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Aus Nebel geboren

Aus Nebel geboren

Titel: Aus Nebel geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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bekommen. Fay rieb sich die Schläfen.
    „Vielleicht sollten wir zur Polizei gehen“, überlegte sie laut. „Der Mann hat geblutet und schien wirklich schwer verletzt … ich nehme an, das sollte ich melden, oder?“
    Chloé schüttelte den Kopf.
    „Denk doch mal nach! Nie wieder für diese Perversen tanzen, nie wieder Scheine in den String, Fay! Lass uns den Stein verscherbeln und aus diesem Dreckloch verschwinden!“
    Ihr Blick schloss die spärliche Kammer ein, und Fay hätte ihr zu gerne zugestimmt. Aber das war nicht so einfach.
    „Wir haben doch keine Ahnung, was das überhaupt ist! Nur weil es geschliffen wie ein Edelstein ist, muss es noch lange keiner sein!“
    Chloé nahm den faustgroßen roten Stein in ihre Hand, als prüfe sie sein Gewicht.
    „Ich denke, es ist ein Rubin – unser blutrotes Ticket in ein neues Leben! In ein Leben, das wir uns so lange erträumt haben!“
    „Ich weiß nicht … ich habe noch nie etwas gesehen, dass so aussieht! Es ist das dunkelste Rot, das ich je gesehen habe!“
    Fays Herz klopfte. Dieses Gefühl in ihr … das war Hoffnung, das wusste sie, und sie wollte es lieber nicht aufkeimen lassen. Wenn sie erst an ein neues Leben glauben und das Schicksal sie dann wieder zurück in diese Gosse stoßen würde … sie fürchtete, das nicht verkraften zu können.
    „Ein Rubin? Wer trägt bitteschön einen faustgroßen Rubin durch Paris?“
    Fay schüttelte den Kopf und wischte ihre Locken achtlos zurück.
    „Viel eher glaube ich, dass das nichts weiter ist als buntes Glas.“
    „Niemals! Du hast gesagt, der Kerl war überzeugt, dass der Inhalt seines Beutels wichtig oder wertvoll wäre. Rotes Glas ist in meinen Augen nicht sonderlich wichtig, oder? Dieses Ding, Fay – was immer es ist, macht uns reich, das schwöre ich dir!“
    Fay hielt es nicht mehr auf der Bettdecke und unter dem erwartungsvollen Blick ihrer Schwester. Dieser Stein machte sie unruhig. Seit sie ihn bekommen hatte, lagen ihre Nerven blank, und sie stand unter Strom.
    Julien wird dich finden. Gib es nur ihm , hatte der Fremde sie beschworen, und das war es auch, was Fay so nervös machte. Sie hatte Angst, gefunden zu werden. Besonders, wenn sie beschließen würden, den Stein zu verkaufen.
    „Hör zu, ma belle , ich werde sehen, ob ich jemanden finde, der uns sagen kann, was das ist.“
    Fay schlüpfte in ihre Jacke und ihre Boots. „Vielleicht war das ein Spinner und alles nur ein doofer Streich! Wenn das wirklich ein Rubin sein sollte, dann … dann wird es immer noch schwierig, einen Käufer zu finden, der keine Fragen stellt.“
    Sie sah sich um. „Und jetzt brauchen wir ein gutes Versteck für den Klunker.“
    Chloé lachte und fing sogleich an zu husten. „Denkst du nicht, er ist bei mir sicher?“
    Fay zwinkerte und nahm den Beutel an sich. „Du würdest den Stein und deine Seele vermutlich für ein warmes Mittagessen verkaufen, noch ehe ich aus der Tür bin.“
    Chloé nahm einen weiteren Hub Asthmaspray.
    „Stimmt, aber mal ehrlich, wie lange ist es her, dass wir beide ein warmes Mittagessen hatten?“
     

    Die kuppelartige Decke der Halle im Chateau warf Juliens Stimme zurück. Inmitten seiner Gefährten lag Gabriels Leichnam aufgebahrt. Ein jeder von ihnen verspürte die gleiche wütende Ungläubigkeit wie Julien.
    „Verflucht! Einer von euch muss doch wissen, was gestern geschehen ist!“, rief dieser noch einmal, nachdem er zuvor nur Schweigen als Antwort erhalten hatte.
    „Welchen Weg hat Gabriel genommen? Woher wussten die Feinde, wem sie folgen mussten? Und wie konnten sie ihm auflauern?“
    Julien schüttelte den Kopf, und sein schmerzgeplagter Blick blieb den anderen durch die in seine Stirn fallenden Strähnen verborgen. Er griff sich einen der beiden Pfeile, die er zuvor zusammen mit Louis aus Gabriels Brust entfernt hatte, und hob ihn hoch, dass alle ihn sehen konnten. Die Flammen des großen Wandkamins brachen sich in dem funkelnden Rubin, der die Spitze bildete, und Juliens Stimme wurde noch lauter.
    „Und wie zum Teufel ist uns die Bruderschaft auf die Schliche gekommen?“
    Alle Augen waren auf ihn gerichtet, aber nur Lamar wagte es, etwas zu erwidern.
    „Vermutlich haben sie dich schreien hören.“
    Julien erstarrte. „Wagst du es, den Tod eines Bruders ins Lächerliche zu ziehen, Lamar?“
    Sein Gesicht war wie eine steinerne Maske und jede Emotion daraus verdammt, als er sich an diejenigen seiner Männer wandte, die mit ihm nach Paris gekommen waren.
    „Wir haben

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