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Aus Nebel geboren

Aus Nebel geboren

Titel: Aus Nebel geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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den Stein und nichts weiter. Aber sie hat es nicht leicht: Der Wanderer war hinter ihr her, und es ist nicht an uns, es ihr noch schwerer zu machen.“
    Wieder lachte Lamar, und seine eisblauen Augen funkelten amüsiert.
    „Wenn sie es so schwer hat, dann lass sie doch ein wenig Trost in meinem Bett finden.“
    „Tut mir leid, aber dein Bett wird heute kalt bleiben müssen. Ich brauche dich, um ein Auge auf ihre Schwester zu haben“, wies ihn Julien an, kritzelte die Adresse auf einen Zettel und reichte ihn seinem Freund. Der stemmte sich aus dem Polster hoch und schlenderte gut gelaunt zur Tür.
    „Nun, vielleicht habe ich bei der Schwester mehr Glück. Du weißt doch, Juls, mein Bett bleibt nur selten kalt, denn ich habe immer mehrere Eisen im Feuer. Aber du …“
    Er sah ihn mitleidig an.
    „… dein Bett ist so kalt, dass dein Schwanz schon vor Kälte ganz steif sein muss.“
    Die Tür schloss sich hinter Lamar, aber sein Gelächter war noch gut zu hören. Mit einem Fluch auf den Lippen und einem nicht weniger wütenden Blick auf die Verbindungstür stieg Julien aus seiner nassen Hose.
    Dies war nicht die richtige Zeit, sich von schönen Frauen ablenken zu lassen. Es stand zu viel auf dem Spiel.
    Aber, als hätte Lamar mit seinen Worten Salz in eine Wunde gestreut, brannte sich nun die Vorstellung von Fay, die nur wenige Schritte entfernt nackt unter einem Strahl heißen Wassers stand, in sein Gehirn.
    Julien biss die Zähne zusammen. Nun, zumindest hatte die Kälte nichts mit seiner plötzlichen Härte zu tun, dachte er und zog wütend eine trockene Hose über.

Ein Hauch von Lorbeer

    Rom, heute
    Die schnellen Schritte des Boten hallten durch die langen Gänge des Apostolischen Palastes. Kardinal Paschalis wartete bereits seit Tagen auf die Nachricht, darum rannte Alerio beinahe durch die Flure.
    Er wusste nicht, wer ihm die Botschaft hatte zukommen lassen, denn sie war, wie schon zuvor, im Gästehaus, für dessen Ordnung er zu sorgen hatte, abgegeben worden, ohne dass jemand hätte sagen können, von wem. Das beunruhigte ihn, denn niemand kam ohne Genehmigung in die Vatikanstadt hinein. Und ganz sicher nicht wiederholte Male. Aber er hatte aufgehört, dem auf den Grund gehen zu wollen, denn kaum hatte ihn der erste Umschlag auf diesem Weg erreicht, war er von Kardinal Paschalis gerufen worden. Dieser hatte ihm auferlegt, höchstes Stillschweigen über die Nachrichten, deren unsichtbaren Überbringer und dessen Kontakt zu Paschalis selbst zu wahren.
    Alerio schwitzte unter der Soutane, und seine Finger hinterließen feuchte Fingerabdrücke auf dem versiegelten Brief. Er war versucht gewesen, ihn gegen das Licht zu halten, um eine Ahnung davon zu bekommen, was genau er da in den Händen hielt, aber dann hatte er davon Abstand genommen. Das dicke Papier des Umschlags hätte ohnehin nichts über den Inhalt preisgegeben.
    Direkt vor ihm standen zwei Wachen der Schweizer Garde in der typisch orange-blauen Uniform neben der doppelflügeligen Tür zu Kardinal Paschalis‘ Arbeitszimmer. Anders, als die Gardisten, die die wenigen Eingänge zur Vatikanstadt bewachten, verzichteten sie im Herzen des Kleinstaates auf die metallenen Brustpanzer und die Hellebarde. Trotzdem fürchtete Alerio, abgewiesen zu werden, denn er kam unangemeldet.
    Um einer Zurechtweisung zu entgehen, mäßigte er seine Schritte und versuchte, seinen beschleunigten Atem zu beruhigen. Um größtmögliche Wichtigkeit bemüht, streckte Alerio die Brust stolz heraus und hielt sich so gerade, wie er konnte. Verstohlen wischte er sich die schweißnassen Hände an seiner Soutane ab und umfasste die Nachricht fester.
    „Ich habe eine dringliche Botschaft für Kardinal Paschalis“, erklärte er beim Näherkommen, und das Nicken eines Gardisten bedeutete ihm heranzutreten.
    Er klopfte fest an die Tür, sodass seine Knöchel schmerzten, aber man ihn im Raum dahinter auch hören würde. Sogleich wurde er hereingebeten. Mit demütig geneigtem Kopf trat er ein.
    Der fettleibige Kardinal war tief über seine Papiere gebeugt, die vor ihm auf dem ansonsten vollkommen leeren und blank polierten Schreibtisch lagen. Die schiere Größe seines Arbeitsplatzes ließ auf tonnenschwere Verantwortung und weltverändernde Entscheidungen schließen. Wie die Male zuvor kam sich Alerio sehr unbedeutend und klein vor, als er darauf wartete, dass der Kardinal ihn mit seiner Aufmerksamkeit beehren würde.
    Schließlich räusperte sich Paschalis, schnappte hörbar nach Luft

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