sagte die Königin lächelnd. »Setzen Sie sich doch. Wie wäre es mit einem Spiel?«
    Ich stockte, und meine Hände verkrampften sich so sehr, dass sie ganz rot wurden.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte ich nach einer kurzen Pause, »aber ich kann nicht Karten spielen.«
    »Kann nicht Karten spielen«, wiederholte sie erstaunt. »Woher kommen Sie?«
    »Aus Cliffton«, antwortete ich. Was hatte meine Mutter immer gesagt? Man sollte niemandem, der über einem stand, direkt in die Augen sehen? Ich versuchte, aufrecht zu sitzen und den Blick auf den wunderschönen Teppich gerichtet zu lassen, doch ich war so müde, dass es mir der Mühe nicht wert erschien.
    »Oh, diese hübsche kleine Hafenstadt im Süden!«, rief sie.
    »Eigentlich ist es ein Dorf im Westen«, sagte ich zögernd. Noch bevor ich das kurze Auf blitzen von Ärger in ihren Augen sah, wusste ich, dass es sich nicht gehörte, sie zu verbessern. Trotzdem fing sie sich schnell wieder und lächelte.
    »Ja, richtig.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Die vielen Städte und Dörfer sind so leicht zu verwechseln. Haben Sie Heimweh? Sie sehen ein wenig blass aus.«
    »Ein bisschen«, gab ich zu.
    »Ich sehne mich ununterbrochen nach zu Hause«, sagte sie. »Ich komme nicht aus Provincia, wissen Sie, und ich würde die Hauptstadt viel lieber nach Estoria verlegen oder wenigstens einen zweiten Palast dort bauen.«
    Ich nickte.
    »Hatten Sie auf Ihrer Reise die Gelegenheit, Estoria zu besuchen? Wir haben dort so schöne Märkte und Felder voller Blumen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie sind nicht sehr gesprächig, Sydelle«, sagte sie ungehalten. »Sie haben mir noch gar nichts von sich erzählt.«
    »Nun ja«, begann ich langsam. »Ich komme aus Cliffton …«
    »Ja, das haben wir ja nun hinreichend besprochen«, sagte sie. Innerlich versteifte ich mich.
    »Wisst Ihr, was sich im Augenblick in Cliffton abspielt?«, fragte ich. »In allen westlichen Dörfern? Sie sind von Austers Verbündeten eingenommen worden.«
    »Ja, darüber bin ich informiert, aber ich wusste nicht, dass Ihr Dorf auch zu den betroffenen gehört«, sagte sie. »Es ist mittlerweile ein Plan erstellt worden, wie sie am besten zu schützen sind. Ich verspreche, dass Ihrer Familie und Ihren Freunden nichts geschehen wird.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Also, was gibt es noch? Was für aufregende Dinge haben Sie erlebt? Ich habe großes Mitleid mit Ihnen, weil Sie es so lange mit diesem Wüstling aushalten mussten, aber irgendetwas Aufregendes ist doch sicher passiert.«
    »Nichts so besonders Aufregendes«, log ich. »Es gab nur ein paar Duelle.«

    »Duelle!« Ihre Augen leuchteten auf. »Ich liebe Duelle!«
    Erwartungsvoll griff sie nach meiner Hand. »Erzählen Sie, hat man dabei um Ihre Hand gekämpft? Sie sind ein süßes kleines Ding, es war sicher unglaublich romantisch.«
    »Eher nicht«, sagte ich und schluckte den in mir aufsteigenden Ärger hinunter. »Genau genommen war es beängstigend. «
    »Dieser Zauberer hat wohl keine besonders großen Fähigkeiten«, vermutete die Königin und stützte das Kinn in die Hand. »Ich bin froh, dass er dort unten ist, wo er uns keine Schwierigkeiten mehr bereiten kann. Pompey wird ihn in den Kerker werfen.«
    »Woher wisst Ihr …?«, stotterte ich. Pompey hatte mich geradewegs zu ihren Gemächern gebracht, wie konnte sie also schon wissen, was passiert war?
    »Das tut nichts zur Sache, Sydelle. Es wird sich alles fügen.« Lächelnd drückte die Königin meine Hand. »Mir ist das Armband mit den hübschen kleinen Anhängern aufgefallen, das Sie tragen. Woher haben Sie das?«
    »Ich habe es …« Jetzt, wo ich die Wahrheit kannte, brachte ich es kaum über die Lippen.

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