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Aus Nebel geboren

Aus Nebel geboren

Titel: Aus Nebel geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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und rieb sich die Brust. Endlich sah er auf, und es war, als fragte er sich, wie lange Alerio schon im Raum sein mochte. Der verneigte sich und betete, dass Gott den Kelch an ihm vorübergehen lassen möge, den Kardinal zu beatmen, sollte seine Lunge unter dem ganzen Fett zusammenbrechen.
    „Eminenz“, grüßte er freundlich und hob den Umschlag. Er wollte so schnell wie möglich zurück in sein Gästehaus. Sollten doch die Gardisten den Retter spielen – das war schließlich deren Aufgabe.
    Aber Alerio war umsonst besorgt gewesen. Als der Kardinal den Brief sah, kam Leben in seine massige Gestalt, und sein Blick verfinsterte sich.
    „Das wurde ja auch Zeit! Wann kam er an? Ich will Euch raten, mir immer unverzüglich Meldung zu machen, wenn Euch eine Nachricht erreicht“, fuhr er ihn an.
    „Selbstverständlich, Eminenz. Sogleich, als ich die Nachricht fand, bin ich hierhergekommen. Ich bin gerannt, Eure Eminenz“, erklärte Alerio und reichte die geheimnisvolle Botschaft weiter.
    Der Kardinal riss ihm den Umschlag beinahe aus der Hand und scheuchte ihn dann mit einer hektischen Bewegung fort.
    „Nun geht, und wenn Ihr weitere Briefe erhaltet, bringt sie unverzüglich her, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Habt Ihr verstanden?“
    „Ja, Eminenz. Natürlich, Eminenz. Wie Ihr wünscht.“
    „Ihr vergeudet meine Zeit! Geht jetzt!“
    Alerio verbeugte sich und beeilte sich hinauszukommen. Fast so schnell, wie er hierhergekommen war, floh er nun zurück in sein Reich. Er wusste zwar nicht, was in dem Umschlag sein mochte, aber allein die Tatsache, dass es diesen gab, hatte den Kardinal sichtlich aufgeregt. Alerio bekreuzigte sich und begann leise, das Ave Maria zu beten. In was wurde er da nur hineingezogen?

    Kardinal Paschalis hielt den Umschlag in seinen Händen und atmete tief ein. Die Lunge stach ihm, aber er wusste, der Schmerz kam aus seinem Rücken. Sein Gewicht lastete schwer auf seinen Wirbeln, und er hatte seit Jahren Probleme. Er versuchte, die Schultern zu kreisen, zuckte zusammen und beschloss, dass er noch heute einen Arzt aufsuchen musste. Wenn doch nur dieser Brief gute Nachrichten enthalten würde!
    Als handele es sich um eine Briefbombe, schob er den Umschlag weit von sich und sah auf das kalligraphisch verschnörkelte Symbol. Der Duft von Lorbeer entstieg dem Papier, und Paschalis brauchte nicht mehr, um zu wissen, wer ihm dies sandte. Aber war der Auftrag erfüllt? Oder hatten die Hüter der Wahrheit erneut einen Sieg errungen? Er musste den Umschlag öffnen, um es herauszufinden, aber er wagte es kaum. Allein das Wissen, welcher Teufel die Nachricht verfasst hatte, ließ ihn zögern.
    Er hatte tief in die Taschen der Kirche gegriffen, um den unberechenbaren Krieger für sich zu gewinnen, aber hielt er auch, was der Kardinal sich erhofft hatte?
    Ängstlich brach Paschalis das Siegel. Mit zitternden Händen faltete er das einzelne Blatt auseinander. Seine Zähne gruben sich in seine Lippe, als er die wenigen Zeilen überflog. Sein Blick war leer, als er endete, und beinahe kraftlos entglitt das Papier seinen Fingern. Nur der Lorbeergeruch stieg ihm noch in die Nase und machte Paschalis sein Versagen deutlich.
    „Was führt diese Schweinehirten nach Paris?“, überlegte er und fuhr sich über die glänzende Stirn.
    Diese Wendung war unerwartet, aber er beschäftigte sich schon zu lange mit der Bedrohung, die von dieser Gruppe von Männern ausging, als dass er dem Umstand ihrer Anwesenheit in Frankreich keinerlei Bedeutung beimessen würde.
    „Warum habt ihr Irland verlassen?“, murmelte er und tippte mit dem Finger auf die glänzende Tischplatte. Noch einmal las er die Mitteilung. Nun, zumindest hatte sein Krieger ihre Spur nicht wieder verloren.
    Es war einfach unfassbar, dass das Fundament der Katholischen Kirche, des Glaubens von Millionen von Menschen, in den Händen einer Gruppe von Männern liegen sollte, deren Absichten sich ihm verschlossen.
    Wie eine tickende Zeitbombe, dachte Paschalis. Eine Zeitbombe, die er zu entschärfen gedachte.
    Seine bisher beste Waffe gegen die Horde selbst ernannter Hüter eines Wissens, das, sollte es je an die Öffentlichkeit dringen, einen Glaubenskrieg auslösen könnte, war ein einziger Mann. Ein Mann, dem der Kardinal nicht weiter traute, als er spucken konnte.
    Paschalis massierte seine Brust. Die Sorge hatte seine Schmerzen verstärkt. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen sich eine Nachricht innerhalb weniger Minuten einmal um den

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